Der Grabritter (German Edition)
Kehle und weit aufgerissenen Augen auf der Matratze, von der langsam das Blut hinunter auf den Boden tropfte. Der Beamte drehte sich herum und lief weiter trillernd den Flur hinunter. Von der anderen Seite kamen ihm mehrere Kollegen und der Direktor entgegen. Aufgeregt erzählte er, was passiert war und zeigte in Richtung der Zelle. Mit eiligen Schritten gingen die Männer zu Mertens‘ Zelle. Der Direktor trat hinein und starrte ungläubig auf den Toten. Er fasste sich an den Kopf und wies einen der Beamten an, sofort das BKA zu informieren. Zwanzig Minuten später traf Dr. Kurz zusammen mit Kommissar Korte ein. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Direktor vernahmen sie die beiden Vollzugsbeamten, die in der Nacht Wache hatten. Niemand konnte irgendetwas zum Tathergang sagen. Keiner wusste etwas. Die Wachhabenden waren sich sicher, dass die Tür zu Mertens Zelle am Vorabend verschlossen war. Alle Zellen wurden zweimal geprüft. Am Morgen jedoch hatte sie offen gestanden.
Dr. Kurz und Kommissar Korte waren ratlos. Um sie herum war die Spurensicherung damit beschäftigt, alle Fingerabdrücke zu nehmen. Der Direktor stand neben den beiden und schüttelte fassungslos den Kopf. »Mein Gott, wie konnte das passieren?«, stammelte er leise vor sich hin. Korte sah hinüber zu Dr. Kurz. »Denken Sie, was ich denke? Das hier ist nicht passiert, weil er ein BKA Mann war. Nein, es ist passiert, weil er vielleicht den Mund aufgemacht hätte. Es müssen ein paar Leute höllische Angst davor gehabt haben, dass Merten redet. Soviel Angst, dass sie nicht gezögert haben, ihn zu liquidieren. «
Korte machte mit der Hand eine umschweifende Bewegung. »Hier gibt es genug Männer, die man mit so etwas beauftragen kann. Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass wir die Täter ausfindig machen können. Hier sieht und hört niemand etwas. Das ist das oberste Gesetz hier im Knast.« Dr. Kurz streifte sich mit der Hand durch sein Gesicht. »Rufen Sie im BKA an, Korte. Ich möchte, dass ab sofort eine Doppelwache vor Herzogs Tür im Krankenhaus steht. Sie können auch sagen, falls ich jemanden erwische, der sich auch nur einen Kaffee holt oder zum Pinkeln geht, ... oder sich auch nur in der Nase bohrt, dann geht er den Rest seines Lebens auf Streife.« Dr. Kurz drehte sich um und verließ die Zelle.
Korte telefonierte. Danach warf er noch einen Blick auf den toten Kommissar und folgte dann Dr. Kurz. Als er ihn einholte, waren sie bereits draußen vor dem Gebäude angelangt. Der Leiter des BKA blieb stehen und drehte sich zu Korte um. »Herzog muss am Leben bleiben. Er ist unsere einzige Chance, zu erfahren was hier läuft. Was ist eigentlich mit Hauptkommissar Kerner? Gibt es irgendeine Spur von ihm?« Korte schüttelte den Kopf. »Nein, so wie ich von Kriminalrat Marquart gehört habe, weiß niemand, wo er steckt. Aber ich könnte ja mal sehen, ob ich etwas herausfinde. Wenn Sie mich fragen, hat Kriminalrat Marquart sich bis jetzt kein Bein bei den Nachforschungen ausgerissen.« Dr. Kurz zog eine Augenbraue hoch. »Kommissar Korte, Sie sind erst kurze Zeit bei uns. Ich halte Sie für einen guten Ermittler. Sie sollten sich allerdings solche Bemerkungen verkneifen. Kriminalrat Marquart mag nicht einfach sein. Seine Erfolge können sich aber durchaus sehen lassen.« Kurz ging weiter. Dann blieb er wieder stehen und drehte den Kopf etwas zur Seite. »Andererseits kann es aber vielleicht nicht schaden, wenn sich ein Mann mehr darum kümmert.« Korte hatte verstanden und grinste. Sie gingen weiter zum Wagen und fuhren zurück ins BKA.
Kommissar Bange klopfte an die Tür. Von drinnen hörte er Marquarts mürrische Stimme. »Ja.« Bange ging hinein und sah Marquart in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch. »Die Sache ist erledigt. Merten hält den Mund. Für immer.« Marquart blickte etwas zweifelnd von seinen Akten auf. »Das ist ja mal eine gute Nachricht, Bange. Wenn’s denn auch wirklich so ist!? Trotzdem müssen wir uns immer noch um Herzog kümmern. Wir können nicht einfach abwarten, ob er es schafft oder nicht.«
Es klopfte. Die Tür ging auf und Marquarts Sekretärin, Frau Kniel kam herein. »Entschuldigen Sie die Störung, Herr Kriminalrat, aber Kommissar Korte rief eben an. Es soll sofort ein zweiter Mann für die Bewachung von Kriminalrat Herzog abgestellt werden.« Marquarts Gesicht verfärbte sich rot. Er brüllte Frau Kniel an. »Was ... wer hat was gesagt? Kommissar Korte? Raus jetzt und verbinden Sie mich
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