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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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nennen beliebt, kein natürliches Ende findet, Madame?“
    Sie sah ihn mit ihren kühlen Augen durchdringend an. Ja – sie hatte es befürchtet. Er war ernsthaft verliebt. Nun, man würde Mittel und Wege dagegen finden. Die Hauptsache war, dass er dieses Landleben aufgab und wieder nach Paris zurückkehrte. „Mein lieber Christian“, sagte sie mit der zärtlichen Besorgnis einer guten Freundin, „du weißt, dass dein Vater immer fürchtete, du könntest zu sehr deinem Herzen und zu wenig deinem Verstand folgen.“
    „Allein dem Verstand zu folgen und das Herz zu verschließen ist nicht immer ratsam, Madame.“
    Sie fasste seine Hand und hielt sie fest. „Du hast nur zu recht, Christian. Dennoch ist es nötig, sich gut zu überlegen, wem man sein Herz öffnet. Eine Bauerndirne ist deiner nicht würdig, mein lieber Junge.“
    Er entzog ihr gewaltsam seine Hand und erhob sich erregt. „Ich weiß nicht, wovon Ihr redet, Madame“, sagte er verärgert. „Im Übrigen bitte ich Euch herzlich, diese Angelegenheiten mir zu überlassen.“
    Sie tat, als sei sie damit vollkommen einverstanden. „Verzeih mir, Christian. Nur meine Sorge um dich hat mich zu diesen Worten verleitet. Die Liebe, verehrter Freund, ist eine Quelle der Freude und der Entspannung für denjenigen, dem es gelingt, Herr seiner Sinne zu bleiben. Wer sich zum Sklaven seiner Gefühle macht, wird bald nicht nur unglücklich, sondern auch ein Narr sein.“
    „Danke für die Predigt“, sagte Christian kühl.
    Er hatte sich jetzt wieder in der Gewalt und lächelte. Doch sie wusste, dass sich hinter seinem Lächeln ein zorniger Aufruhr verbarg. „Ich habe unserer Freundin bereits angeboten, sie mit nach Paris zu nehmen“, sagte sie beiläufig. „Das Mädel ist etwas ganz Besonderes und gibt zu größten Hoffnungen Anlass. Sie kann uns sehr nützlich sein, lieber Freund.“
    Er wusste, wovon sie sprach. Marguerite hatte bereits etliche junge Frauen erzogen und als Maitressen in die adelige Gesellschaft eingeschleust.
    Er beherrschte seinen Ärger über ihre Eigenmächtigkeit. Er würde Jeanne für so etwas nicht hergeben.
    „Und was hat sie dazu gesagt?“
    „Sie war begeistert.“
     
    Gegen elf Uhr in der Nacht eilte die kleine Nadine durch den Flur, um ihrer Herrin eine Tasse heiße Schokolade zu bringen. Marie behauptete, dass Schokolade die Eigenschaft habe, Kummer und Sorgen zu besänftigen – vielleicht war das ja nur Gerede, aber Nadine wusste, dass Jeanne sich in dieser Nacht ganz gewiss sorgen würde. Heiße Schokolade konnte da auf keinen Fall schaden.
    Sie war schon fast vor Jeannes Zimmer angekommen, als am anderen Ende des Flurs ein Licht erschien. Ein Diener trug einen dreiarmigen Kerzenleuchter, hinter ihm schritt die Dame aus Paris. Nadine atmete erleichtert auf. Die fremde Dame war ohne Zweifel auf dem Weg in ihr Zimmer, um sich zu Bett zu begeben. Also würde Christian in Kürze im Schlafgemach ihrer Herrin erscheinen, die ihn bereits sehnsüchtig erwartete.
    Sie versank in einem tiefen Knicks, als die schweren Brokatröcke der Dame an ihr vorüberrauschten. Als sie jedoch weitergehen wollte, hörte sie die leise, kühle Stimme der fremden Dame: „Kammerzofe....“
    „Zu Diensten, Madame.“
    Nadine knickste erneut und blickte die Fremde fragend an. Marguerite de Fador nahm von Nadines Persönlichkeit etwa so viel wahr wie von einer Fliege an der Wand. „Schick den rothaarigen jungen Mann zu mir.“
    „Euer Gnaden meinen Monsieur René de Bragnol?“
    „Wenn er rote Haare hat, dann ja. Trödele nicht herum! Die Schokolade kannst du mir geben.“
    Marguerite de Fador bemächtigte sich der Tasse, aus der ihr ein köstlicher Duft in die Nase gestiegen war, und gab Nadine einen kleinen Schubs mit der Hand, um sie zur Eile anzutreiben.
    Nadine blieb nichts anderes übrig als zu gehorchen. Während sie die Treppe hinaufhuschte, grübelte sie darüber nach, was diese hochnäsige Dame aus dem fernen Paris wohl von René wollte. Natürlich, er hatte sich ja um ihren Wagen kümmern wollen.
    Aber musste sie ihn deshalb mitten in der Nacht sprechen? Nadine mochte René sehr, sie war sogar ein wenig in ihn verliebt, und der Gedanke, dass der normannische Bär zu dieser nächtlichen Stunde ins Zimmer dieser Dame treten würde, war ihr nicht angenehm. Auch René war wenig von dieser Aufforderung erbaut. Nadine fand ihn in der Waffenkammer, wo er an einer Jagdbüchse herumfeilte. Eisenspäne bedeckten Hose und Bluse, und seine Hände waren

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