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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Fensterbank und stieg zu ihr hinein.
    „Das war knapp“, meinte er aufatmend und zog die Vorhänge vor das Fenster. „Um ein Haar wäre ich mitsamt dem halben Weinstock auf Marguerites Balkon gestürzt.“
    Sie war einige Schritte zurückgetreten und betrachtete ihn entzückt. War es die Wirklichkeit oder nur einer ihrer Träume? Aber nein, er stand leibhaftig vor ihr, grinste sie fröhlich an wie ein Schuljunge, das Gewand voller Flecken und Weinlaub im blonden Haar.
    „Nun?“, meinte er heiter. „Was ist das für eine Begrüßung? Schriebst du mir nicht, dass du sehnsüchtig auf mich gewartet hättest?“
    Sie verkniff sich das Lachen und sah ihn mit gespielt strengem Blick an. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du wie ein Dieb in mein Schlafzimmer einsteigen würdest. Was, wenn ich nun schon im Bett gelegen hätte?“
    Sein Blick leuchtete im Schein der Kerzen. Langsam trat er auf sie zu. „Das hätte mich keineswegs gestört, meine süße Jeanne.“
    „Es ist unhöflich, eine Dame in ihrem Schlafgemach aufzusuchen“, wehrte sie sich.
    „Aber Jeanne“, lächelte er. „Was lernst du hier in Paris, kleine Dorfschönheit? Hast du noch nie vom ‚lever’ und ‚coucher’ des Königs und der Königin gehört?“
    „Das ist etwas anderes.“
    Er lachte und zog sie in seine Arme. Vorsichtig und fast schüchtern wanderten seine Lippen über ihre Stirn und Wangen und fanden schließlich ihren Mund. Der erste Kuss nach langer Zeit war unendlich zärtlich, so als fürchte er, sie mit der Glut seiner Begierde zu erschrecken.
    „Vom ‚lever’ und ‚coucher’ des Königs weiß ich eine ganze Menge“, prahlte sie, ihre Lippen von den seinen lösend. „Im Salon von Madame de Fador wird häufig davon erzählt. Es sind nur Herrschaften aus den höchsten Adelskreisen zugelassen und jeder hat seine Aufgabe.“
    „Wie klug du geworden bist“, witzelte er und umschlang ihre Taille. „Und was für Aufgaben sind das?“
    Sie nahm ein Weinblatt aus seinem Haar und kitzelte ihn damit an der Nase. „Willst du mich jetzt abfragen?“
    Er nieste und wollte ihr das Blatt entreißen, doch sie hielt es fest. Schließlich fasste er ihre Hand und küsste sie.
    „Nun....“, meinte sie und zog die Stirn kraus, „einer darf dem König das Waschgeschirr reichen, ein anderer hat die Ehre, ihm das Hemd so zu halten, dass er hineinschlüpfen kann. Der Nächste reicht ihm die culotte, die Weste, den Rock, die Schuhe. Eben alles, was er so anhat.“
    „Sehr gut“, schmunzelte er, „ich sehe, dass du eine gelehrige Schülerin bist. Und beim ‚coucher’?“
    Sie zuckte die Schultern. „Da geht alles genauso. Nur in umgekehrter Reihenfolge.“
    Er hatte jenes Glitzern in den Augen, das sie bereits kannte, und sie ahnte, dass er etwas im Sinn hatte.
    „Du bist heute Nacht meine Königin“, flüsterte er ihr ins Ohr, „und ich werde dein ‚coucher’ inszenieren.“
    „Du ganz allein?“, meinte sie verschmitzt.
    Er blitzte sie mit dunklen Augen an und zog sie dicht zu sich heran. „Für diese vorwitzige Frage sollte ich dir deinen hübschen Po versohlen, Wildkätzchen. Falls du jemals auf die Idee kommen solltest, einem anderen diese Inszenierung zu gestatten, bringe ich ihn um. Hast du mich verstanden?“
    Sie spürte, dass er es ernst meinte und erschauerte. Zärtlich legte sie ihre Hände um seinen Nacken und bog seinen Kopf zu sich herab. „Es gab nie einen anderen als dich, Christian“, flüsterte sie. „Und ich will keinen anderen.“
    Seine Lippen legten sich heiß und besitzergreifend auf die ihren, und sie spürte seine Zunge, die tief in ihre Mundhöhle eindrang. So fest hatte er sie noch nie zuvor an sich gepresst – sie glaubte fast, ersticken zu müssen.
    Völlig überraschend schob er seinen rechten Arm unter ihre Kniekehlen und hob sie empor wie ein kleines Kind. Er stellte sie vor ihrem Bett ab, trat zwei Schritte zurück und machte mit ernsthafter Miene eine komplizierte Reverenz. Dann ließ er sich auf die Knie vor ihr nieder. Jeanne spürte die Glut seiner dunklen Augen, die den Stoff ihres Kleides mühelos durchdrangen, und sie erzitterte leise.
    „Erlauben Hoheit, dass ich nun mit dem ‚coucher’ beginne?“
    Zart und kaum fühlbar berührte seine Hand ihren Rocksaum – und schon allein diese Berührung ließ sie zusammenzucken. „Ihr dürft mir die Schuhe ausziehen“, sagte sie hoheitsvoll.
    Sie hielt ihm ihren Fuß hin, an dem ein kleiner hellblauer Pantoffel steckte. Er umschloss

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