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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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einmal aufatmen konnte.
    Inzwischen hatte sie begriffen, dass Gianni Bellini einen ausgeprägten Familiensinn besaß. Er war beileibe nicht der Typ Mann, der einen Skandal riskierte, indem er Zwang auf eine widerstrebende Mitarbeiterin ausübte, besonders nicht auf eine, die neu im Team war. Sie könnte sich ja direkt an die Medien wenden.
    „Ich bin hergekommen, um auf Castelfino zu arbeiten, und nicht, damit Sie sich mit mir vergnügen“, erklärte sie nachdrücklich für den Fall, dass er es noch nicht begriffen hatte.
    Gianni sagte nichts, ließ sie allerdings los und schob die Hände tief in seine Taschen.
    „Ich nehme das als Einverständnis, Gianni.“
    Er zögerte, ehe er antwortete. „Ein Einverständnis, an das sich keine der beiden Seiten gebunden zu fühlen braucht“, sagte er mit einer Spur schelmischen Humors in der Stimme.
    Das raubte ihr den Atem. „Ihnen kann man wirklich nichts entgegensetzen, richtig?“
    „So ist es. Das werden Sie auch bald von meinem Personal erfahren, Megan. Wenn es um die Arbeit geht, gilt nur mein Wort. Ich wollte einfach herausfinden, wie wichtig es Ihnen ist, diese Stelle zu behalten.“
    Trotz des lockeren Tons glaubte Meg eine unheilvolle Andeutung herauszuhören. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt vor Unbehagen.
    „Heißt das … dass Sie mich feuern werden, nach dem, was eben geschehen ist?“
    Gianni sah aufrichtig schockiert aus. „Selbstverständlich nicht! Das wäre nicht rechtens. Und in höchstem Maß unmoralisch. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich mag Ihr Arbeitgeber sein, doch das heißt noch lange nicht, dass ich gegen Ihren Willen etwas von Ihnen erzwingen darf. Was glauben Sie denn, wen Sie vor sich haben?“
    Meg sah ihn zweifelnd an. In einer unschuldsvollen Geste hob Gianni die Hände. Und doch – vor einer Minute noch hatte er sie sehr eindeutig in Versuchung geführt.
    Als sie nicht antwortete, schnalzte er missbilligend mit der Zunge. Dann streckte er die Hand aus und strich ihr eine widerspenstige Locke aus der Stirn.
    „Ich lege Wert auf ein angenehmes Leben, Megan. Frauen eine Freude zu bereiten, ist mein größtes Vergnügen.“ Er zeichnete die Linie ihrer Augenbraue nach, machte kurz an der zarten Rundung ihrer Wange halt, bevor er die Hand mit sichtlichem Bedauern sinken ließ. „Erpressung und Schikane haben absolut keinen Platz in meinem Leben. Wenn Sie nicht mit mir schlafen wollen, ist das völlig in Ordnung. Ihr Problem, nicht meines.“
    Er lächelte schief, um sein Bedauern zu unterstreichen. Meg war aufs Neue verloren. Verzweifelt wünschte sie sich zurück in seine Arme, konnte sich aber nicht rühren, weil sein eindringlicher Blick sie förmlich lähmte.
    „Eigentlich bin ich hier, um Sie vorzuwarnen, dass die Köchin in friedlicher Absicht auf Sie zukommen wird. Sie erwartet, dass Sie die zweite Runde einläuten. Passen Sie also bitte auf, dass Sie Ihre sexuelle Frustration nicht an ihr auslassen, okay?“
    Damit drehte Gianni Bellini sich um und schlenderte lässig davon.
    In diesem Augenblick kam Meg eine erschreckende Erkenntnis.
    Sie wollte mit Gianni Bellini schlafen. Sie wünschte es sich so sehr, wie sie sich noch nie im Leben etwas gewünscht hatte.
    Von nun an spielte ihre aufregende Arbeit in dieser fremden Umgebung nur mehr die zweite Rolle. Die Gedanken an Gianni Bellini verschönten Meg die Tage und verfolgten sie in den Nächten. Seit diesem ersten Treffen war sie völlig verzaubert von ihm. In ihrer Fantasie war er der ideale Liebhaber.
    Sie schaffte es nicht, sich aus seinem Bann zu befreien. Die Macht, die er über sie gewonnen hatte, nahm an Stärke zu, statt sich aufzulösen. Obwohl ihre Wege sich selten kreuzten, fühlte sich Meg wie im siebten Himmel. Immer und immer wieder musste sie an ihren ersten glühenden Kuss denken.
    Was Gianni betraf, machte er keine Anstalten, dieses wundervolle Erlebnis zu wiederholen. Den größten Teil des Tages verbrachte er hinter verschlossenen Türen in seinem Büro. Meg dagegen war ständig draußen in den Gärten. So standen ihre Chancen, ihm zu begegnen, gleich null. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, nach ihm Ausschau zu halten, wann immer sich die Gelegenheit bot. Seine Worte ließen sie nicht los und schwirrten ihr durch den Kopf: Frauen eine Freude zu bereiten, ist mein größtes Vergnügen …
    Ständig überlegte sie, was er damit wohl gemeint haben mochte. Er hatte sie beschuldigt, sexuell frustriert zu sein. Wenn überhaupt, dann doch nur

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