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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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gewöhnlichen Menschen behandeln kann!«
    Andrea huschte wie ein schwarzer Schatten über den Hof und durch die halbgeöff nete Tür, während seine Genossen und der Wärter selbst voll Bewunderung zurückblieben.
    Man rief ihn in der Tat ins Sprechzimmer, und man konnte mit Recht ebenso erstaunt darüber sein, wie Andrea selbst es war; denn der geriebene junge Mann hatte, statt die Erlaubnis zu benutzen zu schreiben, das vollkommenste Stillschweigen beobachtet.
    Ich werde, sagte er sich, augenscheinlich durch irgendeinen Mächtigen beschützt; alles beweist mir das: das Vermögen, das ich plötzlich bekommen, die Leichtigkeit, mit der ich alle Hindernisse überwunden, die Familie, die ich auf einmal erhalten habe, der erlauchte Name, der mir zuteil geworden ist, die glänzenden Verbindungen, die meinem Ehrgeiz versprochen worden sind. Ein leidiges Vergessen des Glücks, eine Abwesenheit meines Beschützers hat mich ins Verderben gestürzt, ja, aber nicht ganz und gar, nicht für immer.
    Die Hand hat sich für einen Augenblick zurückgezogen; aber sie muß sich wieder ausstrecken und mich von neuem ergreifen in dem Augenblick, wo ich glauben werde, nahe daran zu sein, in den Abgrund zu stürzen.
    Warum sollte ich einen unvorsichtigen Schritt wagen? Ich würde mir vielleicht den Beschützer entfremden. Es gibt für ihn zwei Wege, mich aus der Patsche zu ziehen: die durch Gold erkaufte heimliche Flucht und der Einfl uß auf das Gericht, daß ich freigesprochen werde. Ehe ich spreche und handle, will ich abwarten, bis mir bewiesen ist, daß man mich vollständig verlassen hat, und dann …
    Dieser Plan Andreas war nicht übel; Andrea ertrug das Elend der gemeinsamen Gefangenschaft, die Entbehrungen jeder Art; aber allmählich hatte die Gewohnheit wieder die Herrschaft über ihn erlangt. Er litt darunter, daß er schmutzig war und hungerte; die Zeit wurde ihm lang.
    In diesem Augenblick rief ihn nun die Stimme des Inspektors ins Sprechzimmer. Andreas Herz klopfte vor Freude. Es war zu früh, als daß es der Besuch des Untersuchungsrichters, zu spät, als daß er vom Direktor oder dem Arzt gerufen sein konnte; es war also der erwartete Besuch.
    Hinter den Gittern des Sprechzimmers, in das Andrea geführt wurde, bemerkte er das düstere Gesicht Bertuccios, der die Gitter, die verriegelten Türen und den Schatten betrachtete, der sich hinter den Gittern bewegte.
    »Ah!« äußerte Andrea.
    »Guten Tag, Benedetto«, sagte Bertuccio.
    »Du!« sagte der junge Mann, mit Schrecken um sich blickend.
    »Du erkennst mich nicht, unglückliches Kind!« sagte Bertuccio.
    »Still! Still doch!« fl üsterte Andrea, der wußte, welch feine Ohren die Wände hatten. »Mein Gott, mein Gott, sprich nicht so laut!«
    »Du möchtest allein mit mir sprechen, nicht wahr?« fragte Bertuccio.
    »Ja«, antwortete Andrea.
    »Gut.« Bertuccio faßte in die Tasche und gab einem Wärter, den man hinter einer Klappe bemerkte, ein Zeichen.
    »Lesen Sie«, sagte er.
    »Was ist das?« fragte Andrea.
    »Der Befehl, dir ein besonderes Zimmer zu geben und mich mit dir verkehren zu lassen.«
    »Oh!« äußerte Andrea, indem er vor Freude in die Höhe fuhr. Sofort aber faßte er sich wieder und sagte sich: Wieder der unbekannte Beschützer! Man vergißt mich nicht; man sucht das Geheimnis zu bewahren, da man mit mir in einem besonderen Zimmer sprechen will. Bertuccio ist von dem Beschützer abgeschickt.
    Der Wärter nahm einen Augenblick mit einem Vorgesetzten Rück-sprache, öff nete dann die beiden Gittertüren und führte Andrea, der sich vor Freude nicht zu lassen wußte, in ein Zimmer des ersten Stocks mit der Aussicht auf den Hof.
    Das Zimmer war weiß getüncht, hatte einen Ofen, ein Bett, einen Stuhl und einen Tisch und erschien dem Gefangenen prachtvoll.
    Bertuccio setzte sich auf den Stuhl, Andrea warf sich aufs Bett.
    Der Wärter zog sich zurück.
    »Laß sehen«, sagte der Verwalter, »was hast du mir zu sagen?«
    »Und du?« fragte Andrea.
    »Sprich du zuerst.«
    »O nein, du hast mir viel zu sagen, da du mich aufgesucht hast.«
    »Nun, wohlan denn. Du bist auf der Bahn des Verbrechens wei-tergeschritten, du hast gestohlen, gemordet.«
    »Schön. Wenn du mich deshalb in ein besonderes Zimmer bringen läßt, um mir dergleichen zu sagen, hättest du dich nicht zu bemühen brauchen. Das weiß ich alles; aber es gibt andere Dinge, die ich nicht weiß. Sprechen wir von diesen. Wer hat dich hierher-geschickt?«
    »Oho, du gehst schnell vorwärts,

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