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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Lippen darauf und schickte das Kind mit seinem Ball in der Hand und einer Handvoll Bonbon in der andern wieder fort.
    Villefort, unwiderstehlich angezogen, näherte sich dem Haus; in dem Maße, wie er näher kam, senkte sich der Blick Noirtiers und folgte ihm, und das Feuer seiner Augen schien so glühend zu werden, daß die Glut Villefort bis ins Herz drang. In diesem Blick lag ein blutiger Vorwurf und gleichzeitig eine schreckliche Drohung.
    Dann erhoben sich die Augen des Greises zum Himmel, als ob er seinen Sohn an einen vergessenen Eid erinnerte.
    »Es ist gut«, antwortete Villefort unten vom Hof aus, »haben Sie nur noch einen Tag Geduld; was ich gesagt habe, habe ich gesagt.«
    Noirtier schien durch diese Worte beruhigt zu sein, und seine Augen wandten sich gleichgültig nach einer andern Seite.
    Villefort knöpfte heftig seinen Rock auf, der ihn nicht frei atmen ließ, fuhr sich mit seiner bleichen Hand über die Stirn und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück.
    Die Nacht verging kalt und ruhig, alles begab sich zu Bett und schlief wie immer in diesem Haus. Nur Villefort legte sich nach seiner Gewohnheit nicht mit den andern schlafen, sondern arbeitete bis fünf Uhr morgens. Er ging die letzten, am Tag vorher vor dem Untersuchungsrichter angestellten Verhöre durch, prüfte die Aussagen der Zeugen und ordnete seine Anklageschrift, eine der en-ergischsten und geschicktesten, die er je aufgestellt hatte.
    Am folgenden Tag, am Montag, sollte die erste Schwurgerichtssitzung stattfi nden. Villefort sah diesen Tag bleich und fi nster anbre-chen; das bläuliche Licht fi el auf die mit roter Tinte geschriebenen Zeilen. Der Staatsanwalt war einen Augenblick eingeschlafen, während seine Lampe erlosch; das Knistern der Flamme weckte ihn, seine Finger waren feucht und purpurn, als ob er sie in Blut getaucht hätte.
    Er öff nete das Fenster; ein orangefarbener Streifen zog sich fern am Himmel hin und durchschnitt die schmalen Pappeln, die sich schwarz am Horizont abzeichneten. Aus dem Luzernefeld jenseits des Gitters stieg eine Lerche empor und ließ ihren hellen Morgenge-sang hören.
    Die feuchte Luft umwehte den Kopf Villeforts und erfrischte sein Gedächtnis.
    »Heute muß es sein«, sagte er mit Anstrengung; »heute muß der Mann, der das Schwert des Gesetzes halten wird, überall treff en, wo Schuldige anzutreff en sind!«
    Seine Blicke richteten sich dann zu dem Fenster Noirtiers, an dem er gestern den Greis gesehen hatte. Der Vorhang war vorgezogen.
    Und doch war ihm das Bild seines Vaters so gegenwärtig, als ob das Fenster geöff net wäre und er noch den drohenden Greis sähe.
    »Ja«, murmelte er, »ja, sei ruhig!«
    Der Kopf sank ihm auf die Brust, und er ging einige Male durch das Zimmer; endlich warf er sich angekleidet auf ein Sofa, weniger um zu schlafen, als um seine durch die Ermüdung und die Kälte der Arbeit, die bis ins Mark drang, steif gewordenen Glieder wieder beweglich zu machen.
    Nach und nach erwachte alles. Villefort hörte in seinem Zimmer alle die aufeinanderfolgenden Geräusche, die das Leben des Hauses ausmachen; er hörte die Türen, die sich öff neten und schlossen, die Klingel seiner Frau, welche die Kammerjungfer herbeirief, die ersten Rufe des Kindes, das fröhlich, wie man in diesem Alter gewöhnlich erwacht, aufstand.
    Villefort klingelte seinerseits. Sein neuer Kammerdiener trat ein und brachte ihm die Zeitungen und eine Tasse Schokolade.
    »Was bringen Sie mir da?« fragte Villefort.
    »Eine Tasse Schokolade.«
    »Ich habe keine bestellt. Wer sorgt denn so für mich?«
    »Die gnädige Frau; sie hat mir gesagt, daß der gnädige Herr heute bei dieser Mordaff äre jedenfalls viel sprechen würden und der Stärkung bedürften.«
    Der Diener setzte die Tasse auf den Tisch vor dem Sofa, der wie alle übrigen mit Papieren bedeckt war, dann ging er.
    Villefort sah einen Augenblick mit fi nsterem Ausdruck die Tasse an, dann nahm er sie plötzlich mit einer nervösen Bewegung und trank sie auf einen Zug aus. Es war, als ob er hoff te, daß das Getränk tödlich wäre, und als ob er den Tod herbeiriefe, um ihn von einer Pfl icht zu entlasten, die ihm noch etwas Schlimmeres als Sterben befahl. Dann erhob er sich und ging durch das Zimmer, mit einer Art Lächeln, das schrecklich anzusehen war.
    Die Schokolade war unschädlich, und Villefort fühlte keine Wirkung.
    Als die Frühstücksstunde gekommen war, erschien Villefort nicht bei Tisch. Der Kammerdiener trat wieder bei ihm ein.
    »Die

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