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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gelächter aus.
    Nachdem sie ihre Lichter ausgelöscht, öffneten die Flüchtlinge, spähend und horchend, die Tür eines Ankleidezimmers, das auf eine in den Hof führende Gesindetreppe ging. Eugenie schritt voran und hielt mit einer Hand den Henkel des Koffers, den an dem entgegengesetzten Henkel Fräulein d'Armilly kaum mit ihren beiden Händen aufzuheben vermochte. Der Hof war leer, und nur beim Portier war noch Licht. Auf Eugenies Verlangen, die Tür zu öffnen, ging er einige Schritte vor, um die Person zu erkennen, die hinausgehen wollte; als er aber einen jungen Mann sah, der ungeduldig sein Beinkleid mit seinem Stöckchen peitschte, öffnete er auf der Stelle. Sogleich schlüpfte Luise wie eine Eidechse durch die halb offene Tür und sprang leise hinaus. Scheinbar ruhig folgte ihr Eugenie.
    Es kam ein Dienstmann vorüber, dem man den Koffer übergab. Die jungen Mädchen bezeichneten ihm als Ziel ihrer Wanderung die Rue de la Victoire No. 26 und marschierten hinter dem Mann her, dessen Gegenwart Luise beruhigte.
    Man kam an das angegebene Ziel. Eugenie befahl, den Koffer niederzusetzen, gab dem Manne etwas Münze und schickte ihn fort, nachdem sie an den Laden geklopft hatte.
    Dieser Laden war der einer zum voraus benachrichtigten Wäscherin; sie hatte sich noch, nicht zu Bette gelegt und öffnete.
    Fräulein, sagte Eugenie, lassen Sie vom Portier den Wagen vorziehen und schicken Sie ihn nach der Post, um die Pferde zu holen. Hier sind fünf Franken für seine Mühe.
    Die Wäscherin sah ganz erstaunt aus, doch da sie verabredetermaßen zwanzig Louisd'or bekommen sollte, so machte sie nicht die geringste Bemerkung.
    In einer Viertelstunde kam der Hansmeister mit einem Postillon und mit Pferden zurück.
    Hier ist der Paß, sagte der Postillon; welchen Weg schlagen wir ein, junger Herr?
    Die Straße nach Fontainebleau, antwortete Eugenie mit einer fast männlich klingenden Stimme.
    Was sagst du? fragte Luise.
    Ich gebe einen falschen Weg an, erwiderte Eugenie; die Frau, der wir zwanzig Louisd'or geschenkt haben, kann uns für vierzig verraten; auf dem Boulevard nennen wir eine andere Richtung. Und das Mädchen sprang in den vortrefflich zum Schlafen eingerichteten Wagen.
    Du hast immer recht, Eugenie, sagte die Gesanglehrerin, neben ihrer Freundin Platz nehmend.
    Eine Viertelstunde nachher fuhr der Postillon, auf den rechten Weg gewiesen, durch die Barriere Saint-Martin.
    Herr Danglars hatte keine Tochter mehr.

Das Wirtshaus zur Glocke.
     
    Jetzt lassen wir Fräulein Danglars und ihre Freundin auf der Straße nach Brüssel dahinfahren und kehren zu dem armen Andrea Cavalcanti zurück, der auf eine so unselige Weise mitten im Aufschwünge seines Glückes ausgehalten wurde. Er war trotz seines noch sehr wenig vorgerückten Alters ein äußerst gewandter und gescheiter Junge. Wir sahen ihn bei dem ersten Geräusche im Salon sich der Tür nähern, zwei Zimmer durchschreiten und endlich verschwinden. In einem von diesen Zimmern war der Brautschatz der Verlobten ausgestellt, Schmuckkästchen mit Diamanten, Kaschmirschale, Brüsseler Spitzen, englische Schleier, kurz alle jene lockenden Dinge, deren Name schon das Herz der jungen Mädchen hüpfen läßt.
    Beim Durchschreiten dieses Zimmers raffte Andrea die wertvollsten Schmuckstücke an sich und fühlte sich nun, mit diesem Reisegeld versehen, um so leichter im stande, durch das Fenster zu springen und den Händen der Gendarmen zu entschlüpfen. Groß und schlank, dabei muskulös wie ein Spartaner, lief er eine Viertelstunde lang, ohne auf die Richtung zu achten, einzig und allein in der Absicht, sich von dem gefährlichen Orte zu entfernen, wo man ihn hatte festnehmen wollen.
    Bin ich verloren? fragte er sich. Nein, wenn ich mehr hinter mich zu bringen vermag als meine Feinde. Meine Rettung ist folglich eine einfache Meilenfrage geworden.
    In diesem Augenblick sah er einen Mietswagen vor sich, dessen schweigsamer Kutscher eine Pfeife rauchte.
    He! Freund, rief Benedetto, ist Ihr Pferd müde?
    Müde! Jawohl! es hat den ganzen lieben langen Tag nichts getan. Vier elende Fahrten machen mit Trinkgeld sieben Franken, und ich muß dem Besitzer zehn geben!
    Wollen Sie zu den sieben Franken noch zwanzig verdienen?
    Mit Vergnügen. Was muß ich tun?
    Etwas sehr Leichtes, wenn Ihr Pferd nicht zu müde ist.
    Ich sage Ihnen, es wird gehen, wie ein Zephir, ich brauche nur zu wissen, in welcher Richtung.
    In der Richtung von Louvres. Es handelt sich einfach darum, einen von

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