Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
wirklich mit Cadoudal zusammenhergekommen ist?«
»Das kommt daher«, erwiderte Fouché, »dass er derjenige unter meinen Männern ist, den ich beauftragt hatte, Cadoudal in London zu überwachen und nie aus den Augen zu lassen. Und um ihn nicht aus den Augen zu lassen, ist er ihm nach Frankreich und dort bis nach Paris gefolgt.«
»Wie lange ist das her?«, fragte Bonaparte.
»Zwei Monate«, erwiderte Fouché. »Wenn Monsieur Régnier meinen Agenten persönlich befragen möchte, wäre das eine große Ehre für ihn.«
Régnier bedeutete dem Spitzel, näher zu treten; Bonaparte musterte unterdessen den jungen Mann ungeniert. Der Polizeispitzel war nach der letzten Mode gekleidet, weder zu auffällig noch zu bieder; man hätte meinen können, er komme soeben von einer Morgenvisite bei Madame Récamier oder Madame Tallien. Es war ihm sogar anzusehen, dass er sich bemühte, sein gewohntes schlaues und strahlendes Lächeln zu unterdrücken.
»Was haben Sie in London getan, Monsieur?«, fragte Régnier.
»Ha, Citoyen Minister«, erwiderte der Spitzel, »ich habe das getan, was dort alle tun, ich habe gegen den Citoyen Erster Konsul konspiriert.«
»Zu welchem Zweck?«
»Selbstverständlich zu dem Zweck, von ihren Hoheiten, den Prinzen, Monsieur Cadoudal empfohlen zu werden.«
»Welche Prinzen meinen Sie?«
»Selbstverständlich die Prinzen aus dem Hause Bourbon.«
»Und ist es Ihnen gelungen, Georges empfohlen zu werden?«
»Seine Gnaden der Herzog von Berry waren so freundlich, mir diese Ehre zu erweisen, Herr Minister. Und General Georges hat mich für würdig
befunden, an der ersten Expedition teilzunehmen, die nach Frankreich geschickt wurde, das heißt, einer der neun zu sein, die ihn begleiteten.«
»Und wer waren die Übrigen?«
»Monsieur Coster Saint-Victor, Monsieur Burban, Monsieur de Rivière, General Lajolais, ein gewisser Picot, nicht zu verwechseln mit dem Picot, der füsiliert wurde, Monsieur Bouvet de Lozier, Monsieur Damonville, ein gewisser Querelle, der gestern zum Tode veruteilt wurde, meine Wenigkeit und schließlich Georges Cadoudal.«
»Und wie sind Sie nach Frankreich gelangt?«
»Auf einer Slup unter dem Kommando von Kapitän Wright.«
»Ha!«, rief Bonaparte. »Den kenne ich, das ist der ehemalige Sekretär von Sidney Smith.«
»So ist es, General«, erwiderte Fouché.
»Es war sehr schlechtes Wetter«, fuhr der Spitzel fort, »und wir erreichten den Fuß der Klippe von Biville bei Flut und nur mit größter Mühe.«
»Wo liegt Biville?«, fragte Bonaparte.
»In der Nähe von Dieppe, General«, erwiderte Fouché.
Bonaparte entging nicht, dass der Spitzel ihm nicht unmittelbar antwortete, sondern sich mit einer für einen Mann seines Schlages außergewöhnlichen Zurückhaltung damit begnügte, sich zu verbeugen, während Fouché an seiner Stelle sprach. Diese Bescheidenheit rührte ihn.
»Wenn ich Sie etwas frage«, sagte er, »können Sie mir direkt antworten.«
Der Spitzel verbeugte sich abermals.
»Man setzte uns«, fuhr er fort, »am Fuß der Klippe von Biville ab, die an dieser Stelle ungefähr zweihundertdreißig Fuß hoch ist.«
»Und wie überwindet man so eine Klippe?«, fragte Bonaparte.
»Selbstverständlich mit einem Seil vom Umfang eines Schiffskabels! Man hält sich an dem Seil fest und stößt sich mit den Füßen an der Klippe ab, die an der betreffenden Stelle wie ein Kamin geformt ist. Hin und wieder hat das Seil Knoten, die einem das Festhalten erleichtern, manchmal sogar hölzerne Querstreben, auf denen man sich für einen Augenblick ausruhen kann wie ein Papagei auf seiner Vogelstange. Ich kletterte als Erster hinauf, gefolgt von Monsieur le Marquis de Rivière, General Lajolais, Picot, Burban, Querelle, Bouvet, Damonville, Coster Saint-Victor und zuletzt Georges Cadoudal.
Als wir etwa die Hälfte des Aufstiegs bezwungen hatten, beklagten sich mehrere über die Anstrengung. ›Ich muss euch warnen‹, sagte Georges,
›ich habe das Kabel hinter uns abgeschnitten.‹ Tatsächlich hörten wir, wie das Kabel auf die Felsbrocken am Fuß des Abhangs auftraf.
Wir hingen zwischen Himmel und Erde«, fuhr der Spitzel fort, »und konnten nicht zurück; es hieß weitersteigen, bis wir den Gipfel der Klippe erreichten. Zuletzt kamen wir ohne Zwischenfälle oben an.
Ich muss gestehen, dass mich beim Berühren festen Bodens unter den Füßen der Aufstieg, den wir soeben vollbracht hatten, mit so großem Entsetzen erfüllte, dass ich mich auf den Boden warf,
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