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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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darauffolgende Tag war für die Verhaftung Moreaus und Pichegrus festgesetzt worden.
    Nicht ohne Besorgnis malte Bonaparte sich aus, welche Wirkung die Nachricht von Moreaus Festnahme in Paris haben würde. Seine Ungerechtigkeit Moreau gegenüber verriet, welchen Rang dieser in seiner Wertschätzung einnahm. Und deshalb wäre es Bonaparte am liebsten gewesen, Moreau auf seinem Landgut in Grosbois verhaften zu lassen und nicht in der Stadt.
    Gegen zehn Uhr vormittags hatte Bonaparte keinerlei Neuigkeiten erfahren, wünschte sich jedoch nichts sehnlicher als das und ließ deshalb Constant kommen, dem er befahl, sich im Faubourg Saint-Honoré umzuhören. Falls etwas geschehen war, würde Constant es zweifellos erfahren, sobald er Moreaus Haus in der Rue d’Anjou observierte.
    Constant gehorchte, doch im Faubourg Saint-Honoré und in der Rue
d’Anjou begegnete er nur einigen verkleideten Polizeispitzeln, die niemandem auffielen außer ihm, denn er kannte sie von ihren Streifzügen um die Tuilerien herum. Einen, mit dem er ein wenig besser bekannt war, fragte er aus, und er erfuhr, dass Moreau sich offenbar auf seinem Landsitz aufhielt. In seinem Pariser Haus hatte man ihn nicht vorgefunden.
    Constant war auf dem Rückweg, als der Spitzel, der in ihm den Kammerdiener des Ersten Konsuls erkannt hatte, hinter ihm hereilte und ihm zurief, Moreau sei auf der Brücke von Charenton festgenommen und in das Temple-Gefängnis gebracht worden. Er hatte keine Gegenwehr geleistet, war von seinem Wagen in das Kabriolett des Spitzels umgestiegen, und als der Großrichter Régnier ihn bei seiner Ankunft im Temple gefragt hatte, ob er vielleicht mit Bonaparte zu sprechen wünsche, hatte er erwidert, er habe keinerlei Anlass, ein Gespräch mit dem Ersten Konsul zu begehren.
    Bonapartes Hass auf Moreau war von großer Ungerechtigkeit, doch andererseits war Moreaus Hass auf Bonaparte von nicht geringer Kleinlichkeit – denn dieser Haß gründete nicht in seinen eigenen Gefühlen, sondern in der Ranküne zweier Frauen: seiner Ehefrau und seiner Schwiegermutter. Madame Bonaparte hatte Moreau mit ihrer Freundin Mademoiselle Hulot verheiratet, Kreolin aus Martinique wie sie. Mademoiselle Hulot war eine fügsame, liebenswerte junge Frau mit allen Eigenschaften, die eine gute Ehefrau und gute Mutter ausmachen, voll leidenschaftlicher Liebe zu ihrem Ehemann und stolz auf den ruhmreichen Namen, den sie trug. Unglücklicherweise zählte zu ihren Tugenden auch die unumschränkte Unterwerfung unter die Ansichten, Wünsche und Leidenschaften ihrer Mutter. Madame Hulot war so ehrgeizig, dass sie ihren Schwiegersohn auf einer Stufe mit Bonaparte sah und sich für ihre Tochter eine Stellung erträumte, die der Joséphines gleichkam. Ihre Mutterliebe äußerte sich in endlosen Klagen und unablässigen Beschwerden, von der Tochter dem Ehemann zu Ohren gebracht. Die Gelassenheit des alten Römers hielt dieser Belagerung nicht stand, sein Gemüt verfinsterte sich, sein Haus wurde zu einem Brennpunkt der Opposition gegen Bonaparte, in dem alle Unzufriedenen verkehrten; jedes Tun des Ersten Konsuls bot Anlass zu beißendem Spott und strengstem Tadel. Moreau verwandelte sich von einem melancholischen Träumer in einen finster Brütenden, aus Ungerechtigkeit wurde Gehässigkeit, aus Unzufriedenheit Verschwörertum.

    Bonaparte wiederum hoffte, dass Moreau zur Besinnung kommen würde, war er erst einmal verhaftet, dem Einfluss von Ehefrau und Schwiegermutter entzogen und mit ihm allein.
    »Und«, fragte er Régnier, als er ihn nach der Verhaftung sah, »bringen Sie ihn zu mir?«
    »Nein, General. Er hat gesagt, er habe keinen Anlass, ein Gespräch mit Ihnen zu begehren.«
    Bonaparte sah den Großrichter über die Schulter an und sagte schulterzuckend: »Das hat man davon, wenn man sich mit Schwachköpfen abgibt.«
    Wer aber war der Schwachkopf?
    Der Großrichter dachte, Bonaparte hätte Moreau gemeint. Wir aber denken, dass Bonaparte Régnier im Sinn gehabt hatte.
     
    Pichegru war ebenfalls verhaftet worden, doch in seinem Fall hatte man weniger Nachsicht walten lassen als bei Moreau.
    Wir erinnern uns, dass Fouché gesagt hatte, er wisse, wo Pichegru sich aufhielt. Dank der Wachsamkeit des Limousiners hatte Fouché Pichegru seit dessen Ankunft in Paris tatsächlich keine Sekunde lang aus den Augen verloren.
    Von der Rue de l’Arcade hatte er ihn in die Rue de Chaillot verfolgt; als er die Rue de Chaillot verlassen musste, hatte Coster Saint-Victor ihn bei

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