Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
zwei Türen, eine zur Küche, die andere auf den Teppenabsatz, zwei Pistolen und ein Dolch unter dem Kopfkissen. Pichegru wird im Temple-Gefängnis sein, sobald Sie es wünschen.«
»Am besten morgen. Morgen wird man Moreau verhaften.«
»Sehr gut«, sagte Fouché, »um vier Uhr morgens wird man ihn verhaften; allerdings bin ich dem Ersten Konsul für die Sache verantwortlich und möchte sie deshalb zu Ende führen.«
»Bitte sehr«, sagte Murat.
Am nächsten Morgen zwischen drei und vier Uhr begaben sich der Polizeikommissar Comminges, zwei Inspektoren und vier Gendarmen aufgrund der ihnen gegebenen Informationen in die Nummer fünf der Rue Chabanais. Tapfere und unerschrockene Männer waren für dieses Unternehmen
gewählt worden, denn es war bekannt, dass Pichegru keine Furcht kannte und sich nicht ohne erbitterten Widerstand gefangen nehmen lassen würde.
Der Concierge wurde so leise wie möglich geweckt; man teilte ihm mit, worum es ging, und verlangte, Leblancs Köchin zu sprechen.
Die Köchin, am Abend eingeweiht, hatte sich nicht entkleidet; sie kam herunter, öffnete mit dem Schlüssel, den ihr Herr hatte machen lassen, die Küchentür, und ließ die sechs Polizisten und den Kommissar in Pichegrus Zimmer eintreten.
Pichegru schlief.
Die sechs Gendarmen stürzten sich auf das Bett. Pichegru richtete sich auf, warf zwei Gendarmen um, suchte nach seinen Pistolen und seinem Dolch, doch vergebens.
Die verbliebenen vier Gendarmen warfen sich wie ein Mann auf ihn. Pichegru, halbnackt, wehrte sich gegen drei von ihnen, indes der vierte ihm mit dem Säbel die Beine zerfleischte. Er stürzte nieder wie ein Berg. Ein Gendarm stellte ihm den Stiefel auf das Gesicht, stieß jedoch sofort einen Schrei aus: Pichegru hatte ihm die Stiefelsohle und einen Teil des Fersenbeins abgebissen. Die drei anderen umschlangen ihn mit dicken Seilen, die sie mittels eines Drehkreuzes befestigten.
»Ich bin besiegt!«, sagte Pichegru. »Genug!«
Man warf ihm eine Decke über und verfrachtete ihn in einen Fiaker.
An der Barrière des Sergents bemerkten der Kommissar und die zwei Polizisten, die mit Pichegru im Wagen saßen, dass er nicht mehr atmete. Der Kommissar ließ die Stricke lockern. Es war höchste Zeit, der Gefangene stand kurz vor dem Tod.
Unterdessen brachte ein Gendarm Bonaparte die Papiere, die man bei Pichegru gefunden hatte.
Pichegru wiederum wurde so, wie er war, in Monsieur Réals Arbeitszimmer gebracht. Dieser versuchte, ihn zu verhören. Marco Saint-Hilaire hat uns dieses erste Verhör erhalten. Er schildert sehr genau, in welchem Zustand Pichegru sich befand.
»Wie heißen Sie?«, fragte ihn der Staatsrat.
»Wenn Sie meinen Namen nicht wissen«, erwiderte Pichegru, »werden Sie kaum bestreiten wollen, dass es nicht an mir ist, ihn Ihnen zu nennen.«
»Kennen Sie Georges?«
»Nein.«
»Woher kommen Sie?«
»Aus England.«
»Wo sind Sie gelandet?«
»Wo ich konnte.«
»Wie sind Sie nach Paris gekommen?«
»Im Wagen.«
»Mit wem?«
»Mit mir.«
»Kennen Sie Moreau?«
»Ja, er hat mich vor dem Direktorium verleumdet.«
»Haben Sie ihn in Paris wiedergesehen?«
»Hätten wir uns wiedergesehen, dann mit dem Degen in der Hand.«
»Und kennen Sie mich?«
»Sicherlich.«
»Ich habe oft von Ihnen gehört, und ich achte Ihre militärischen Fähigkeiten.«
»Sehr schmeichelhaft«, erwiderte Pichegru.
»Man wird Ihre Wunden verbinden.«
»Das ist unnötig, sorgen Sie dafür, dass ich erschossen werde.«
»Haben Sie einen Vornamen?«
»Meine Taufe ist so lange her, dass ich ihn vergessen habe.«
»Nannte man Sie nicht bisweilen Charles?«
»Diesen Namen haben Sie mir in dem gefälschten Briefwechsel gegeben, den Sie mir untergeschoben haben; im Übrigen werde ich von jetzt an nicht mehr auf Ihre unverschämten Fragen antworten.«
In der Tat wahrte Pichegru von da an Schweigen. Man brachte ihm in Monsieur Réals Arbeitszimmer Kleidung und Leibwäsche, die man aus seiner Wohnung mitgenommen hatte.
Einer der Gerichtsdiener diente ihm als Kammerdiener.
Als Pichegru das Temple-Gefängnis betrat, trug er einen braunen Frack, eine schwarze Seidenkrawatte und Stulpenstiefel; eine eng anliegende lange Hose hielt die Verbände an seinen zerfleischten Beinen. Ein blutiges weißes Taschentuch diente als Verband um eine seiner Hände.
Nach erfolgtem Verhör eilte Monsieur Réal in den Tuilerienpalast. Wie gesagt hatte man Pichegrus Papiere Bonaparte gebracht. Réal fand ihn damit beschäftigt,
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