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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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verletzen würde.«
    »Er ist also verheiratet?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie.
    »Ist es eine Frage seines Ehrgefühls?«, fragte Hélène. »Hält er dich für zu vornehm und zu reich, um dich zur Frau eines einfachen Korsarenoffiziers zu machen?«
    »Er ist vornehmer und reicher als wir, liebe Schwester!«
    »Dann steckt hinter dieser Geschichte ein Geheimnis?«, fragte Hélène.
    »Mehr als das, ein Bündel von Geheimnissen!«, erwiderte Jane.
    »Die du mir nicht verraten darfst?«
    »Ich habe es gelobt.«

    »Armes Kind, sag mir nun, was ich für dich tun kann.«
    »Sorge dafür, dass er so lange wie möglich bei uns bleibt; jeder weitere Tag, den er hierbleibt, ist ein Tag Leben, den ich gewonnen habe.«
    »Und du willst ihn sehen, bis er abreist?«
    »Sooft ich kann.«
    »Bist du deiner denn so sicher?«
    »Nein, aber ich bin seiner sicher!«
    Das Fenster stand offen, und Hélène trat hin, um es zu schließen. Im Hof sah sie Sir James, der mit einigen staubbedeckten Männern sprach, die offenbar eine lange Reise hinter sich hatten; sie unterhielten sich lebhaft und wirkten fröhlich.
    Sir James bemerkte Hélène am Fenster und rief: »Ah, meine Teure, kommen Sie, kommen Sie, ich habe eine gute Nachricht für Sie!«
    »Geh schnell, Hélène«, sagte Jane, »und komme bald wieder, damit du mir die gute Nachricht erzählen kannst. – Ach!«, murmelte sie, »für mich gibt es keine gute Nachricht, und niemand wird mich je rufen, um mir etwas Freudiges mitzuteilen.«
    Fünf Minuten später kam Hélène zurück. Jane hob den Blick und lächelte sie traurig an. »Liebe Schwester«, sagte sie, »ich habe mich darauf besonnen, dass mein Leben doch nicht ohne Glück ist, denn mein Glück ist die Anteilnahme an deinem Glück. Komm, setz dich zu mir, und erzähl mir, was dir Schönes widerfahren ist.«
    »Du hast sicherlich erraten«, sagte Hélène, »warum wir die Priester weiterziehen ließen, die für unseren Vater die Totenmesse gehalten haben, ohne dass wir unsere Ehe von ihnen hätten segnen lassen, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte Jane, »es wäre euch pietätlos erschienen, von denselben Stimmen die Totenmesse und die Hochzeitsmesse sprechen zu lassen.«
    »Ja. Und nun entschädigt Gott uns: Ein italienischer Priester mit Namen Pater Luigi, der in Rangun wohnt, macht alle paar Jahre eine Rundreise durch das Land, um fromme Taten zu vollbringen; und von den Leuten im Hof, die gerade aus Pegu kommen und sich als Tagelöhner verdingen wollen, hat Sir James erfahren, dass Pater Luigi in wenigen Tagen hier sein wird. Ach, liebe Jane, was für ein schöner Tag wäre es gewesen, wenn er vier Menschen gleichzeitig hätte glücklich machen können!«

77
    Die Nächte Indiens
    Von diesem Augenblick an war das Leben für Jane nur mehr eine Abfolge widersprüchlicher Sinneswahrnehmungen. War René in ihrer Nähe, lebte sie mit allen Fibern ihres Wesens; war er fern, verließ sie alle Kraft, bis ihr Herz kaum noch zu schlagen schien.
    René, der sie mit aller Zärtlichkeit des Freundes und Verwandten liebte, machte sich keine Illusionen über den Ernst ihres Zustands. Der junge Mann voll unwiderstehlicher Anziehungskraft war keineswegs unempfänglich für den betörenden Einfluss eines schönen und leidenschaftlich liebenden jungen Mädchens, dessen Blick, dessen Händedruck und dessen Seufzer sein armes Leben in die Pulsadern des geliebten Mannes flößten. Sich mit sechsundzwanzig Jahren der Liebe zu verweigern, in der Blüte des Lebens und der Jugend, wenn Himmel, Erde, Blumen, Luft, Windhauch und die berauschenden Reize des Orients einem zurufen: »Liebe!«, das heißt, allein gegen alle Kräfte der Natur anzukämpfen.
    Man könnte es so ausdrücken, dass René sich einer Prüfung unterzog, die er unmöglich bestehen konnte und die er dennoch immer wieder siegreich bestand.
    Im ersten Stock des Hauses gab es ein großes mittleres Zimmer, von dem die Schlafzimmer abzweigten; dieses Zimmer hatte einen Balkon nach Westen und einen nach Osten; und auf einer der beiden Veranden verbrachten Jane und René den schönsten Teil ihrer Nächte. Jane liebte Blumen anstelle von Perlen, Edelsteinen und Diamanten, die unbeachtet in ihren Schatullen lagen, und sie flocht sich Halsketten aus einer lieblichen und bezaubernden Blume namens mhogry , ohne die Zaubermacht ihres Dufts zu ahnen oder gar absichtsvoll einzusetzen. Diese Blume ähnelt im Aussehen sowohl dem Jasmin als auch dem Flieder und im Duft der Tuberose

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