Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Dezember 1869, keine in den Monaten Januar und Februar 1870 oder zu einem späteren Zeitpunkt. Ich musste mich damit abfinden, dass es keine Fortsetzung gab, keine fünfte und sechste Lieferung.
Andererseits gab es Briefe und Dokumente, aus denen man schließen konnte, Dumas habe auch nach dem Erscheinen der vierten Lieferung an seinem letzten Roman weitergeschrieben.
In einem ausnahmsweise datierten Brief vom 15. Januar 1870 lädt Dumas den Archivar im Marineministerium Pierre Margry zum Abendessen ein (Truthahn und Languste aus Roscoff) und bittet ihn – falls möglich -, verschiedene Unterlagen zu besorgen: »Das Manuskript des Barons Fain von 1812, Warrens Indien und Ségurs Kampagne in Russland «. 20
Wozu benötigte er diese Werke?
Baron de Fains und Paul-Philippe Ségurs Schriften beziehen sich auf die politischen Ereignisse von 1812, den katastrophalen Russlandfeldzug Napoleons; Édouard de Warrens Bericht behandelt des Verfassers Tätigkeit als Beamter und Dolmetscher im Dienst Großbritanniens um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Indien.
Am Ende des abgebrochenen Romans haben wir mitten im 118. Kapitel den Helden Hector oder René gegen Anfang des Jahres 1807 in Kalabrien zurückgelassen. Wenn man nicht annehmen will, dass Dumas gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegen all seine Usancen einen Zeitsprung von fünf Jahren zu machen beabsichtigte, um mit Napoleons Russlandfeldzug fortzufahren, dann darf man vermuten, dass das Ende des Erscheinens der Fortsetzungen im Moniteur universel nur eine Atempause für den Verfasser bedeutete, bevor er wieder anhob, um seinen Helden und den Roman bis zum Jahr 1812 (oder noch weiter?) zu führen.
Aus meiner Vermutung wurde Gewissheit, als ich Anfang 1990 eine verblüffende Entdeckung machte. In Maria Ullrichovàs Verzeichnis von Manuskripten Alexandre Dumas’, die seine Tochter Marie Alexandre vor ihrem Tod ihrem Freund Richard von Metternich geschenkt hatte, dem Sohn des früheren Staatskanzlers, stieß ich neben Beschreibungen der ersten Kapitel des vorliegenden Romans auch auf die Beschreibung des Fragments eines Kapitels über den Vizekönig Eugène Beauharnais und seine Bekanntschaft mit einem gewissen René im Jahr 1809 in Italien – »Der Vertrag von Campo Formio wird das Geschick der Republik Venedig entscheiden. Eugène Beauharnais wird von Napoleon zum Fürsten von Venedig ernannt. Seine Residenz ist Udine an der Ledra. Am 8. April 1809 erscheint bei ihm ein junger Offizier namens René, der Depeschen von Napoleon überbringt und ankündigt, dass Erzherzog Karl sie in wenigen Tagen angreifen werde. Beim Frühstück muss René seine abenteuerliche Lebensgeschichte erzählen. Er war Gefangener, Seemann, Reisender, Soldat, Jäger und Bandit. Er hat bei Cadiz und Trafalgar gekämpft, wurde zu Joseph Bonaparte und Murat geschickt. Neben seinen militärischen Fähigkeiten ist er sehr musikalisch und spielt vor der Prinzessin eine eigene Komposition, die von allen Anwesenden
mit großem Beifall bedacht wird« 21 -, der sich entnehmen lässt, dass der Held des Romans ein neues waghalsiges Abenteuer unternimmt.
Ich war damals der einzige lebende Leser von Hector de Sainte-Hermine , aber ein treuer Leser, und ich wandte mich sofort an das Prager Archiv mit der Bitte um Kopien der entsprechenden Manuskripte, die ich einige Monate darauf erhielt.
Doch statt Licht in die Sache zu bringen, gaben diese Seiten mir neue und quälende Rätsel auf. Wenn dieses Fragment existierte, gab es dann möglicherweise noch weitere Kapitel in irgendwelchen Schubladen und ungesichteten Nachlässen oder im Besitz eifersüchtiger Sammler, die ihre Schätze mit niemandem teilen wollten – Kapitel, die beweisen konnten, dass Dumas seinen Roman zumindest bis zum Jahr der Handlung 1809 fortgesetzt hatte und bei seinem Tod im Begriff stand, die Zeitspanne zwischen 1809 und 1812 zu schildern?
Die Veröffentlichung aller bisher bekannt gewordenen Teile des Romans mag auch als Appell an alle Interessierten dienen, nach weiteren Manuskripten zu fahnden.
Polemik
Der nicht veröffentlichte Brief, den Dumas dem Herausgeber des Moniteur universel als Reaktion auf die »neuerliche Notiz« von Henry d’Escamps in Le Pays zur Verfügung gestellt hatte (und der mir dazu verholfen hatte, den Roman auszugraben), war als letzte Replik in einem Schlagabtausch gedacht, den die Veröffentlichung des ersten Romankapitels über Joséphines Schulden ausgelöst hatte.
Seit dem
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