Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Junggesellenzimmer schlief, das er sich im ersten Stock hatte einrichten lassen; an diesen Tagen betrat Bourrienne, der von Bonapartes nächtlichen Eskapaden nichts wusste, morgens wie gewohnt das Schlafzimmer des Ersten Konsuls, wo er Joséphine allein vorfand.
Im Übrigen wüsste ich gern, Monsieur, ob es nicht unanständiger ist, einen Mann und eine Frau im selben Bett zu sehen, auch wenn es sich um Ehemann und Ehefrau handelt, als eine Frau allein in ihrem Bett – in einer Epoche, die eng auf die Zeit folgte, als Frauen im Bett zu empfangen pflegten und dies mit den guten Sitten durchaus in Einklang stand?
Aber gehen wir zu Joséphines Schulden über. Diese Schulden hatten für so großes Aufsehen gesorgt, dass niemand wagte, das Thema dem Ersten Konsul gegenüber anzuschneiden.
»Eines Abends gegen halb zwölf Uhr sprach Monsieur de Talleyrand
dieses heikle Thema an. Sobald er gegangen war, kehrte ich in das kleine Arbeitskabinett zu Bonaparte zurück, und er sagte zu mir: ›Bourrienne, Talleyrand hat mir von den Schulden meiner Frau berichtet. Ich habe das Hamburger Geld; lassen Sie sich von ihr eine korrekte Aufstellung geben. Sie soll keine Ausflüchte machen, ich will die Sache ein für alle Mal bereinigen und nichts mehr davon hören; aber bezahlen Sie nichts, ohne mir vorher die Rechnungen dieser Halunken zu zeigen, die ein Haufen Halsabschneider sind.‹
Bis dahin hatte die Furcht vor einer lautstarken Szene, bei deren bloßer Vorstellung Joséphine in größte Ängste geriet, mich davon abgehalten, dieses unerquickliche Thema vor dem Ersten Konsul zur Sprache zu bringen; doch nachdem Monsieur de Talleyrand glücklicherweise die Initiative ergriffen hatte, beschloss ich, alles zu tun, was in meiner Macht stand, um diese unerfreuliche Sache zu beenden.
Gleich am nächsten Morgen sprach ich mit Joséphine. Zuerst machte das Vorhaben ihres Mannes sie überglücklich, doch diese Gemütsverfassung hielt nicht an. Als ich von ihr die genaue Aufstellung ihrer Schulden verlangte, beschwor sie mich, darauf nicht zu beharren, sondern mich mit dem Betrag zufriedenzugeben, den einzugestehen sie bereit war.
Nach einer weiteren Viertelstunde fruchtlosen Debattierens sah ich mich genötigt, ihren lebhaften Vorstellungen nachzugeben und ihr zu versprechen, dem Ersten Konsul nicht mehr als sechshunderttausend Francs Schulden zu gestehen.
Man kann sich den Zorn und die Übellaunigkeit des Ersten Konsuls lebhaft ausmalen; er ahnte wohl, dass seine Frau ihm etwas verheimlichte, doch er sagte zu mir: ›Wohlan, nehmen Sie sechshunderttausend Francs, aber begleichen Sie mit diesem Betrag alle Schulden, und lassen Sie mich von dieser Sache nie wieder etwas hören. Ich ermächtige Sie, den Lieferanten damit zu drohen, dass sie gar nichts bekommen, wenn sie nicht bereit sind, auf ihre übermäßigen Profite zu verzichten; sie müssen lernen, weniger leichtsinnig auf Kredit zu liefern.‹
Madame Bonaparte übergab mir all ihre Unterlagen. Die übermäßige Höhe der Preise als Folge der Befürchtung, mit erklecklicher Verspätung bezahlt zu werden und dabei erheblich heruntergehandelt zu werden, spottete jeder Beschreibung. Zudem hatte ich den Eindruck, dass in den Mengen der gelieferten Artikel gewaltig übertrieben wurde. Auf der Mahnung des Modisten fanden sich für einen Monat achtunddreißig
höchst kostspielige neue Hüte; es wurden Reiherfedern für tausendachthundert Francs und Federbüsche für achthundert Francs in Rechnung gestellt. Ich fragte Joséphine, ob sie jeden Tag zwei Hüte aufsetzte; sie beteuerte, es müsse sich um einen Irrtum handeln. Die Übertreibungen des Sattlers hinsichtlich seiner Preise und für Artikel, die er niemals geliefert hatte, waren schlichtweg lächerlich. Von den übrigen Lieferanten brauche ich nicht zu sprechen: Sie waren allesamt die gleichen Halsabschneider.
Die Ermächtigung des Ersten Konsuls nutzte ich weidlich und sparte weder mit Vorwürfen noch mit Drohungen. Ich schäme mich zu sagen, dass die Mehrzahl der Lieferanten sich mit der Hälfte des verlangten Betrags zufriedengab; einer von ihnen erhielt fünfunddreißigtausend Francs statt achtzigtausend Francs und besaß die Unverfrorenheit, mir ins Gesicht zu sagen, er habe dabei einen guten Schnitt gemacht.
Zuletzt war ich so glücklich, nach heftigsten Streitigkeiten die ganze Sache mit sechshunderttausend Francs zu bereinigen. Madame Bonaparte verfiel jedoch bald wieder in die alten Unsitten. Glücklicherweise war
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