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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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schien diese Aufmerksamkeit nicht zu bemerken.
    Sie verneigte sich untadelig und verließ den Raum.
    ›Was für eine bezaubernde Viper‹, sagte Barras. ›Ich wäre nicht gern derjenige, der ihr Blut erwärmt.‹

16
    Mademoiselle de Fargas
    Der Zufall wollte, dass Mademoiselle de Fargas und Coster Saint-Victor sich kurz vor dem Dorf La Guerche begegneten, anders gesagt, drei Wegstunden von Cadoudals Lager entfernt.
    Coster Saint-Victor, einer der elegantesten Männer jener Zeit, der mit dem Ersten Konsul Bonaparte um die Gunst mehr als einer der hübschesten Schauspielerinnen wetteiferte, hatte kaum gesehen, dass eine schöne Frau in offener Kalesche vorbeifuhr, als er die erste Gelegenheit ergriff, sich ihr zu nähern, sobald die Kalesche langsamer wurde, was ihm umso leichter fiel, als er dem Postwagen zu Pferde folgte.
    Diana wollte dem Fremden zuerst in kalter Würde begegnen, doch er begrüßte sie so höflich, und seine Worte und Komplimente waren so wohlgewählt, dass sie sich nur so lange unnahbar zeigte, wie es die guten Sitten unter Reisenden erforderten.
    Zudem befand sie sich in einem ihr fremden Land, in dem an jeder Wegbiegung Gefahren lauern konnten. Der Reisende, der so offenkundig ihre Bekanntschaft gesucht hatte, schien mit dem Land bestens vertraut zu sein; er konnte ihr nützlich sein, ihr beispielsweise verraten, wo Cadoudal sich aufhielt.
    Beide hatten einander Falschheiten anvertraut.

    Coster Saint-Victor hatte gesagt, er heiße d’Argentan und sei Steuereinnehmer der Regierung in Dinan.
    Diana hatte ihm erwidert, sie heiße Mademoiselle de Rotrou und sei Postverwalterin in Vitré.
    Und von falscher Auskunft zu falscher Auskunft hatten sie einander eine wahre Auskunft offenbart: dass nämlich beide auf der Suche nach Cadoudal waren.
    ›Kennen Sie ihn?‹, hatte d’Argentan gefragt.
    ›Ich habe ihn nie gesehen‹, hatte Diana erwidert.
    ›Dann, Mademoiselle, wäre es mir eine Ehre, Ihnen meine Dienste anzubieten‹, hatte der falsche d’Argentan gesagt. ›Cadoudal ist mein Freund, und wir sind dem Ort, an dem wir ihm begegnen sollten, so nahe, dass ich Ihnen wohl ohne Gefahr offenbaren darf, dass ich nicht der Regierung, sondern ihm als Steuereinnehmer diene. Sollten Sie eine Empfehlung benötigen, Mademoiselle, wäre ich doppelt glücklich, dass der Zufall – oder soll ich sagen: die Vorsehung? – unsere Wege einander kreuzen ließ.‹
    ›Ich will Ihre Offenheit erwidern‹, sagte Diana, ›und Ihnen gestehen, dass ich so wenig Postverwalterin in Vitré bin, wie Sie Steuereinnehmer in Dinan sind. Ich bin die letzte Überlebende einer vornehmen royalistischen Familie, die auf Rache sinnt und bei ihm dienen will.‹
    ›Und in welcher Eigenschaft?‹, fragte d’Argentan.
    ›In der Eigenschaft einer Freiwilligen‹, erwiderte Diana.
    Coster sah sie verblüfft an und sagte dann: ›Alles in allem, warum nicht? Dumouriez hatte zwei Demoiselles de Fernig als Aides de Camp. Wir leben in einer so verrückten Zeit, dass man sich auf alles einstellen muss, selbst auf Dinge, die man nicht glauben wollte.‹
    Und damit war diese Frage erledigt.
    In La Guerche waren sie einer Abteilung republikanischer Soldaten auf dem Weg nach Vitré begegnet.
    Beim Verlassen des Dorfes stießen sie auf gefällte Bäume, die den Weg versperrten.
    ›Oh, zum Henker!‹, rief Coster. ›Es nähme mich nicht wunder, wenn Cadoudal hinter diesem Hindernis steckte!‹
    Er hielt an, bedeutete Dianas Kutsche, ebenfalls zu halten, und ließ einmal den Ruf des Käuzchens und einmal den der Schleiereule ertönen.
    Rabengeschrei antwortete ihm.
    ›Unsere Freunde haben uns erkannt; bleiben Sie hier, ich werde Sie abholen. ‹

    Zwei Männer erschienen, schufen einen Weg durch die Barrikade, und Diana sah, dass ihr Weggefährte sich einem der Männer in die Arme warf, der Cadoudal sein musste.
    Dieser Mann näherte sich ihrem Wagen und nahm seinen Hut ab.
    ›Mademoiselle‹, sagte er, ›ob Sie weiterreisen oder mir die Ehre erweisen wollen, meine Gastfreundschaft anzunehmen – ich muss Ihnen raten, sich zu beeilen, denn in weniger als einer Stunde werden die Republikaner hier sein, und Sie sehen, dass wir bereit sind, sie zu empfangen.‹
    Er wies auf die Barrikade.
    ›Ganz davon abgesehen‹, fuhr er fort, ›dass ich in den Ginsterbüschen fünfzehnhundert Männer versteckt habe, die eine Musik anstimmen werden, wie Sie sie noch nie gehört haben dürften.‹
    ›Monsieur‹, sagte Diana, ›ich wollte Sie um Ihre

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