Der Greif
an dem Singidunum erobert wurde, übereinstimmt.
Ich gebe Euch mein Wort und das Wort Theoderichs - und seine Schwester ist hier als Zeugin anwesend und kann
feierlich versichern, daß ich die Wahrheit spreche -, daß Euer Anspruch vor allen anderen berücksichtigt und
gebührend vertreten wird.«
»Das Ehrenwort zweier Soldaten und einer bezaubernden
Prinzessin ist mir Sicherheit genug. Myros, rufe einen Schreiber herbei, damit ich unverzüglich mit der Abfassung des Vertrags beginnen kann.«
Rekitach gab einen gequälten Laut von sich, doch Zeno
brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Dann wandte er sich an mich und Amalamena: »Ich werde Theoderichs Volk den Besitz der Gebiete in Moesien für immer garantieren.
Ich werde die jährlichen Zahlungen wieder aufnehmen.
Weiterhin werde ich Theoderich den Titel verleihen, den sein Vater während der Regierungszeit des älteren Leo
innehatte, und ihn zum Magister militum praesentalis, zum Oberbefehlshaber aller Grenzstreitkräfte des östlichen Reiches machen.«
Die Prinzessin strahlte, und ich murmelte: »Überaus gütig von Euch, Sebastos.«
»Ich werde einen weiteren Schreiber in Euer Gästehaus
entsenden, damit Ihr die Abtretungsurkunde für Singidunum diktieren könnt. Sobald wir dann Unterschriften und Siegel hinzugefügt und die Dokumente ausgetauscht haben,
wünsche ich, daß Ihr unverzüglich aufbrecht, um den
Vertrag auf schnellstem Weg zu Theoderich nach
Singidunum zu bringen. Es widerstrebt mir, Gäste so schnell wieder fortzuschicken, doch vertraue ich darauf, daß Ihr beide zurückkehren werdet -
in Begleitung unseres
Oberbefehlshabers Theoderich -, und dann werdet Ihr Muße haben, alle Annehmlichkeiten unserer Kaiserstadt zu
genießen.«
Im Gästehaus eingetroffen, hob ich die Prinzessin sanft vom Pferd, und Swanilda und einige andere Bedienstete
eilten herbei, um ihr zu ihren Gemächern zu helfen. Da Amalamena inzwischen nicht mehr abstreiten konnte, daß sie krank war und Schmerzen hatte, beauftragte ich eine Sklavin, eiligst den Arzt zu holen.
Alektor kam in Begleitung des Schreibers, den Zeno zu
schicken versprochen hatte, eines schmächtigen alten
Mannes, der sich als Eleon vorstellte. Ich führte ihn in ein leeres Zimmer und bedeutete ihm, zu warten, bis ich seine Dienste brauchte. Während der Arzt die Prinzessin
versorgte, ging ich sorgenvoll in dem Zimmer auf und ab und sah zu, wie der alte Eleon seine Federkiele anspitzte und sie sich in das weiße Haar über seinen Ohren steckte, wie er Pergamentbögen entrollte und sie unnötigerweise noch
einmal mit einem Maulwurfsfell glättete, wie er in seinem kleinen Tintenfaß herumrührte und wie er es irgendwie
fertigbrachte, sich selbst und mehrere Möbelstücke in seiner Nähe mit Tinte zu bespritzen.
Als Alektor den Raum betrat, schüttelte er düster den
Kopf, nahm mich beiseite und sagte: »Die Alraunwurzeln brauchen ihr nicht mehr heimlich verabreicht zu werden. Sie nimmt sie jetzt freiwillig. Aber jetzt, da der Aaswurm sich zu erkennen gegeben hat, ernährt er sich gierig und immer schneller von ihr. Sie wird immer größere Mengen des
Medikaments benötigen. Eure Aufgabe wird es sein, sie ihr zu verabreichen. Den Bediensteten habe ich Anweisungen in bezug auf das Wechseln der Verbände und ähnliches
gegeben. Ich empfehle jedoch, die Prinzessin Tag und
Nacht zu betreuen. Es wird immer häufiger dazu kommen, daß sie ihre... ihre körperlichen Funktionen nicht mehr beherrscht. Eine Dienerin wird deshalb nicht genügen. Es sollten mehrere und kräftige Leute sein - kräftig im Bezug auf Nerven und Muskeln.«
»Ich verbürge mich dafür, daß sie bestmöglich betreut
wird«, sagte ich. »Und ich frage Euch nochmals: Kann man wirklich nichts mehr für sie tun?«
»Nein. Nichts, was ich als Arzt mit gutem Gewissen
empfehlen könnte. Doch muß ich sagen - es scheint bereits etwas Bemerkenswertes geschehen zu sein. Für eine junge Frau in einer solchen Lage macht die Prinzessin einen
bewundernswert ausgeglichenen Eindruck.«
»Nun... Ich habe versucht, Eure Empfehlung von neulich zu beherzigen, Alektor. Sie hat mir inzwischen in einer sehr wichtigen Sache geholfen.«
»Gut. Versucht, ihr das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Falls nötig, spielt die Bedeutung dieser Angelegenheit hoch. In der nächsten Zeit wird sie jede Hilfe und
Ermutigung brauchen.«
Als Alektor gegangen war, bedeutete ich dem Schreiber, noch etwas zu warten. Ich suchte kurz meine
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