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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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an dem Singidunum erobert wurde, übereinstimmt.
    Ich gebe Euch mein Wort und das Wort Theoderichs - und seine Schwester ist hier als Zeugin anwesend und kann
    feierlich versichern, daß ich die Wahrheit spreche -, daß Euer Anspruch vor allen anderen berücksichtigt und
    gebührend vertreten wird.«
    »Das Ehrenwort zweier Soldaten und einer bezaubernden
    Prinzessin ist mir Sicherheit genug. Myros, rufe einen Schreiber herbei, damit ich unverzüglich mit der Abfassung des Vertrags beginnen kann.«
    Rekitach gab einen gequälten Laut von sich, doch Zeno
    brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Dann wandte er sich an mich und Amalamena: »Ich werde Theoderichs Volk den Besitz der Gebiete in Moesien für immer garantieren.
    Ich werde die jährlichen Zahlungen wieder aufnehmen.
    Weiterhin werde ich Theoderich den Titel verleihen, den sein Vater während der Regierungszeit des älteren Leo
    innehatte, und ihn zum Magister militum praesentalis, zum Oberbefehlshaber aller Grenzstreitkräfte des östlichen Reiches machen.«
    Die Prinzessin strahlte, und ich murmelte: »Überaus gütig von Euch, Sebastos.«
    »Ich werde einen weiteren Schreiber in Euer Gästehaus
    entsenden, damit Ihr die Abtretungsurkunde für Singidunum diktieren könnt. Sobald wir dann Unterschriften und Siegel hinzugefügt und die Dokumente ausgetauscht haben,
    wünsche ich, daß Ihr unverzüglich aufbrecht, um den
    Vertrag auf schnellstem Weg zu Theoderich nach
    Singidunum zu bringen. Es widerstrebt mir, Gäste so schnell wieder fortzuschicken, doch vertraue ich darauf, daß Ihr beide zurückkehren werdet -
    in Begleitung unseres
    Oberbefehlshabers Theoderich -, und dann werdet Ihr Muße haben, alle Annehmlichkeiten unserer Kaiserstadt zu
    genießen.«
    Im Gästehaus eingetroffen, hob ich die Prinzessin sanft vom Pferd, und Swanilda und einige andere Bedienstete
    eilten herbei, um ihr zu ihren Gemächern zu helfen. Da Amalamena inzwischen nicht mehr abstreiten konnte, daß sie krank war und Schmerzen hatte, beauftragte ich eine Sklavin, eiligst den Arzt zu holen.
    Alektor kam in Begleitung des Schreibers, den Zeno zu
    schicken versprochen hatte, eines schmächtigen alten
    Mannes, der sich als Eleon vorstellte. Ich führte ihn in ein leeres Zimmer und bedeutete ihm, zu warten, bis ich seine Dienste brauchte. Während der Arzt die Prinzessin
    versorgte, ging ich sorgenvoll in dem Zimmer auf und ab und sah zu, wie der alte Eleon seine Federkiele anspitzte und sie sich in das weiße Haar über seinen Ohren steckte, wie er Pergamentbögen entrollte und sie unnötigerweise noch
    einmal mit einem Maulwurfsfell glättete, wie er in seinem kleinen Tintenfaß herumrührte und wie er es irgendwie
    fertigbrachte, sich selbst und mehrere Möbelstücke in seiner Nähe mit Tinte zu bespritzen.
    Als Alektor den Raum betrat, schüttelte er düster den
    Kopf, nahm mich beiseite und sagte: »Die Alraunwurzeln brauchen ihr nicht mehr heimlich verabreicht zu werden. Sie nimmt sie jetzt freiwillig. Aber jetzt, da der Aaswurm sich zu erkennen gegeben hat, ernährt er sich gierig und immer schneller von ihr. Sie wird immer größere Mengen des
    Medikaments benötigen. Eure Aufgabe wird es sein, sie ihr zu verabreichen. Den Bediensteten habe ich Anweisungen in bezug auf das Wechseln der Verbände und ähnliches
    gegeben. Ich empfehle jedoch, die Prinzessin Tag und
    Nacht zu betreuen. Es wird immer häufiger dazu kommen, daß sie ihre... ihre körperlichen Funktionen nicht mehr beherrscht. Eine Dienerin wird deshalb nicht genügen. Es sollten mehrere und kräftige Leute sein - kräftig im Bezug auf Nerven und Muskeln.«
    »Ich verbürge mich dafür, daß sie bestmöglich betreut
    wird«, sagte ich. »Und ich frage Euch nochmals: Kann man wirklich nichts mehr für sie tun?«
    »Nein. Nichts, was ich als Arzt mit gutem Gewissen
    empfehlen könnte. Doch muß ich sagen - es scheint bereits etwas Bemerkenswertes geschehen zu sein. Für eine junge Frau in einer solchen Lage macht die Prinzessin einen
    bewundernswert ausgeglichenen Eindruck.«
    »Nun... Ich habe versucht, Eure Empfehlung von neulich zu beherzigen, Alektor. Sie hat mir inzwischen in einer sehr wichtigen Sache geholfen.«
    »Gut. Versucht, ihr das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Falls nötig, spielt die Bedeutung dieser Angelegenheit hoch. In der nächsten Zeit wird sie jede Hilfe und
    Ermutigung brauchen.«
    Als Alektor gegangen war, bedeutete ich dem Schreiber, noch etwas zu warten. Ich suchte kurz meine

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