Der Greif
verfügt. Vielleicht hat er schon Überlegungen angestellt, wo wir am sinnvollsten nachforschen könnten...
um bessere Beweise zu finden als alte Lieder und
verschwommene Erinnerungen...«
»Ich könnte mir vorstellen«, sagte Swanilda, »daß Maghib ebenfalls den Wunsch hat, sich uns anzuschließen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Nun, die Sache ist die...«, sagte ich und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Betrachte es einmal aus
folgendem Blickwinkel. Diese Mission, die ich eigentlich allein durchführen wollte bekam immer mehr Mitläufer auf dem Weg hierher.« Swanilda sah mich bestürzt an, daher wandte ich mich direkt an sie. »Ich sagte dir schon zu Beginn, meine Liebe, daß unerforschtes Gebiet vor uns liegt, das möglicherweise nur so wimmelt von Wilden. Sicher ist, daß wir die größten Chancen haben, mit dem Leben
davonzukommen und die Informationen, die wir suchen, zu finden, wenn wir möglichst wenige sind.« Ich richtete meinen Blick auf die beiden anderen. »Ich kann mich nicht weigern, meinen neuen Verbündeten mit mir zu nehmen, denn Thor
ist der Gesandte eines anderen Königs und mit derselben Mission beauftragt wie ich. Doch muß ich leider feststellen, daß diese Suche allmählich zu einem Chaos ausartet.«
Swanilda sah nun furchtbar gekränkt aus, Made wirkte
sehr niedergeschlagen, und Meirus sah mich unablässig, wenn auch mit völlig ausdruckslosem Blick an. Ich schloß meine Argumentation mit den Worten: »Ich hoffe, Ihr habt alle Verständnis für meine Lage. Ich muß die ganze Sache noch ausführlich mit Thor besprechen. Es steht mir nicht zu, willkürlich zu entscheiden, wie sich die Gruppe von nun an zusammensetzen wird.«
Swanilda, die äußerst betrübt wirkte, nickte und Made
folgte ihrem Beispiel.
»Nun«, sagte ich, »werde ich ins Gasthaus zurückkehren und mich mit Thor in meine Gemächer zurückziehen, wo ich gewisse Unterlagen und Karten aufbewahre, die ich zu
einem früheren Zeitpunkt während dieser Reise angefertigt habe. Ich will ihm Zugang zu allem verschaffen, was ich bis jetzt erfahren habe, und ihn ersuchen, umgekehrt mir alles, was er weiß, mitzuteilen. Dann werden wir besprechen, wie wir weiter vorgehen und welche Begleiter - falls überhaupt -
wir mitnehmen wollen. Wahrscheinlich wird uns das die
ganze Nacht beschäftigen. Wenn wir dann schließlich doch vom Schlaf übermannt werden, schlafen wir sicherlich lange aus. Da das Zimmer auch Swanilda gehört und Thor und ich es momentan für uns beanspruchen, bitte ich Euch, Meirus, so gastfreundlich zu sein und sie noch bei Euch zu behalten, bis ich sie morgen abholen werde.«
»Das läßt sich einrichten«, sagte er in äußerst frostigem Ton zu mir und wandte sich dann mit großer Wärme in der Stimme an Swanilda: »Werdet Ihr einem alten Mann die
Ehre erweisen, seine Einladung anzunehmen, die Nacht hier zu verbringen?«
Bedrückt nickte sie wortlos und wünschte mir nicht einmal mehr »Gute Nacht«, als ich ging.
Thor war bereits in meinen Gemächern, als ich
zurückkam. Er fragte mich: »Was hast du ihnen gesagt?«
»Die Unwahrheit«, antwortete ich.
6
»Die Unwahrheit?« erwiderte Thor gleichgültig. »Wozu der Aufwand?«
»Weil der Schlamm-Mann bissige Bemerkungen über all
die Zufälle machte, die bei unserer Begegnung eine Rolle spielten. Wenn er - oder überhaupt jemand - nur wüßte, wieviele Zufälle tatsächlich nötig waren, uns
zusammenzubringen...«
»Unglaublich, das stimmt. Doch du bist ebenfalls unglaublich. Ich bin unglaublich. Sollen die Ahnungslosen doch ungläubig sein. Warum sollten wir uns den Kopf
darüber zerbrechen, was irgend jemand außer uns selbst möglicherweise von uns denkt? Außerdem hast du mir noch gar nicht gesagt... was du von mir denkst? Bin ich nicht ansehnlich? Begehrenswert? Unwiderstehlich?«
Thor lag nackt auf meinem Bett, lächelte mich aufreizend an und räkelte sich wollüstig im warmen Schein der Lampe, um Gesicht und Körper gebührend zur Geltung zu bringen.
Ich hätte deren Schönheit in der Tat gepriesen, wenn ein solches Verhalten nicht schamlos unbescheiden von mir
gewesen wäre, da Thors Gesicht und Körper den meinen
unglaublich ähnlich waren.
Inzwischen war ich auch nackt, und wir wiesen alle beide ähnliehe, untrügliche Zeichen sexueller Erregung auf. Thor starrt jedoch nur hingerissen auf meine Kehle.
»Ich freue mich so darüber, daß du auch den
Venuskragen trägst.«
»Wie bitte?«
»War dir gar nicht bewußt,
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