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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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verwundert über dieses Interesse, das ihn zugleich auch entwaffnete. »Na ja, mein Herr, der Unterschied liegt eigentlich klar auf der Hand. Ein Techniker versteht die Theorie des Bauens, aber ein Baumeister verfügt über die Schaffensgabe. Techniker leiten vielleicht die neue Konstruktion, aber die Baumeister sind es, deren Hände man tatsächlich auf Stein und Eisen liegen sehen möchte. Ihr habt natürlich auch Schaffende in Farabiand. Sicherlich werden manche davon Baumeister?«
    »Nicht jedoch vergleichbar mit Euren. Es scheint, dass die neue Straße dem Besten gleichkommen wird, was je von Menschenhand geschaffen wurde. Die Pläne für die Brücken und die abgestützten Straßenabschnitte sind absolut außergewöhnlich.«
    »Es ist freundlich von Euch, das zu sagen, mein Herr. Wenn ich mir erlauben darf, das festzustellen: Ihr sprecht sehr gut Praken.«
    »Ah ...« Fürst Bertaud blickte Tehre an, die ihre Einblicke in Sprachen als geschaffene Strukturen jedoch nicht ausführen wollte und den Blick deshalb sanft und unschuldig erwiderte. »Ah«, murmelte der fremde Herr erneut. »Danke. Ah, verzeiht mir ...«
    »Die Anrede lautet ›hochverehrter Herr‹«, erklärte Sicheir, der offensichtlich, anders als Tehre, Bertauds Dilemma verstand. »Meine Schwester hat ihren Titel von unserer Mutter und deren Familie geerbt ... der Adelstitel geht in einer morganatischen Ehe wie der unserer Eltern nur von der Mutter auf die Tochter über. In Farabiand ist das anders, glaube ich.«
    Fürst Bertaud neigte vielsagend den Kopf und führte eine kurze einladende Handbewegung aus, womit er vorschlug, dass sich alle setzten. »Ihr seid meine Gäste«, erklärte er. »Nein, bitte, gestattet mir diese Geste. Erzählt mir von der Straße und der Erfahrung des Bauens, hochverehrter Sicheir. Welches ist Eure Aufgabe in diesem großartigen Projekt? Habt Ihr früher schon an Vergleichbarem gearbeitet?«
    Tehre lehnte sich zurück und verfolgte, wie ihr Bruder ungeachtet seiner Sorgen und seines Argwohns und weitgehend gegen seinen Willen in eine gesellige Unterhaltung über die Straße des Arobarn gezogen wurde. Sie hatte Fürst Bertaud nicht wirklich als adligen Höfling betrachtet; er erschien ihr zu direkt, zu wenig anmaßend. Jetzt sah sie, dass er tatsächlich ein erfahrener Höfling war. Stellte also auch Charme möglicherweise eine Ausdrucksform der Schaffensgabe dar? Sicherlich war er weniger durchstrukturiert wie eine Sprache, weit weniger als eine richtige Konstruktion aus Stein oder Holz. Welche Komponenten bildeten möglicherweise den Charme eines Höflings? Und wenn man schon davon sprach: Wie war die fertige Struktur zu definieren? Vielleicht ließ sich die Analogie nicht ganz so weit dehnen ... Als nun Sicheir Papier und Schreibzeug hervorholte und damit begann, eine Skizze von der ersten großen Brücke zu zeichnen, die eine breite Schlucht überspannen sollte, vergaß Tehre diese Frage und beugte sich vor.
    »Ist das maßstabsgerecht?«, erkundigte sie sich. »Dann ist es völlig falsch. Mauerwerk ist zu schwer für diese Ausdehnung. Dafür braucht ihr zu viel Höhe. Es wäre zu schaffen, wenn man eine ganze Reihe von Bögen errichtet, aber eine solche Reihe ist nicht möglich, wenn zu viel Fallhöhe unter der Brücke besteht, und ich bin sicher, dass das so ist. Nein, Sicheir, diese Konstruktion wird sich nicht nur als schwer zu errichten erweisen, sondern auch als durch und durch instabil. Wer hat das entworfen?«
    »Tirechkeir.«
    »Ja, es sieht Emnon Tirechkeir absolut ähnlich, etwas zu entwerfen, das nach einem radikal neuen Konzept aussieht, tatsächlich aber eine lange Tradition fortführt, die im Grunde nicht zur gegebenen Situation passt. Das erste Problem ist die falsche Wahl der Baustoffe. Ich denke wirklich nicht, dass man eine solch große Distanz mit Mauerwerk überbrücken sollte.«
    »Steine sind verfügbar. Wir können in diesen Bergen jede Menge guter Steine gewinnen. Das ist ein großer Vorteil, Tehre.«
    »Egal wie leicht man sie gewinnen kann, sie sind für diese Anforderung zu schwer. Ihr bekommt diese Brücke nie richtig verankert, oder wenn doch, dann weil sie zu steil ist, um noch bequem genutzt werden zu können.« Tehre blickte sich gedankenverloren nach Papier um. Jemand schob ihr einen ganzen Stoß gutes Zeichenpapier zu – oh, es war Fürst Bertaud; wie klug von ihm zu erkennen, was sie brauchte! Sie nahm die Schreibfeder aus der Hand ihres Bruders und begann zu zeichnen. »So etwas

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