Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
Vom Netzwerk:
hat Fareine eigentlich in diesem Brief geschrieben?«
    Sicheir zögerte. Seine Augen wanderten zur Seite und sahen auf den fremden Herrn.
    »Egal«, sagte Mairin, ehe die Unterbrechung peinlich werden konnte. Sie tätschelte eindringlich Tehres Hand. »Du kannst später mit deinem hochverehrten Bruder über die Briefe sprechen, hochverehrte Dame.«
    »Es besteht kein Grund zur Eile«, unterstützte Sicheir dieses Ansinnen. Er klopfte kräftig auf den Tisch, um die Bedienung zu rufen. »Wir essen jetzt zu Abend. Fürst Bertaud, möchtet Ihr mir nicht gestatten, Euch einzuladen?«
    Tehre stützte den Ellbogen auf den Tisch, legte das Kinn in die Handfläche und hörte nicht weiter dem höflichen Streit darüber zu, wer wessen Gast war. Sie dachte vielmehr über Zeit, Reisen und Ungewissheit nach und darüber, wer was über alles wusste. Oder überhaupt irgendetwas.
    Einige Zeit später legte sie den Löffel zur Seite und wurde sich erst in diesem Augenblick bewusst, dass das Abendessen serviert worden war und sie ihres verspeist hatte. Zusammengesetzt war es aus einer dicken Gerstensuppe mit Rindfleisch und Karotten, ein sehr typisches Gericht des Nordens, das Tehre jetzt, nachdem es ihr bewusst geworden war, an Zuhause erinnerte. Auf einmal sehnte sie sich nach dem Elternhaus, nach der Stimme ihrer Mutter, die fröhlich durch die gebohnerten Flure hallte, nach dem lebhaften Interesse ihres Vaters an Baukunst und Materialien und am Schaffen und im Grunde an allem ... Sie dachte an den Greifen, den sie gesehen hatte, an die Art, wie das späte Sonnenlicht auf den metallisch wirkenden Federn seiner Schwingen glänzte und sein Löwenfell in rötliches Gold verwandelte. Den grausamen, nichtmenschlichen Blick, den er in ihre Richtung gewandt hatte.
    Dann stellte sie sich vor, wie dieser Greif über den Besitz und das Haus ihres Vaters flog. Aus einem Grund, den sie nicht verstand, schauderte ihr bei dieser Vorstellung vor Grauen. Sie blickte ihren Bruder an und erklärte: »Du musst mit uns nach Norden kommen, Sicheir.«
    Erschrockenes Schweigen breitete sich aus. Tehre wandte den Blick von Sicheir auf Fürst Bertaud. Beide Männer wirkten gleichermaßen perplex.
    »Ja, Tehre«, sagte Sicheir schließlich. »Wir waren gerade zu dem gleichen Schluss gelangt.«
    Tehre wurde rot. »Oh, ja?« Das war ihr entgangen. »Und deine Arbeit?«
    Sicheir zuckte nur die Achseln. »Die Familie geht vor. Ich schicke Prinz Bastreitan einige deiner Zeichnungen und füge den Vorschlag bei, er solle so eine Lösung in Erwägung ziehen.«
    »Oh.« Tehre dachte darüber nach. »Sag ihnen, sag ihnen allen, dass es deine Zeichnungen sind. Die Verwalter werden den Entwurf viel eher ausprobieren, wenn alle ihre Lieblingsbaumeister denken, es wäre dein Entwurf und nicht meiner.«
    »Tehre ...«
    »Später, sobald die Brücken gebaut wurden, kannst du allen verraten, dass es mein Entwurf war. Dann können sie nichts mehr daran ändern. Ich möchte das hier ...«, sie tippte mit zwei Fingerspitzen auf die grobe Skizze, »... gebaut und von normalen Lasten genutzt sehen. Du nicht auch?«
    Sicheir gestand ihr das mit einer kurzen Handbewegung zu, wobei er die Stirn runzelte. »Vielleicht begleitest du mich ja später dorthin.«
    Fürst Bertaud zog die Skizze über den Tisch zu sich heran und studierte sie interessiert. »Höchst ungewöhnlich.«
    »Ich habe die Idee von einer Brücke in Linularinum«, erklärte Tehre. »Und von der Überlegung, wie es möglich sein könnte, richtig steile Bögen tatsächlich zu nutzen .«
    »Ich möchte, dass dieser Entwurf praktisch erprobt wird«, verkündete der ausländische Fürst und blickte Sicheir mit hochgezogenen Brauen an.
    »Huh.« Sicheir lehnte sich zurück und wirkte sehr nachdenklich. »Ja. Das könnte gehen.«
    Verblüfft blickte Tehre vom einen zum anderen. Wäre Fareine hier gewesen, hätte sie sie später gefragt, worum es da gegangen war. Fareine war jedoch nicht hier. Sie blickte zu Mairin hinüber. Zu ihrer Überraschung nickte das Mädchen und wirkte erfreut. Sie beugte sich vor und flüsterte Tehre zu: »So möchte Fürst Bertaud erklären, warum du eingewilligt hast, ihn nach Norden zu führen: Er hat dir versprochen, deine Arbeit zu fördern, und du wusstest, dass er ein sehr mächtiger Gönner wäre, zumindest für kurze Zeit, bis alle Welt sehen kann, dass deine Brücken die besten sind. Jeder wird diese Erklärung verstehen. Sie verhindert alle möglichen sonstigen Fragen – du weißt

Weitere Kostenlose Bücher