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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Tasse und achtete darauf, dass Gerent sie auch halten konnte, ohne den kochend heißen Tee zu verschütten.
    Gerent trank ihn mit einem Mal, wie eine Medizin, und gestattete dem Gelehrten, die Tasse ein weiteres Mal ganz zu füllen. Der Tee war tatsächlich sehr süß, viel süßer, als Gerent ihn sonst trank. Aber heute Morgen freute er sich über so viel Süße im Getränk. Er verspeiste einen Kuchen, leckte sich Honig von den Fingern und fragte unvermittelt: »Und Tehre?«
    »Ihr geht es gut. Sie hat nach dir gefragt. Sie war mit mir der Meinung, wir sollten dich wecken, aber Emre überstimmte uns beide, eine zweifellos kluge Entscheidung. Sie war um dich besorgt. Sie sagte, du hättest zu Anfang noch nicht mal über deine übliche Kraft verfügt – und wir alle konnten sehen, was du mit dem Wall gemacht hast. Tehres Freund, Fürst Bertaud, behauptet beharrlich, dass die Mauer entlang der kompletten Greifenwüste verläuft. Stimmt das?«
    »Vom großen See hoch im Norden entlang des Teschanken und dann nach Westen entlang der Wüstengrenze bis zu den westlichen Bergen ... Fürst Bertaud? Ist das der Herr aus Farabiand?«
    »Ja. Wie ich es verstehe, ein sehr nützlicher Freund für Tehre.«
    Gerent schauderte bei der Erinnerung an den Greifenmagier, aber der Fairness halber berichtete er: »Der Greif sagte, der Herr aus Farabiand hätte ihn überredet, den Wall auf seiner Seite mit Feuer zu versiegeln.«
    »Ja, so habe ich es auch gehört.« Annachudran goss sich auch eine Tasse Tee ein und trank langsam davon. »Wir können von Glück sagen, dass Fürst Bertaud besorgt genug war, um auf dieser Reise nach Norden zu bestehen. Und von Glück, dass meine Tochter darauf beharrte, ihn zu begleiten. Ich hätte nie gedacht ... Na ja, Eltern sind die schlechtesten Richter über die Fähigkeiten ihrer Kinder, heißt es. Aber mit euch allen gelang es uns, etwas zu erreichen, das beinahe als Sieg gelten kann. Das hätte ich nie erwartet, als ich sah, wie die Greifen auf ihrem brennenden Wind nach Süden ritten. Ich muss jedoch zugeben, dass ich nicht geglaubt habe, der Wall reichte den ganzen Weg bis zu den Bergen im Westen.«
    »Man kann nicht wirklich behaupten, ich hätte den Wall nur mit meiner eigenen Kraft versiegelt. Ich habe eigene Kraft benutzt, aber auch die tiefgehende Kraft der Erde.« Gerent hielt kurz inne und fasste Annachudrans Gesicht genauer ins Auge. »Und die Kraft deiner Männer. Ist es nicht so? Deine Kraft ... Aber es scheint dir ganz gut zu gehen ...« Er überwand sich nicht ganz zu der Frage, die er gern gestellt hätte.
    »Nur sehr wenige sind gestorben«, antwortete der Gelehrte, der die unausgesprochene Frage gar nicht zu hören brauchte. »Zum Glück hat Emre, sobald sich die Wüste zurückgezogen hatte, fast das gesamte verbliebene Hauspersonal mitgenommen, um uns zu suchen und nach Hause zu holen.«
    Gerent stellte sich das verzögerte Sterben vor, das ansonsten wahrscheinlich das Schicksal jener Männer gewesen wäre, deren Kraft er so rücksichtslos benutzt hatte. Er schluckte.
    »Was du getan hast, war nötig. Du hast uns alle gerettet«, sagte Annachudran sanft und betrachtete Gerents Gesicht. »Du und Tehre. Und Beguchren Teshrichten. Und sogar dieser Greifenmagier, nachdem der Fürst aus Farabiand ihn überredet hatte, uns lieber zu helfen als uns zu bekämpfen ...«
    »Beguchren hat mir zu erklären versucht, wie man die Erde in ... ich weiß nicht, wie ich es richtig ausdrücken soll ... in ihrer eigenen Natur stärkt. Die Erde enthält so viel Macht ... Ich hätte das nie geschafft, hätte ich nur meine eigene Kraft nutzen können.« Gerent zögerte und fuhr dann fort: »Das mit dem Greifen trifft zu. Er hat die eigene Kraft genutzt und außerdem die grimmige Macht des Feuers kanalisiert. Er sagte, er hätte Tehre geholfen, den Wall zu errichten ... Und er hat mir geholfen, ihn zu versiegeln.« Obwohl es ihm schwerfiel zu glauben, dass eine Kreatur des Feuers in irgendeiner Form die Wahrheit sagte. »Vielleicht hat Beguchren ...« Er unterbrach sich und stellte die Tasse, die er hielt, auf den Nachttisch. Mit einer Beklemmung, die wie Eis durch ihn lief, fragte er: »Was ist mit Beguchren?«
    Annachudran zögerte. »Er schläft«, antwortete er schließlich. »Das glauben wir zumindest.«
    Der Kaltmagier schlief. Schlief jedoch auf eine Art und Weise, die Gerent ungeheure Sorgen bereitete. Er wirkte eingeschrumpft, wie er dort im Bett lag, ganz verloren zwischen den Decken und Kissen.

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