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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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freundlicher Mensch war? Freundliche Menschen kauften keine Fluchgelübde-Sklaven.
    Falls man ihn verkaufte, wie hoch war die Chance, dass der Käufer aus der Stadt stammte? Die Hofadligen und geringeren Edelherren, die Reichen, die nach Macht und Einfluss strebten ... Solche Leute waren es, die gern durch Fluchgelübde gebundene Sklaven ihr Eigen nannten. Gut möglich, dass man Gerent kaufte und verkaufte, bis er sich letztlich doch in Breidechboda wiederfand. Und falls jemand aus der Stadt des Königs ihn erwarb, würde Perech Fellesteden fast mit Sicherheit irgendwann davon erfahren.
    Gerent war sehr still geworden, als sie etwa eine Stunde nach Mittag die Furt erreichten. Der Fluss war hier breiter und immer noch schnell, aber nicht tief. Steine ragten aus dem Wasser. Man konnte zwar nicht von einem Ufer zum nächsten gelangen, ohne sich die Füße nass zu machen, aber man kam dem doch näher, als Gerent erwartet hatte. Im Frühling war der Fluss vielleicht unpassierbar, aber derzeit wirkte nur ein Abschnitt von zehn Metern Breite schwierig, und selbst dieser schien nicht wirklich gefährlich.
    Und auf der anderen Seite wartete in weniger als zehn Meilen Entfernung Annachudrans Haus. Vielleicht in gerader Linie vierzig Meilen von Melentser entfernt. Das erschien Gerent unendlich viel weiter, als die Zahl andeutete, und zugleich eine kaum nennenswerte Entfernung.
    Annachudran starrte auf den Fluss und grunzte. »Könnte schlimmer sein. Ich dachte eigentlich, es wäre schlimmer. Der Wasserstand ist niedriger, als wir hier normalerweise erleben, sogar in dieser Jahreszeit.«
    Gerent war nicht besonders interessiert und nickte höflich.
    »Ich mache Tee«, sagte Annachudran. »Würdest du bitte sehen, was du bei den Satteltaschen erreichen kannst?«
    Gerent brachte zwei Talglichter zum Vorschein und fand auch Annachudrans Öltiegel. Und die zerbrochene Tasse, denn sein Meister benutzte jetzt die Pfanne, um Tee zu machen. Gerent schmolz die Kerzen über niedriger Flamme im Öl, rieb den heißen Talg zwischen den Handflächen und deutete mit dem Kopf auf die erste Satteltasche. »Es ginge leichter, wenn sie leer wäre.«
    Wortlos öffnete Annachudran die erste Tasche. Sie enthielt Bücher: Maskeiriens Eklogen, Teirenchodens Epos über den neunzehnten Krieg zwischen Ceirinium und Feresdechodan. Zudem Historien und Gedichte, Naturphilosophie und politische Philosophie. Gerent sah Leder mit Goldprägung, edles schweres Papier, illuminiert mit Drachen und Greifen, mit Sturmadlern und schlanken Meereskreaturen, die Fischschwänze und die stolzen, fein geschnittenen Gesichter von Menschen besaßen. Nichts Gewöhnliches. Es gab keinen einzigen Band, der nicht schön, selten und kostbar gewesen wäre. Daneben wirkten die beiden Bücher, die Gerent gestohlen hatte, beinahe gewöhnlich.
    Gerent fragte sich, warum er das nicht gleich vermutet hatte. Bücher: schwer und wertvoll, aber nicht zerbrechlich; in sich selbst wertvoll, nicht nur aufgrund ihres Marktwertes. Genau die Art von Reichtümern, die zu bergen sich ein Mensch dieser neuen Wüste aussetzen mochte. Besonders wenn er dachte: Nur ein paar Stunden – wie schwierig konnte das schon werden?
    Kein Wunder, dass Annachudran nun bereit war zu warten, damit die Taschen wasserfester gemacht werden konnten, ehe er diese Bücher über den Fluss trug. Gerent verrieb den Talg auf dem Leder. Während er damit beschäftigt war, blickte er verträumt ins Leere: dachte an wasserfestes Leder, an dichte Nähte, an Riemen, die sich eng und fest schlossen. Er versuchte, sich nicht von den eigentlichen Büchern ablenken zu lassen, obschon er sich ein oder zwei kurze Blicke nicht verkneifen konnte, während Annachudran die zweite Tasche ausleerte.
    »Macht das Öl auch keine Flecken auf den Büchern?«, fragte Annachudran. Er fasste vorsichtig an die erste Tasche und betrachtete dann forschend die Fingerspitzen.
    »Das könnte passieren, wenn jemand anders diese Arbeit erledigen würde«, antwortete Gerent. »Nicht, wenn ich sie mache.«
    »Eine Gabe.«
    »Es geht darum, genau zu wissen, was das Öl bewirken und was es nicht bewirken soll. Und ja, es ist eine Gabe.«
    Annachudran grunzte. Als er feststellte, dass seine Finger sauber und trocken waren, packte er den Inhalt der ersten Tasche wieder ein und entleerte die dritte. »Wie wasserfest bekommst du sie hin?«
    Während Gerent weiter geschmolzenen Talg in das Leder einrieb, zuckte er die Achseln. »Es wäre wohl besser, eine Tasche

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