Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
nicht mitten im Fluss fallen zu lassen.«
Annachudran grunzte erneut und ging die vierte Tasche holen.
Als sie eine Weile später mitten im Flussbett waren, reichte das Wasser Gerent bis an die Brust. Und die Strömung war sehr stark. Er hatte die Stiefel ausgezogen, watete nun vorsichtig in den Fluss und ließ die Bücher zunächst noch zurück, während er prüfte, wie er sicheren Tritt finden würde und wie stark die Strömung genau war. Er stieg wieder aus dem Fluss und schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir nicht ... Zwar ist es nicht allzu schlimm, aber nur, wenn man die Hände frei hat und keine Last zu tragen braucht ...«
Annachudran fiel noch eine Möglichkeit ein. »Ich habe ein Seil dabei.«
Sie spannten das Seil von einem Ufer zum anderen; es reichte knapp dafür. Dann trug Gerent die Reisesäcke, die eigenen Stiefel und die Annachudrans hinüber. Das Verfahren schien sicher: Er konnte eine schwierige Last mit einer Hand auf der Schulter halten und sich mit der anderen am Seil festhalten. Anschließend trug er nacheinander drei Satteltaschen zum anderen Ufer hinüber, wobei ihm Annachudran besorgt zusah. Schließlich kehrte er für die letzte Satteltasche zurück und machte Annachudran Platz, damit dieser vor ihm in den Fluss steigen konnte.
»Seid vorsichtig«, mahnte ihn Gerent, als sie sich der tiefsten Stelle näherten. »Wo das Wasser mir bis an die Brust reicht ...«
»Reicht es mir fast über den Kopf. Ja, ich weiß. Trotzdem ist das hier noch die günstigste Stelle, den Fluss nördlich der Brücke von Metichteran zu überqueren. Ich gebe allerdings zu, dass es vom Pferderücken leichter aussieht, als wenn man zu Fuß durch das Gewässer gehen muss.«
Gerent zuckte die Achseln. »Haltet Euch am Seil fest. Ich bin gleich hinter Euch.«
Annachudran ging Gerent voraus und arbeitete sich Hand über Hand am Seil vorwärts; er keuchte unter der Kälte und spie Wasser aus, das ihm in den Mund gespritzt war. Auf diese Weise schaffte er es bis zum ersten der breiten Steine auf der anderen Seite des Flusslaufs und begann dann, sich aus dem Wasser herauszuziehen.
Gerent war drei Meter hinter dem Älteren. Zu spät sah er den großen Holzklotz auf dem Fluss heranwirbeln, um noch eine Warnung zu rufen. Das Holz traf Annachudrans Beine mit einem dumpfen Aufprall, den Gerent deutlich hören konnte, und mit einer solchen Wucht, dass der Mann seinen Griff am Seil verlor. Annachudran schrie auf und stürzte in den tieferen Bereich des Flusses zurück; der Schrei brach ab, als dem Mann das Wasser über dem Kopf zusammenschlug. Der entsetzte Gerent sah, wie sein Herr wieder an die Oberfläche kam, nur um gleich von der Strömung gegen einen Stein und direkt danach gegen einen weiteren geschleudert zu werden, woraufhin Annachudran erneut unterging.
Gerent warf die letzte Satteltasche zu den Steinen hinüber, ohne genau hinzuschauen, wo sie landete, und tauchte in die Strömung. Er fing sich mit den Händen an einem Fels ab und folgte der Strömung, wobei er sich von seinem Instinkt leiten ließ und dem Glück vertraute. Dann sah er erneut das große Stück Holz. Er warf sich hinterher, fand sich in einem starken Sog wieder und ging unter. Plötzlich erwischte er mit den Händen Stoff. Einen Arm. Unter den Sohlen spürte er Gestein und stieß sich kräftig mit den Füßen ab, kam wieder aus dem Wasser zum Vorschein. Rasch drehte er sich, um Annachudrans Oberkörper aus dem Fluss zu hieven, krachte jedoch mit dem Rücken an einen Felsen. Er schrie vor Schmerzen auf und versuchte gleichzeitig, sich mit einer Hand irgendwo festzuhalten. Die Strömung presste ihn gegen den Felsen, sodass er Halt bekam. Gerent konnte einen Arm um die Brust von Annachudran schlingen, wischte sich das Wasser aus den Augen und spürte mit den Zehen Kieselsteine, die unter ihm wegrollten. Die Strömung war hier brutal, aber der Fluss reichte ihm nicht viel weiter als bis an die Schultern. Dann entdeckte er einen weiteren Felsen, der Halt gegen die Strömung versprach.
Annachudran hing schlaff in seinem Arm. Gerent packte fester zu, stemmte die Füße an den Felsen, der ihnen Halt bot, und stieß sich in Richtung des anderen großen Steins ab. Er schaffte es bis zu dem Felsen, und hier reichte ihm das Wasser nur noch bis an die Brust. Er grub die Zehen in das raue Flussbett und wuchtete Annachudran auf den Stein. Rasch ging er auf dessen andere Seite, wo der Fluss noch etwas weniger tief war, packte den Arm seines Herrn, legte ihn
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