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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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    Gerent sprang unsicher auf die Beine, gerade noch rechtzeitig, ehe zwei weitere Männer der Stadtstreife auf ihn zustürmten und ihn an den Armen packten. Fareine, die ihnen ins Zimmer gefolgt war, öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Tehre rief, ehe die ältere Frau auch nur ein Wort herausbekam: »Hauptmann der Streife! Bitte befiehl deinen Männern, mein Haus zu sichern und zu gewährleisten, dass mein Personal in Sicherheit ist. Ich sollte sie lieber begleiten. Ich fürchte, hier hat ein großes Durcheinander geherrscht.«
    »Hochverehrte Dame, das kann ich sehen«, sagte der Hauptmann kopfschüttelnd – nicht, weil er gezweifelt hätte, wie Gerent erkannte, sondern einfach aus Verblüffung. Er gab seinen Männern einen Wink, und sie führten Gerent zur Tür. Er wehrte sich nicht. Er warf auch keinen letzten Blick auf Tehre. Er senkte einfach nur den Kopf und ließ sich abführen.
    Sechs Tage in einer fensterlosen steinernen Zelle boten reichlich Gelegenheit, über fünfzig bessere Möglichkeiten nachzusinnen, wie er sich bei einer unvermittelten Konfrontation mit dem früheren Fluchgelübde-Meister hätte verhalten können. Bei den besten davon wäre die Konfrontation von vornherein vermieden worden. Gerent überdachte bis ins kleinste schmerzliche Detail seine Entscheidung, überhaupt nach Süden zu reisen, seinen Entschluss, hinter Dachseit auf der Straße nach Süden zu bleiben, statt sich nach Westen zu wenden, und seine verhängnisvolle Einwilligung, als Tehre vorschlug, dass er ihren neuen Gönner kennenlernte.
    Hätte er sich zu irgendeinem dieser Zeitpunkte anders entschieden, dann wäre er vielleicht wie geplant nach Farabiand gekommen. Er hätte sogar in diesem Augenblick schon in Farabiand sein können, statt hier auf dem kalten Steinboden zu sitzen und gelegentliche Lichtschimmer zu verfolgen, die über den Fußboden an der Tür krochen, wenn Wachen mit Lampen draußen durch den Korridor gingen.
    Gerent verwandte einen Teil der Zeit darauf, mit der Gürtelschnalle vorsichtig am Gestein der Tür zu ritzen. Er dachte über das nach, was Tehre über Risse und Maurerarbeiten gesagt hatte, und darüber, wie sie Derichs Schwert hatte zerspringen lassen – eine erstaunliche Leistung des Aufhebens, der krassen Antithese zum Schaffen. Wenn er so etwas bewirken könnte ... dann hätte er nicht nur die Tür zerbrochen, sondern dieses ganze Gefängnis zerstört und die Mauern ringsherum niedergerissen. Aber wie sehr er sich auch abmühte, er fand keinen Weg, um die Kratzer, die er erzeugte, zu bewegen, dass sie sich im ganzen Mauerwerk ausbreiteten und es in Trümmer legten.
    In Augenblicken der Hoffnung stellte sich Gerent vor, wie er letztlich aus der Zelle hinaus ins Licht geführt würde, um festzustellen, dass Tehre Annachudran tatsächlich seine Bindung gekauft hatte. Er erinnerte sich daran, wie er gedacht hatte: Sie wird jedes Versprechen halten, das sie macht. Und obwohl diesem Gedanken inzwischen die ursprüngliche Überzeugung fehlte, hoffte er zuzeiten immer noch, dass er sich erfüllen würde.
    In anderen Augenblicken war Gerent jedoch überzeugt, dass Tehre zornig auf ihn war, weil er sie getäuscht hatte – zornig auch auf den eigenen Vater. Obwohl sie nicht den Eindruck gemacht hatte, dass sie rasch wütend wurde. Womöglich fand sie sich und ihre Familie jedoch zu großen Gefahren ausgesetzt, wenn sie sich einmischte ... Bestimmt war ihr eines klar geworden: Sie musste um jeden Preis jeden Hinweis darauf vermeiden, dass ihr Vater ihn, Gerent, geschickt hatte oder ihr Vater möglicherweise derjenige gewesen war, der das Fluchgelübde-Brandmal entfernt hatte. So oder so, sie wünschte gewiss keine weitere Verbindung zu Gerent. Sie würde sich nicht zu seinen Gunsten einmischen.
    Von den Wachen erfuhr er nichts über mögliche rechtliche Schritte gegen Tehre ... oder irgendwelche rechtlichen Schritte, die sie selbst ergriff ... oder irgendetwas, das mit seinem eigenen weiteren Ergehen zu tun gehabt hätte. Die Tür war schwer und blieb stets geschlossen; die Wachen schoben zweimal am Tag einen Teller darunter hindurch. Gerent konnte sie außerhalb seiner Zelle hören, aber sie redeten kaum miteinander; und sie antworteten ihm niemals, wenn er durch die Tür nach ihnen rief. Schier alles konnte derzeit geschehen. Tehres Familie war vielleicht ruiniert; er konnte es nicht wissen. Seine eigene Auktion lief vielleicht schon, und er erfuhr nichts davon.
    Zu Anfang rechnete er täglich

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