Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
erwartet der Magier des Königs von dir?«
Gerent zuckte die Achseln, da er es nicht wusste. »Ich würde es dir sagen, wenn ich es wüsste. Offenkundig sind im Norden Probleme entstanden. Ich vermute, dass es dabei um die neue Wüste geht. Ich habe keine Ahnung, was der Herr Magier denkt, das ich in dieser Hinsicht für ihn tun könnte, und warum er das denkt.«
»Probleme. Huh. Im Norden. Aber du weißt nicht, worum es dabei geht.« Tehre blickte auf ihre Skizzen hinab und dann wieder zu Gerent hinauf. »Ich frage mich, was das für ›Probleme‹ sind und wie nahe diese schon dem Haus meiner Eltern gekommen sind. Vielleicht ... hm. Vielleicht ... es gibt hier all diese Flüchtlinge, und wie Fareine sagt, erzählen sie, dass die Wüste sie nach Süden getrieben hat. Ich frage mich, wie groß die neue Wüste tatsächlich ist.«
»Größer, als man für nötig halten würde, um Melentser zu umschließen«, erwiderte Gerent – ein wenig zu schnell für jemanden, der angeblich aus einer Stadt in Meridanium stammte und keineswegs aus Melentser. Er setzte hinzu: »Das habe ich zumindest gehört.«
Tehre nickte mit nachdenklicher Miene. »Ich frage mich, ob sie sich nach wie vor ausbreitet? Über die vereinbarte Grenze hinaus? Es könnte sehr schwierig für den Norden werden, wenn die Wüste zu dicht an die Städte heranrückt. Und für den Süden, wenn noch mehr Menschen den Norden verlassen müssten. Sämtliche Preise sind stark gestiegen, sogar nur mit den Menschen aus Melentser, die ihr Zuhause aufgeben mussten.« Ihr Blick verdüsterte sich vor Sorge. »Meine Familie ... Na ja, immerhin ist Beguchren Teshrichten sehr mächtig. Ich vermute mal, dass er diese ›Probleme‹ lösen kann, worum auch immer es sich dabei handelt.«
Gerent erinnerte sich an den verschleierten Blick und das undurchschaubare Lächeln des Magiers und dachte, dass sie wahrscheinlich recht hatte. »Ich wollte dich unbedingt aufsuchen, hochverehrte Dame, um dir dafür zu danken, dass du zu meinen Gunsten interveniert hast. Und ja, um dich zu fragen, ob du deinem Vater geschrieben hast, und um dich dringend darum zu bitten, erneut zu schreiben. Und falls du es nicht anmaßend findest: Ich möchte lieber aus einem befreundeten Haus heraustreten, wenn ich Breidechboda verlasse.«
»Natürlich.« Tehre klang leicht überrascht, schien sich aber zu freuen. »Wenn du erst morgen früh aufbrichst, kannst du mir dabei helfen, dein Katapult zu zerbrechen. Ich dachte schon, du würdest es versäumen, und ich freue mich, dass du doch dabei bist. Ich möchte sehen, ob ich den Zerstörungsvorgang stark genug verlangsamen kann, um wirklich herauszufinden, wie die Materialien zerbrechen. Denkst du, du könntest mir dabei helfen? Du hast doch wahrscheinlich schon einmal versucht, das Auseinanderbrechen einer Sache zu bremsen, oder?«
»Bei Kutschenrädern und einmal bei einer Achse.«
»Perfekt!«, erklärte Tehre und machte sich auf den Weg zum Garten. Sie ließ die Bücher liegen, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Gerent blickte ihr einen Moment lang nach und lächelte. Die Konzentration dieser Frau auf ihre Arbeit war ... beruhigend. Auf eine Art und Weise angenehm, die er nicht richtig in Worte fassen konnte. Er spürte, wie sich bei ihm Spannungsknoten in Hals und Rücken lockerten. Er wusste nicht, was er von Beguchren halten sollte; er wusste kaum, wie er die wiedergewonnene Freiheit fand – so, wie sie sich für ihn darstellte ... Aber er wusste, dass er sich darüber freute, Tehre Annachudran absolut unverändert anzutreffen. Er wusste: Was immer im Norden geschah, er würde froh sein, wenn er an sie in diesem Haus dachte, wie sie Mechanismen zerbrach und Gleichungen entwickelte, um den Vorgang der Zerstörung zu beschreiben und zu erklären.
Kapitel 6
Tehre wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass Gerent mit Beguchren Teshrichten nach Norden ging. Doch sie war ganz gewiss froh, dass er es als freier Mann tat. Oder wenn nicht frei, so doch wenigstens nicht stärker gebunden als alle anderen, die sich den Umständen und dem üblichen Druck eines mächtigen Mannes ausgesetzt sahen. Andererseits war das sicherlich Zwang genug. Es war jedoch wesentlich besser, als durch ein Fluchgelübde an irgendeinen Rohling gefesselt zu sein, der gerade Erbe Perech Fellestedens geworden war. Tehre war absolut überzeugt, dass der Erbe, wer immer es war, als Rohling gelten musste. Was für einen Erben hätte ein Mann wie Fürst Fellesteden denn
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