Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
eine einfällt, verstehst du?« Er hob zwei kleine Silberringe von einem Beistelltisch auf und warf sie auf den glänzenden Schreibtisch, sodass sie wie kleine Glocken läuteten.
Gerent hatte die Ringe gar nicht bemerkt, bis der König sie zur Hand nahm, und zuckte nun unwillkürlich zusammen, als sie über den Tisch rollten und klingelten. Er wusste, welche Drohung der König mit dieser Geste aussprach ... Dann wurde ihm verspätet klar, welche Drohung der König vielleicht tatsächlich machte, und zuckte ein zweites Mal zusammen.
»So«, sagte der König und sah ihn streng an, »du dienst meinem Freund Beguchren, wie er es verlangt, und ich überlasse dir die Entscheidung, was mit diesen Ringen geschehen soll. Hast du mich verstanden, Gerent Ensiken? Du kannst sie schmelzen oder in den Fluss werfen, wenn du möchtest. Das ist die Münze, die ich dir anbiete ... Solltest du meinem Magier jedoch nicht dienen, denke ich mir etwas anderes für die Ringe aus. Verstehst du das?«
Gerent wollte mit »Ja« antworten, stellte jedoch fest, dass sein Mund zu trocken war, und schluckte. Schließlich brachte er im Flüsterton hervor: »Ich verstehe.«
»Das denke ich auch«, sagte der König. »Beguchren, teile mir deine Entscheidung später mit. Aber bald, ja?«
Der Magier senkte ganz leicht den Kopf. »Natürlich.«
»Ha! Natürlich tust du das«, entgegnete der König. Er nickte seinem Magier kurz zu, warf einen abschließenden finsteren Blick auf Gerent und ging hinaus.
»Er ist nicht so streng, wie er vorgibt«, entschuldigte sich Beguchren ironisch. »Gerent Ensiken, ich möchte kein, wie du es nennst, Spiel mit Drohungen und Brandeisen mit dir spielen, und ich bitte dich um Verzeihung.«
Gerent antwortete nicht. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt antworten konnte. Er fühlte sich, als hätte er eine Tür eingerammt und wäre hindurchgestürmt, nur um festzustellen, dass er über eine Klippe gerannt war. Und als wäre er selbst jetzt noch im freien Fall.
»Du bist sehr zornig«, stellte der Magier fest. »Und – verständlicherweise – sehr verängstigt.« Er drehte sich um, ging zu einer Anrichte und goss Wein aus einer Karaffe in einen Silberbecher. Anschließend gab er noch Wasser in den Wein, kam zurück und reichte Gerent den Becher.
Gerent nahm ihn schweigend entgegen, trank aber nicht.
»Ich zweifle nicht daran, dass du viel Zorn und Furcht in deinem Leben heruntergeschluckt hast«, fuhr der Magier fort. Er lehnte sich mit der Hüfte an die Schreibtischkante, wofür er mit knapper Not groß genug war, legte den Kopf schief und begegnete Gerents Blick. Sein Verhalten verriet mehr Selbstvertrauen, als es viele adlige Höflinge aufbrachten; tatsächlich ähnelte es ganz und gar nicht der üblichen Arroganz eines gewöhnlichen Höflings. Der weißhaarige Magier schien Selbstsicherheit mit einer ungewöhnlichen, ironischen Sachlichkeit zu verbinden. Leise fügte er hinzu: »Ich bin froh, dass du mir genug vertraust, um mir deinen Zorn zu zeigen. Der Arobarn hat nicht wohlgetan, als er dich dafür rügte.«
Gerent setzte den Becher so heftig auf der Armlehne ab, dass der verdünnte Wein beinahe über den Rand geschwappt wäre, und begann, sich zu erheben. Dann überlegte er es sich jedoch anders und sank zurück. Mit rauer Stimme fragte er: »Was wollt Ihr von mir? Was habt Ihr mit mir überhaupt gemacht?«
»Ich habe nichts getan – oder beinahe nichts«, antwortete der Magier sanft. »Wirklich, Gerent. Ich bin in deine Gedanken eingedrungen, aber du weißt, was ich dort gesehen habe. Du hast eine ganz besondere Art von Gabe, nicht nur stark, sondern auch besonders, hmm, flexibel, und das in ganz spezieller Hinsicht. Wusstest du das schon?« Er hielt inne, aber als Gerent nichts darauf erwiderte, fuhr er fort: »Deine Gabe ist, wie ich glaube, für meine Anforderungen geeignet. Ich musste herausfinden, ob das wirklich so ist. Also bin ich in deine Gedanken eingedrungen, in deine innersten Erinnerungen. Deshalb bist du so wütend. Ich hatte jedoch keine andere Wahl. Gerent Ensiken, ich bitte dich um Verzeihung.«
Schon zum dritten Mal entschuldigte er sich. Allmählich hatte Gerent das Gefühl, dass seine fortgesetzte Weigerung, dem Magier zu verzeihen, vielleicht einfach nur ungehobelt war. Und so brachte er es über sich, knapp zu nicken.
Ungeachtet der wenig freundlichen Art, die dieses Nicken ausdrückte, senkte Beguchren leicht den Kopf. »Gut. Ich danke dir. Du sagst, der Mann, der dein
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