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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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buschreichen Wald weiter, der Gerent ein hervorragendes Versteck für Banditen schien. Beguchren zeigte natürlich keinerlei Besorgnis angesichts dieser Möglichkeit. Soweit Gerent wusste, stimmte ihm der Magier wohl darin zu, dass Banditen in der Nähe sein konnten, hielt es aber eher für einen Vor- als einen Nachteil.
    Die Sonne sank immer tiefer und verschwand hinter dem Wald, der an den Fluss herandrängte. Schmale Finger goldenen Lichts durchdrangen das Gestrüpp der Zweige und fielen quer über die Straße. Der Fluss wechselte die Farbe, als sich der Einfallswinkel des Sonnenlichts veränderte – zunächst von Grün zu durchscheinendem Gold und schließlich zu einem dunklen Blau. Und doch gab Beguchren nach wie vor kein Signal anzuhalten, auch wenn er seinem Pferd erlaubte, in ein gemächliches Schritttempo zu verfallen.
    Gerent zögerte. Nach einer kleinen Weile lenkte er seine Stute neben die Beguchrens und fragte schließlich doch: »Halten wir nicht an?«
    Beguchren wandte ihm nicht mal das Gesicht zu. »Ich denke wirklich, dass wir es wenigstens noch bis Raichboda schaffen können, ehe es ganz dunkel wird. Du nicht?«
    Tatsächlich glaubte Gerent es nicht. Er zuckte die Achseln und erwiderte: »In Ordnung. Wir reiten bis zum Gasthaus an der Anlegestelle weiter. Prima. Dann durchqueren wir Pamnarichtan zur mittleren Morgenzeit, vermute ich, erreichen Metichteran irgendwann am Nachmittag und sind zum Abendessen in Taschan. Sofern ich nicht beschließe, mich lieber in Raichboda an den Fluss zu setzen und zu angeln.«
    Eine Pause trat ein. Schließlich wandte Beguchren doch den Kopf und fragte leise: »Hast du das ernsthaft vor?«
    Gerent starrte auf die Ohren seiner Stute. Er sah nicht auf. Er wollte nicht Beguchrens unerschütterliche Gelassenheit sehen – aber wenn er es geschafft hatte, diese Gelassenheit zu erschüttern, wollte er das auch nicht sehen. »Ihr möchtet mir nicht sagen, was ich für Euch tun soll, und Ihr möchtet es mir so lange nicht sagen, wie wir noch nicht die Wüste erreicht haben. Aber werdet Ihr mir verraten, warum Ihr es mir nicht jetzt schon erklärt?«
    Er erhielt keine Antwort.
    »Also nicht. Ihr denkt: Wenn Ihr es mir jetzt erzählt, wende ich diese hübsche Rappstute und reite so schnell, wie sie mich nur tragen kann, wieder die Flussstraße hinab, auch wenn ich nach einem so langen Tag wie heute nicht denke, dass das allzu schnell sein wird. Ich weiß nicht, warum Euch diese Möglichkeit Sorgen macht, da Ihr Eure Zauberkunst einsetzen könnt, um mich aufzuhalten. Möchtet Ihr Euch einfach nur die Mühe ersparen?«
    »Gerent ...«
    Gerent schaute schließlich doch den Magier an; es war ein harter, starrer Blick. »Was werdet Ihr tun, mein Herr Magier, wenn ich gegen Euch kämpfe? Ihr könnt mir die Straße unter den Füßen umdrehen, aber was, wenn ich mich einfach ans Flussufer setze und mich weigere, noch einen Schritt weit zu gehen? Was dann? Wartet Ihr dann geduldig auf den Wechsel der Jahreszeiten, bis der Schnee fällt? Wohl kaum, denke ich. Also was tätet Ihr?«
    Beguchren hielt seine Stute an, drehte sich im Sattel um, damit er Gerent seine ganze Aufmerksamkeit schenken konnte, und lehnte sich stirnrunzelnd auf den Sattelknauf. »Gerent ... bitte kämpfe nicht gegen mich.«
    »Ihr drückt es als eine Bitte aus, aber es ist eine Drohung.« Gerent hatte sein Pferd ebenfalls anhalten müssen. Es kaute unbehaglich auf dem Mundstück, und Gerent stellte fest, dass er die Zügel viel zu fest anzog. Er überwand sich mühsam, weniger hart zuzupacken.
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete Beguchren sanft.
    »Dann eben eine Warnung. Oder möchtet Ihr wirklich behaupten, es wäre eine Bitte?«
    »Es kommt dem näher.«
    »Was?« Er erhielt jedoch keine Antwort darauf. Gerent schüttelte den Kopf. »Ihr wolltet jemanden mit ›ausgeprägter Loyalität‹. Aber warum? Es ist nicht Loyalität, was Ihr von mir möchtet. Ihr sagtet, Ihr wolltet Euch nicht auf den erzwungenen Gehorsam des Fluchgelübdes stützen. Genau das tut Ihr jedoch ... nur ohne das Fluchgelübde.«
    »Nein ... Nun, es stimmt, dass ich genau das derzeit tue. Es ist jedoch nicht das, was ich möchte.«
    Das Bedürfnis zu sagen: Ja, schon in Ordnung, ich bin sicher, dass alles prima wird. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf!, war erstaunlich stark. Gerent zitterte vor Anstrengung, als er dieses Bedürfnis unterdrückte. Für eine halbe angeschnittene Kupfermünze hätte er das Pferd gewendet und wäre

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