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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Istierinan Hamoddian kann ungewöhnlich zielstrebig sein.«
    Maianthe sah ihn gespannt an. »Warum hat dieser Istierinan Euch überhaupt entführt, wo Ihr doch schon alles für Bertaud niedergeschrieben hattet? Oder wusste er das nicht?«
    »Nach drei Tagen im großen Haus? Unmöglich, dass er es nicht gewusst hat.« Tan zögerte. Er dachte im Prinzip, dass Maianthe klug war, und er wusste, dass sie ihn mithilfe irgendeiner seltsamen Zauberkraft gefunden hatte. Und er stand in ihrer Schuld. Außerdem wusste er absolut keinen Grund, warum er dieses besondere Geheimnis hätte bewahren sollen. Also antwortete er langsam: »Istierinan wollte es mir nicht heimzahlen – oder jedenfalls nicht nur . Er hat mich gefragt, wo ›es‹ wäre. Ob ich ›es‹ nach wie vor selbst besäße oder ›es‹ weitergegeben hätte. Nicht an den Fürsten des Deltas, sagte er. Er meinte, vielleicht hätte ich ›es‹ einem von Bertauds Leuten geben können.«
    »Geben können?«, wiederholte Maianthe verdutzt.
    »So hat er es ausgedrückt. Wirklich sehr seltsam. Er wollte, dass ich zurückgebe, was ich mitgenommen hätte. Ich konnte ihn weder überreden, mir zu erklären, was ich angeblich gestohlen hatte, noch fand ich genug Zeit, um aus seinen Fragen zu schlussfolgern, welchen Gegenstand er meinte. Zweifellos ein glücklicher Umstand.«
    »Aber Ihr habt doch sicher irgendeine Vorstellung davon, was es sein könnte?«, fragte Maianthe und beugte sich mit gespannter Neugier vor.
    Tan warf die Hände hoch. »Ich habe nichts – außer Informationen! Nichts, was ich zurückgeben könnte, selbst wenn ich es wollte – so wenig, wie man ausgesprochene Worte der Zeit zurückgeben könnte, ehe sie gesprochen wurden.«
    »Nun«, erklärte Maianthe, »Istierinan glaubt offenkundig, dass Ihr noch etwas anderes gestohlen habt, nicht wahr?«
    Tan breitete verwirrt die Hände aus. »Dazu fällt mir nichts ein. Außer, dass vielleicht noch jemand die, äh, von mir ausgelöste Konfusion ausgenutzt hat, um etwas zu stehlen. Etwas Greifbares. Und Istierinan denkt, ich wäre das gewesen.« Irgendein verlogener Mistkerl benutzte Tan, um sein eigenes Verbrechen zu vertuschen. Tan fühlte sich erst gekränkt und dann erheitert, da er ja kaum ein Recht hatte, sich über die Unehrlichkeit anderer zu beklagen.
    »Nun, das ist nicht gut, falls Istierinan Euch weiterhin verfolgt, um dieses Etwas zurückzuerlangen. Und es ist auch für alle anderen nicht gut, wenn er bereit ist, ins Delta einzudringen und sogarin unser großes Haus, nur um an dieses Ding heranzukommen«, stellte Maianthe fest, und sie hatte gar nicht Unrecht damit. »Und das, während der König selbst hier wohnt! Oder zumindest die Königin; ich vermute, dass Iaor schon fortgegangen war, als die Linulariner Euch holen kamen. Ich nehme an, dass sie glaubten, jetzt hätten sie eine Chance; denn es herrschte ein Durcheinander bei all den vielen Leuten, die kamen und gingen.«
    Tan dachte sowohl darüber nach als auch über die Szene in der Scheune und über die schmerzhafte, aber erstaunlich ereignislose Flucht durch den Sumpf und über den Fluss. Dann führte er langsam aus: »Wisst Ihr, ich frage mich, ob Istierinan in dieser Angelegenheit nicht auf eigene Rechnung handelt. Mariddeier Kohorrian ist ein schlauer, unbarmherziger Mann und ein guter König, und ich glaube nicht, dass er Agenten entsenden würde, um offen den Fluss zu überqueren und im Delta zuzuschlagen.«
    Maianthe gab einen interessiert klingenden Laut von sich.
    Ihre Augen waren sehr hübsch, wenn sie so gebannt auf etwas achtete, bemerkte Tan – sie war insgesamt ein recht hübsches Mädchen, auch wenn sie sich nicht in Pose warf. Tatsächlich neigte sie so wenig zur Extravaganz, dass ein Mann sie glatt übersehen konnte.
    »Vielleicht weiß Istierinan als Einziger, dass etwas gestohlen wurde, und möchte, dass es dabei bleibt«, mutmaßte sie.
    Und ja, sie war wirklich schlau! Tan räusperte sich. »Ja, das scheint durchaus möglich.« Er lächelte. »Und er denkt, ich hätte es gestohlen – was immer es auch ist –, sodass ihm der tatsächliche Dieb entwischt. Armer Istierinan! Den falschen Mann zu verfolgen wird ihm nicht die Anerkennung des alten Fuchses zurückbringen!«
    »Ihr werdet es nicht annähernd so amüsant finden, wenn er Euch weiterhin verfolgt«, sagte Maianthe scharf.
    »Nein, ich denke das auch.« Tan legte den Kopf schief und lächelte noch breiter. »Aber man könnte diese kleinen Augenblicke der

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