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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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heranwächst, ist gigantisch. Hinzu kommen noch die Umstände. War es wirklich ein Unfall? Oder wollte jemand die Leder umbringen, weil sie schwanger war?“
    „Ich denke, jemand wollte sie umbringen, weil sie Fleischmanns Lektorin war“, unterbrach ich Sümmerling. Mir stieß es unangenehm auf, dass er Renate immer nur mit ihrem Nachnamen nannte. „Was denn nun?“
    „Nichts ist unmöglich.“ Der Mann schien vom Jagdfieber gepackt. „Vielleicht war Fleischmann der Vater.“
    „Der aber schon tot war, bevor seine Lektorin dran glauben musste“, hielt ich dagegen. „Wenn eines sicher ist, dann wohl die Tatsache, dass Fleischmann als mutmaßlicher Attentäter beim eventuell angeblichen Unfall von Renate Leder nicht in Frage kommt.“
    „Das schon“, stimmte mir der Journalist selbstverständlich zu, „aber er könnte trotzdem der Vater sein.“
    „Er oder ein anderer, was macht das schon?“ Mich machte das Telefonat zornig. „Wir können ja die gute Frau fragen, wenn sie wieder aufwacht.“ Ich wollte das Gespräch schnellstens beenden und mir ungestört meine Gedanken machen, die Sümmerling nichts angingen. „War das alles, was Sie mir sagen wollten?“, fragte ich wenig begeistert. „Haben Sie sonst nichts auf der Pfanne?“
    „Reicht das nicht?“ Der Reporter schien perplex, weil ich seiner Information so wenig Gewicht beimaß.
    Mir reiche es alle Mal, entgegnete ich. Ich müsse leider gehen, entschuldigte ich mich kurz angebunden und beendete die müßige Unterhaltung mit Sümmerling.
     
     
    Nachdenklich lehnte ich mich in meinen Schreibtischsessel zurück. Als ich mein erstes Telefonat mit Renate Leder aus dem Gedächtnis herauskramte, fiel es mir wieder ein, das kurze Zögern und das Korrigieren, als ich sie gefragt hatte, warum sie Fleischmann suchen wolle.
    „Weil er…“, hatte Renate zunächst gesagt und dann: „Weil ich seine Lektorin bin.“
    ,Hatte sie damit sagen wollen, weil er der Vater meines Kindes ist?’, fragte ich mich. Ausschließen wollte ich diese Möglichkeit nicht, auch wenn ich sie für nicht sehr wahrscheinlich hielt. Dagegen sprach der förmliche Stil, in dem Fleischmann seine Korrespondenz mit Renate abgefasst hatte. Er hatte seine Lektorin gesiezt, anscheinend war ihre Beziehung nicht über das gemeinsame Bearbeiten der Romane hinausgegangen.
    Ein Zusammenhang zwischen der Schwangerschaft und dem Zusammenstoß auf der Kreuzung war nicht zwingend. Oder doch? War Renate vielleicht gar nicht attackiert worden, weil sie die Lektorin Fleischmanns war? War sie attackiert worden, um sie wegen ihrer Schwangerschaft auszuschalten?
    Auf eine Frage mehr in diesem verwirrenden Geschehen kam es auch nicht mehr an, befand ich. Vielleicht war ja der unbekannte Vater Anlass allen Übels, das Renate widerfahren war. Ich hatte die Tatsache der Schwangerschaft zu bedenken und es gab verschiedene Theorien, sie in den Sachverhalt einzubinden. Doch würde ich allein mit diesen Gedankenmodellen nicht weiterkommen. Vielleicht konnte mir Renates vermeintliches Soziogramm helfen, möglicherweise enthielt es einen Hinweis auf die Schwangerschaft.
    Ich machte mir eine Notiz und legte den Zettel zu den vielen anderen. Beizeiten würde ich diese Fakten schon in den richtigen Zusammenhang bringen können, machte ich mir selbst Mut.
     
     
    Das Klingeln an der Wohnungstür beendete meine theoretischen Spielereien.
    Böhnke lehnte müde im Türrahmen und lächelte mich schlapp an. „Ich wollte Sie abholen“, sagte er zur Begrüßung. „Wohin?“
    „Auf eine Spritztour ins Erkelenzer Land.“
    Ich horchte auf. „Warum?“ Unsere letzte Tour gen Norden hatte mit dem Mord an Fleischmann in Zusammenhang gestanden, erinnerte ich ihn. Ich klaubte meine Lederjacke vom Garderobenhaken und folgte Böhnke ins Treppenhaus. „Dieses Mal ist der Zusammenhang zumindest nicht unmittelbar“, sagte der Kommissar geheimnisvoll.
    „Also mittelbar?“ Ich wusste nicht, was Böhnke vorhatte. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“
    Mir kam das Verhalten des Polizisten ziemlich blöd vor. „Entweder sagen Sie mir auf der Stelle, was Sache ist oder ich gehe zurück in meine Wohnung“, drohte ich, als wir vor dem Dienstopel standen.
    Böhnke schmunzelte, während er den Wagen öffnete. „Ich dachte, Sie sind an dem Fahrzeug interessiert, das in den Unfall mit Frau Doktor Leder verwickelt war. Oder etwa nicht?“
    Selbstverständlich irrte er sich nicht. Eilig sprang ich auf den Beifahrersitz. „Erzählen

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