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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Sie endlich!“, forderte ich den Kommissar auf.
    Er ließ sich zu meinem Verdruss Zeit und bummelte schweigend durch Aachen. Die Lokalnachrichten und die Verkehrsmeldungen über die Staus in Nordrhein-Westfalen hatten für ihn eine größere Bedeutung als die Unterhaltung mit mir. Erst auf der Autobahn setzte Böhnke zu seinem Bericht an. „Auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule in Erkelenz zwischen der Autobahn und der Eisenbahnstrecke haben spielende Kinder vor ein paar Tagen mitten im Gestrüpp einen ausgebrannten Geländewagen entdeckt. Viel ist nicht übrig geblieben. Aber meine Kollegen haben ermittelt, dass der Wagen in einen Unfall verwickelt war, und fanden schließlich heraus, dass es der Wagen sein musste, der mit dem Pkw von Frau Doktor Leder kollidiert ist.“
    „Seit wann steht die Karre da oben in der Wildnis?“, wollte ich wissen.
    „Genau können es die Kollegen nicht sagen. Sie gehen allerdings davon aus, dass das Fahrzeug unmittelbar nach dem Unfall in Aachen in Erkelenz in Brand gesetzt worden ist.“
    Ich biss mir nachdenklich auf die Lippe. Irgendwie führten uns alle Wege nach Norden, in den Großraum Erkelenz: der Müllsack, in dem sich Fleischmanns Leiche befand, die Druckerei in Niederkrüchten, die mit der aus Eschweiler angeblich zusammenarbeitete, und jetzt der Unfallwagen, mit dem die Lektorin außer Gefecht gesetzt worden war.
    Er würde gerne meinen Gedankengängen zustimmen, entgegnete Böhnke, als ich ihn darauf ansprach, aber diese von mir angedeuteten Verbindungen könnten zufällig sein. „Oder sie sind sogar eine bewusste Irreführung, um uns abzulenken“, meinte er abwiegelnd.
     
     
    Erstaunlich schnell fand der Kommissar den Fundort des Wagens und parkte an einem schmalen Wirtschaftsweg. Er reichte mir aus dem Kofferraum ein Paar Gummistiefel. „Die können Sie gut gebrauchen“, behauptete er.
    Das menschenleere Gelände erinnerte nur noch entfernt an eine Baumschule, in der Bäume, Büsche und Sträucher in Reih und Glied aufgezogen wurden. Wahrscheinlich hatten sich viele Bürger nach Aufgabe des Betriebs ihre Pflanzen ausgegraben, wie an den Lücken in den Reihen zu erkennen war. Einiges Grünzeug war abgestorben, anderes lag umgeknickt oder entwurzelt herum.
    „Schöne Gegend für das beliebte Cowboy-und-Indianer-Spiel“, sagte ich zu Böhnke, als wir über den matschigen Boden stapften. Vor einer mit rot-weißem Flatterband abgegrenzten Fläche, versteckt zwischen Büschen, blieb er im tiefen Schlamm stehen. „Hier hat man die Kiste gefunden“, sagte er, während ich mich umschaute.
    Lediglich an den angesengten Büschen war zu erkennen, dass es ein Feuer gegeben hatte. Andere Hinweise fanden sich nicht. „Wie kommt der Wagen hierhin, frage ich mich“, sagte ich zu Böhnke. Durch diese verwilderte Anpflanzung mit den aufgeweichten Wegen kam niemand mit einem gewöhnlichen Auto.
    „Ich vermute, die Kerle, die ihn hier entsorgt haben, sind mit einem zweiten Geländewagen davongefahren.“
    So würde es wohl gewesen sein, bestätigte mir Böhnke. „Aber es gibt keine Zeugen. Das war eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Die Kollegen haben das Gelände weiträumig abgesucht, doch keine Spuren gefunden, die uns helfen.“ Der Kommissar sah mich ernst an. „Bis auf eine: Wir haben hier einen Reifenabdruck entdeckt, der identisch ist mit einem, den wir am Lahey-Park registriert haben.“
    Ich stutzte. „Was bedeutet das?“, fragte ich, obwohl die Antwort auf der Hand lag.
    „Das bedeutet für mich, dass zwischen dem Ablegen von Fleischmanns Leiche am Lahey-Park und dem Abbrennen des Geländewagens hier durchaus ein Zusammenhang besteht.“ Der Reifenabdruck sei so markant, dass ein Zufall auszuschließen sei. „Im Reifen fehlt ein Fünfmarkstück großes Stück im Profil“, klärte mich der Kommissar auf.
    „Interessant“, kommentierte ich sinnierend. „Um mir das zu sagen, fahren Sie mit mir nach Erkelenz? Oder haben Sie etwa auch den zweiten Wagen gefunden?“
    Böhnke lächelte entschuldigend. „Meine Kollegen in Erkelenz haben mich zu einem Kaffee eingeladen.“ Er wandte sich um und watete durch den schlammigen Grund zum Opel zurück. „Außerdem sind sie dabei, anhand der Motor- und der Fahrgestellnummer die Herkunft des vernichteten Wagens herauszufinden. Sie wollen mir im Laufe des Nachmittags das Ergebnis mitteilen.“
    Wenige Minuten später saßen wir in der Stadt in einem kühlen Büro in einem nüchternen Gebäude, dem aus der Entfernung

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