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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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uns ihr entlang des Inka-Weges näherten, wie die  Inkas selbst es getan hätten, wurde ihre außergewöhnliche Abge legenheit und Unzugänglichkeit spürbar, wie sie sich – mit knap per Not, wie ein Adlerhorst – tief in einem Wald aus Wolken auf  einer einsamen Bergspitze zu halten schien.
    Wir verbrachten den Tag damit, die Ruinen zu erkunden. Die  ursprünglich strohgedeckten Gebäude hatten keine Dächer, aber  die Mauern waren ein Beispiel für das majestätische Puzzle-Mau erwerk der Inkas aus massiven ineinandergreifenden Steinen, die  so präzise abgemessen sind, dass man nicht einmal ein Messer  in die Ritzen schieben kann. Mark bestand darauf, dass ich ihn  in „kompromittierenden“ Positionen mit dem Lama fotografie rte – einem ziemlich berühmten Tier, das angestellt ist, um das  Gras zu mähen. (Natürlich durch Fressen. Soviel ich weiß, hatten  sie noch nicht versucht, ihm die Bedienung eines Rasenmähers  beizubringen.)
    „Wow“, sagte Melissa, „einfach erstaunlich.“ (Ich vermutete,  dass sie die Ruinen meinte, und nicht die Position, in der sich  Mark und das Lama befanden.) „Was ist es denn?“  Das weiß niemand so recht. Als Hiram Bingham die Stadt im  Jahre 1911 „entdeckte“, verleitete ihn ihre unzugängliche Lage da zu, sie für das geheimnisvolle Vilcabamba zu halten. Nach dem  Fall Cuzcos im Jahre 1533 hatte der Inka-Führer Manco Inka eine  Armee von 100.000 Mann ausgehoben, war nur knapp bei dem  Versuch gescheitert, Cuzco zurückzuerobern, und hatte dann ei ne kurzlebige unabhängige Hauptstadt, Vilcabamba, gegründet,  um deren genauen Ort Historiker und Archäologen lange Zeit  gerätselt hatten.
    Aber heute geht man davon aus, dass Vilcabamba weiter östlich  bei Espiritu Pampu lag. Was also war Machu Picchu? Von 173 Ske letten, die dort gefunden wurden, wurden 150 (nicht unbedingt  zu Recht) als Frauen identifiziert, was Theorien Auftrieb gab, dass  es ein religiöser Ort gewesen war und es sich bei den Frauen um  Nonnen oder priesterliche Konkubinen gehandelt hatte.  Wahrscheinlicher, wenn auch weniger romantisch, ist die Hy pothese, dass es sich um einen bloßen Außenposten gehandelt  hatte, der aufgrund seiner Bedeutungslosigkeit und Abgelegen heit der Zerstörung entgangen war, während wichtigere Stätten  der Inka geplündert und zerstört wurden.
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Die Ayllu
    „Der Sieg der Spanier über das Inka-Imperium … war mehr als  nur irgendeine Eroberung. Er setzte nicht nur ein neues Herrscher geschlecht in der Folge der Anden-Zivilisationen ein.  Er entwurzelte die kooperative Agrargesellschaft der Dorfge meinschaften der Anden. Das alte Herz des Inkareiches im heu tigen Peru und Bolivien wurde zur Ausbeutung von Edelmetallen  reorganisiert. Es wurde eine Lebensweise zerstört, die wir heute als  ‚nachhaltig‘ bezeichnen würden.“
    The Andes: A Quest for Justice , Neil MacDonald
    Wenn Machu Picchu im Grunde “nichts besonderes” war, wurde  es gerade dadurch nur noch eindrucksvoller.
    Die Inkas waren „Steinzeitmenschen“ vor der Einführung der  Schrift, die nicht einmal das Rad kannten. Ihre großartigen In genieursleistungen wurden durch ihre überlegene Organisation  und ein System der Zwangsarbeit ermöglicht, das man als Mita  bezeichnete.
    Das Inka-Imperium hatte eine strenge Hierarchie, die sich als  Pyramide – mit den Inka selbst an der Spitze – organisierte. An  der Basis dieser Pyramide stand eine viel ältere soziale Einheit:  Der Dorf-Clan, bzw. Ayllu . Die Ayllu gestatteten eine Kooperation bei großen kommunalen Aufgaben, z.B. dem Bau eines Bewäs-serungskanals. Die Inka bildeten daraus das formale System der  Mita , behielten aber das Prinzip des Gemeinwohls bei.
    Die Spanier zerstörten die Ayllu . Sie teilten das Land in Guts höfe auf, die sie als Encomiendas bezeichneten, und die jeweils  einem spanischen Encomendero gehörten. Die Indianer in jedem  Landsitz mussten für ihren neuen Herrn arbeiten. Die spanische  Krone wies die Gutsherren fromm an, den Bauern weniger zu  nehmen als die Inkas, aber im fernen Peru wurde diese halbher zige Bitte ignoriert: Die Encomenderos ließen „ihre“ Indianer arbeiten, bis sie tot umfielen. Die einzige Pflicht, die als Gegenlei stung von ihnen gefordert wurde, bestand in der Verbreitung des  Christentums.
    Vor der Eroberung hatten die Peruaner kaum Tiere außer dem  Lama. Aber als Ackerbauern waren sie unübertroffen. Indem  man

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