Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
ebenfalls einen Sprung. Es war aber nur ein Bus vor uns, der eine Panne hatte. Unser Fahrer stieg aus um zu helfen. Als die Reparatur beendet war, hatten bereits zwei weitere Busse hin ter uns in der Dunkelheit gehalten, sodass wir nun im Konvoi weiter fuhren. Wir konnten uns genauso gut gemeinsam ausrauben lassen.
Zwei Stunden später – genau zu dem Zeitpunkt, an dem wir ausgeraubt werden sollten – stieg der Fahrer wieder in die Brem sen. Im Scheinwerferlicht des Busses sah ich, wie uns ein Mann entgegenkam, der eine schwarze Schimütze über dem Gesicht trug – und mit einer Pistole bewaffnet war! „Madre Dios!“ , kreischte der nervöse Mann. Es war wahr. Wir wurden angehalten. Draußen konnte ich noch weitere maskierte Gestalten sehen. Der maskierte Revolverheld kam näher. Er klet terte an Bord …
Er war Polizist. Er hatte seine Schimütze übers Gesicht gezogen, um sich vor der beißenden Kälte der Nächte auf dem Altiplano zu schützen. Er redete leise mit dem Fahrer und winkte uns dann durch. Heute Nacht sollten wir nicht aufgehalten werden. Nachdem sie vier Nächte lang jeden Bus ausgeraubt hatten, hatten die Banditos vielleicht das Gefühl, dass sie sich eine freie Nacht verdient hatten.
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Die Rallye
Am kommenden Morgen schaukelten wir immer noch über den Altiplano , jedoch wuchsen allmählich schroffe Berge aus der flachen Ebene empor. Später am Vormittag stießen wir auf andere Busse, die mitten im Nirgendwo an einer Kreuzung Schlange standen. Wir stiegen aus und fanden heraus, dass gerade eine Autorallye stattfand. Ei ne kleine Menge wartete ohne ein sichtbares Anzeichen der Be geisterung.
In einer Staubwolke näherten sich rund 20 ziemlich gewöhn liche Autos und rollten eins nach dem anderen vorbei. Sie fuhren kaum schneller als der Bus. Die Busse wurden wieder angelassen, und als die letzten beiden Nachzügler der Rallye um die Ecke kamen, standen sie vor einer geschlossenen reihe Busse, die ihre Route blockierten.
Die Straße führte zu einem Fluss, aber es gab keine Brücke. Der Fahrer sprang heraus, um die Situation zu prüfen. Dann stieg er wieder ein, schloss die Tür und fuhr direkt in den Fluss. Sein Kollege beobachtete, wie das Wasser durch die Tür sickerte und langsam die Stufen hinauf stieg, bis es gerade so die Höhe des Gangs erreicht hatte. Vorsichtig fuhren wir im Schneckentempo durch den Fluss, bis wir auf der anderen Seite langsam wieder auftauchten.
Puno war noch ein paar Stunden entfernt.
Kapitel 3
Bolivien : Koks macht alles nur noch schlimmer
„Nur ein Bild des Königreichs der Hölle könnte solch menschen verachtende Zustände darstellen.“
Simón Bolivár
„In 500 Jahren Ausbeutung und Raub, Rassismus und Völker mord haben die Spanier und die Möchtegern-Spanier unser Land in einem beschämenden Zustand der Rückständigkeit gehalten …“
Rat von Amaut’as, La Paz, Juni 1977
Bahnhof Finsbury Park ( der graue Alltag )
Ich erinnere mich noch an die ersten Worte, die Mark zu mir gesagt hat. Es war unser erster Tag in Oxford, wir waren frischgebackene junge Studenten in der Stätte der träumenden Elite (oder, wie ein Freund von mir es nannte, „von verträumten Wichsern“). Ich setzte mich gerade in einem düsteren, mit Eichenholz beschlagenen Saal aus dem 16. Jahrhundert zum Abendessen hin – dem Speisesaal unserer neuen Uni. Mark saß mir gegenüber. Er grinste.
„Lust auf Amylnitrat?“, fragte er. Ich studierte Politik. Mark hatte zunächst Vorlesungen in Chemie besucht – ein Fach, das er hauptsächlich deshalb gewählt hatte, damit er in der Schule LSD herstellen konnte. Nach einem Jahr hatte er in die „Humanwissenschaften“ gewechselt – einer Mischung aus Anthropologie, Psychologie und Biologie. Soviel ich weiß, war das das einzige neue Fach, das seit 1920 in Oxford eingeführt wurde. (Es ist doch beruhigend, dass unsere großartigen Erziehungsanstalten mit der Zeit gehen.)
Meine Karriere an der Universität hatte zwei bemerkenswerte Augenblicke: Der eine bestand in meiner Teilnahme an einem außergewöhnlich lächerlichen Film mit dem Namen Oxford Blues mit Rob Lowe in der Hauptrolle. Der zweite war, als ich wegen räuberischer Erpressung suspendiert wurde. Mir wurde vorgeworfen, einen Studenten geschlagen zu haben, der mir die fürstliche Summe von 20 Pfund schuldete. Eine Suspendierung schien mir für die Angelegenheit etwas übertrieben. Ansonsten durchlief ich Oxford, ohne mich in irgendwelchen Teams, Komitees,
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