Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
7 Uhr kehrte Mark zurück. „Sollen wir aufbrechen?“, fragte er beiläufig. Wir versuchten es nochmals. Wir frühstückten auf dem Markt bei der Kirche des Heiligen Franziskus und zwängten uns durch enge Reihen überfüllter Marktstände, um noch einen freien Platz zu finden.
Untersetzte, kräftige Aymara-Mädchen mit langem, schwarzem, geflochtenem Haar und weißen Schürzen standen Schulter an Schulter neben Stapeln von Brathähnchen und dampfenden Suppenkesseln.
„Joven, pase no mas“ , schrien sie vor plärrenden Radios, „gehen sie nicht weiter“. Um die Ecke lugten Händler an Obstsaft-Ständen durch winzige Löcher in Stapeln von Tropenfrüchten. Ein Mädchen war so motiviert, ein Geschäft zu machen, dass sie heraus eilte, um den Mann vor uns an der Jacke zu packen und ihn zu ihrem Stand zu zerren. Schließlich zog sie ihm direkt die Jacke vom Körper. „Versuchen Sie etwa, mich auszuziehen?“, protestierte er. Sie ließ ihn los und packte uns stattdessen. Sie servierte uns einen Drink namens Supervitamino . Er bestand aus rund acht Sorten Obst, Karotten, Milch, Schokolade, Erdnüssen und Malzbier. Die Zutaten wurden in flüssiger Form zusammengemischt und in einem großen Glas serviert, das die Form eines weiblichen Torsos hatte. Diesmal kam der Bus nach 16 Julio schon nach wenigen Minuten. Leider war heute Sonntag. Der Anschlussbus von 16 Julio fuhr sonntags nicht. Wir mussten einem Lastwagenfahrer 30 Dollar bezahlen, damit er uns nach Milluni mitnahm (der Bus hätte einen Dollar gekostet), aber wenigstens kamen wir voran.
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Milluni
Als wir uns Milluni näherten, glich die Erdoberfläche mehr und mehr dem Mars. Die nackten braunen Berge waren von eisenhaltigem rotem Gestein durchzogen und von Flecken weißen Schnees gekrönt. (OK, ich weiß, dass es auf dem Mars keinen Schnee gibt.) Milluni selbst war nichts weiter als eine Eisenmine mit ein paar Reihen von Baracken, in denen die Arbeiter untergebracht waren. Es schien verlassen zu sein. Wir folgten dem Pfad in die Berge, bis wir ein kleines Wasserkraftwerk erreichten, das an einem See stand. Tiefhängende Wolken umfingen uns, die Schattenflecke auf die Erde warfen. Donner grollte unheilvoll um die Berge.
Mark wirkte nicht gerade glücklich. Es war kalt. Er spürte die Auswirkungen von drei schlaflosen Nächten auf Kokain. Allmählich wurde ihm klar, was eine fünftägige Trekking-Tour durchs Gebirge bedeutete.
„Wir wollen mal hoffen, dass dein kleines Silberfolien-Ding dich warm hält“, witzelte Melissa. Das brachte Mark aus der Fassung. „Ich wollte sowieso nicht Trekking gehen“, schnauzte er uns an. „Warum bist du dann hier?“, fragte ich. „Als ich gesagt habe, ich würde nach Südamerika mitkommen, hast du mir nicht gesagt, dass es so verdammt kalt sein würde. Du weißt, dass ich kein Interesse daran habe, durch einen Haufen Berge zu laufen.“
„Der Inka-Trail hat dir doch auch gefallen, oder nicht?“ „Genau. Wir haben schon eine Trekking-Tour gemacht, also verstehe ich nicht, warum du noch eine machen willst. Dein Problem ist im Grunde“, sagte Mark, „dass du keine Menschen magst. Du bist lieber allein auf einem verdammten Berg. Also dafür bin ich nicht nach Südamerika gekommen. Ich bin ein Party-Monster.“
Melissa lachte. „Du bis was?“ „Ein Party-Monster.“ „Also das hättest du sagen müssen, bevor wir von La Paz aufgebrochen sind“, sagte ich. Es war ein passender Ort für einen Streit. Die nackten Felsen hätten zu King Lear im Zustand absoluten Wahnsinns gepasst. Nebel wirbelte vom See auf und fiel wieder herab, um die ganze Landschaft zu schlucken, bis wir uns gegenseitig kaum noch sehen konnten. Wir liefen auf und ab, vor allem, weil es zu kalt war, um stehen zu bleiben. Drei Gestalten, die ohne gegenseitigen Bezug herumliefen und in unterschiedliche Richtungen sahen. Ich fühlte mich merkwürdig entrückt, als wenn ich mich selbst in einem Film sehen würde. Ich sah zu, wie Melissa und Mark im Nebel verschwanden und wieder daraus hervortraten. Mark erklärte, er sei vor allem deshalb verärgert, weil ich gesagt hätte, dass ich meine Schijacke nicht mitbringen würde. Aus diesem Grund hätte er nämlich seine eigene auch nicht mitgebracht. Meine hatte ich in letzter Minute mit eingepackt – jetzt hielt sie mich warm, während Mark in seinem Woll-Poncho zitterte.
Ich ging davon aus, dass Marks Gereiztheit lediglich eine Nachwirkung des Kokains war und ignorierte den Schwall seiner
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