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Der große Bio-Schmaeh

Titel: Der große Bio-Schmaeh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G Arvay
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Füße schmutzig machen könnten. Denn dies würde die Zahl sogenannter Schmutzeier erhöhen, was für den Betrieb einen gestiegenen Arbeitsaufwand bzw. einen geringeren Gewinn bedeutet. Oder wenn es draußen wirklich nass ist und Keime zur Gefahr werden könnten. Infektionen hätten bei so großen Herden fatale Auswirkungen. Die Bio-Massenställe sind Monokulturen, in denen sich Krankheitserreger ausbreiten können wie ein Lauffeuer. Wenn es dazu kommt, müssen selbst in der biologischen Landwirtschaft Antibiotika eingesetzt werden. Während der kalten Jahreszeit bleiben die Luken der Masthallen und Legeställe oft über längere Zeiträume geschlossen. »Es gibt Herden, die ihr ganzes Leben hinter verschlossenen Türen verbringen«, erklärte mir ein Hühnermäster. Warum dies so sei, fragte ich. Er antwortete: »Im Winter kann ich die Auslaufluken manchmal wochenlang nicht öffnen. Und dann werden die Hühner schon geschlachtet.« Hühner und Puten gehen aber erfahrungsgemäß im Winter selbst dann kaum hinaus, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, und müssen sich daher mit der Enge des Stalles zufriedengeben. Kein Huhn würde beispielsweise durch Pulverschnee laufen. Im Winter begeben sich einzelne Tiere nur an optimalen Tagen ins Freie. Das bedeutet: Sonnenschein, Windstille und entweder gar keine Schneedecke oder gefrorener, tragfähiger Schnee. Der Großteil der Tiere meidet aber den Freigang im Winter generell, da die empfindlichen Augen der Hühner durch die Lichtreflexion an der weißen Schneedecke geblendet werden. Ich lernte Hühnermäster kennen, die im Herbst alle Auslaufluken schlossen und das wars dann bis zum nächsten Frühjahr.
    Unabhängig von der Jahreszeit gibt es ein weiteres pikantes Detail, über das Konsumentinnen und Konsumenten weder auf den Homepages der Lebensmittelkonzerne noch in der Werbung informiert werden: Die Hühnermast dauert insgesamt acht bis neun Wochen. Während der ersten vier Wochen, also bis zur vollständigen Befiederung, werden die jungen Tiere ohne Auslauf gehalten. Diese Zeit wird auch als Vormast bezeichnet. In Vormastställen beträgt die Besatzdichte bis zu fünfunddreißig Hühner pro Quadratmeter. Und noch etwas lässt uns die Werbung nicht wissen: Bio-Elterntiere – das sind die, deren Eier in Brutfabriken ausgebrütet werden und die so für den Nachwuchs an Industrieküken sorgen – kommen ihr ganzes Leben lang grundsätzlich nicht unter freien Himmel. In der Elterntierhaltung herrscht eine Ausnahmeregelung und es ist kein Grünauslauf vorgesehen. Aus diesem Grund dürfen Bio-Elterntierhalter ihre Eier auch nicht als Bio-Eier kennzeichnen. Stattdessen müssen sie den Stempel für herkömmliche Bodenhaltung verwenden. Während es für Lege- und Masthühner auch in Österreich Landwirtinnen und Landwirte gibt, die vertraglich Bio-Elterntiere für Geflügelkonzerne halten, existiert hierzulande für Bio-Puten kein einziger solcher Betrieb. Man ist auf ausländische Bruteier angewiesen.
    In der Bio-Vormast, die in der Regel vier Wochen dauert, gibt es grundsätzlich keinen Auslauf und es werden bis zu 35 Tiere pro m 2 gehalten.

    Bio-Elterntieren bleibt der Grünauslauf ihr ganzes Leben lang verwehrt
Ein Wort zum Ei
    Die historische oberösterreichische Stadt Schlierbach wurde im Mittelalter malerisch an einen Hang gebaut. Heute ist sie Sitz eines marktwirtschaftlich bedeutenden Geflügelkonzerns. Gemeinsam mit drei anderen Goliaths der Branche beherrscht die Firma den gesamten österreichischen Eiermarkt. Fast jedes Ei, das Sie in einem Supermarkt oder beim Discounter kaufen, ganz egal ob biologisch oder konventionell, kommt von einem der vier »Gigantisten«. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es aus Schlierbach geliefert wurde, ist am größten. Die Firma ist in Österreich marktführend. Fünfzig Prozent der heimischen Eierproduktion stehen unter ihrem Regiment. Auch viele Mast- und Legeküken der Bio-Industrie stammen aus einer industriellen Brüterei, die zu dem Konzern gehört. Und jeden Dienstag ist dort »Bio-Schlüpftag«.
    Wieder einmal kommt alles aus einer Hand: »Bio-Eier – konventionelle Eier – Bruteier – Küken – Junghennen.« Mit diesen Worten wird man in fetten Lettern auf der Homepage der Firma begrüßt. Das Unternehmen mischt in allen Bereichen der Eier- und Geflügelindustrie mit. Deswegen schaffen seine Kükenfließbänder fünfzigtausend transportfertige Küken pro Stunde. Kein Wunder, dass sich ein derart auf wirtschaftliches

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