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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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großes Wasserrosenblatt ab, setzt Goldtöchterchen darauf, nimmt den langen Stängel in den Schnabel und fährt Goldtöchterchen hinüber. Und die kleinen Entchen schwimmen munter nebenher.
    Â»Schönen Dank, Ente!«, sagt Goldtöchterchen, als es drüben angekommen ist.
    Â»Keine Ursache«, sagt die Ente. »Wenn du mich mal wieder brauchst, steh ich gern zu Diensten. Empfiehl mich deinen Eltern. Schön adje!«
    Auf der anderen Seite des Teiches ist wieder eine große grüne Wiese, auf der geht Goldtöchterchen weiter spazieren. Nicht lange, so sieht es einen Storch, auf den läuft’s gerade zu: »Guten Morgen, Storch«, sagt’s, »was isst du denn, was so grünscheckig aussieht und dabei quakt?«
    Â»Zappelsalat«, antwortet der Storch, »Zappelsalat, Goldtöchterchen!«
    Â»Gib mir auch was, ich bin hungrig!«
    Â»Zappelsalat ist nichts für dich«, sagt der Storch, geht an den Bach, taucht mit seinem langen Schnabel tief unter und holt erst einen goldenen Becher mit Milch und dann eine Wecke heraus. Darauf hebt er den rechten Flügel und lässt eine Zuckertüte herunterfallen. Goldtöchterchen lässt sich’s nicht zweimal sagen, sondern setzt sich hin und isst und trinkt. Wie’s satt ist, sagt’s:
    Â»Einen schönen Dank,
    Und gute Gesundheit dein Leben lang!«
    Darauf läuft’s weiter. Nicht lange, so kommt ein kleiner blauer Schmetterling geflogen. »Kleines Blaues«, sagt Goldtöchterchen, »wollen wir uns ein wenig haschen?« – »Ich bin’s zufrieden«, antwortet der Schmetterling, »aber du darfst mich nicht angreifen, damit nichts abgeht.«
    Nun haschen sie sich lustig auf der Wiese herum, bis es Abend wird. Wie es anfängt zu dämmern, setzt sich Goldtöchterchen hin und denkt, jetzt willst du dich ausruhen; dann gehst du nach Hause. Wie’s so sitzt, merkt’s, dass die Blumen im Grase auch schon alle müde sind und einschlafen wollen. Das Gänseblümchen nickt ganz schläfrig mit dem Kopfe, richtet sich dann noch einmal auf, sieht sich mit gläsernen Augen um, und dann nickt’s noch einmal. Da steht eine weiße Aster daneben (und das war jedenfalls die Mutter) und sagt:
    Â»Gänseblümchen, mein Engelchen,
    Fall’ nicht vom Stängelchen!
    Geh zu Bett, mein Kind.«
    Und das Gänseblümchen duckt sich hin und schläft ein. Dabei verschiebt sich’s weiße Mützchen, dass ihm die Spitzen gerade übers Gesicht fallen. Darauf schläft auch die Aster ein.
    Wie Goldtöchterchen sieht, dass alles schläft, fallen ihm die Augen auch zu. Da liegt es nun auf der Wiese und schläft, und mittlerweile läuft seine Mutter immer noch im ganzen Hause umher und sucht’s und weint. Sie geht in alle Kammern und sieht in alle Winkel, unter alle Betten und unter die Treppe. Dann geht sie auf die Wiese bis an den Busch und durch den Busch bis an den Teich. Über den Teich kann es nicht gekommen sein, denkt sie und geht wieder zurück und durchsucht noch einmal alle Winkel und Ecken und sieht unter alle Betten und unter die Treppe. Wie sie damit fertig ist, geht sie wieder auf die Wiese, und wieder in den Busch, und wieder bis an den Teich. Das tut sie den ganzen Tag, und je länger sie es tut, desto mehr weint sie. Der Mann aber läuft unterdessen in der ganzen Stadt umher und fragt, ob niemand Goldtöchterchen gesehen hat.
    Als es aber ganz dunkel geworden war, kam einer von den zwölf Engeln, die jeden Abend über die ganze Welt hinwegfliegen müssen, um nachzusehen, ob sich nicht irgendwo ein kleines Kind verlaufen hat, und es wieder zu seiner Mutter zu bringen, auch auf die grüne Wiese. Als er Goldtöchterchen hier liegen und schlafen sah, hob er es behutsam auf, ohne es zu wecken, flog bis über die Stadt und sah nach, in welchem Hause noch Licht war. »Das wird wohl das Haus sein, wo’s hingehört«, sagte er, als er das Haus von Goldtöchterchens Eltern sah, und das Licht im Wohnzimmer brannte immer noch. Heimlich sah er zum Fenster hinein: Da saßen Vater und Mutter sich an dem kleinen Tische gegenüber und weinten, und unter dem Tisch hielten sie sich die Hände. Da öffnete er ganz leise die Haustüre, legte das Kind unter die Treppe und flog fort.
    Und die Eltern saßen immer noch am Tisch. Da stand die Frau auf, zündete noch ein Licht an und leuchtete noch einmal in

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