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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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kleine Frau! Ich werde einmal sehen, was sie macht!«
    Darauf ging er zur Tür hinaus auf den langen Gang, auf welchen alle Zimmer mündeten. Weil aber an diesem Tage alles verkehrt ging, so hatte der Kammerdiener vergessen, die Lampen anzuzünden, obgleich es schon acht Uhr abends und stockdunkel war.
    Daher streckte der König die Hände vor sich, um sich nicht zu stoßen, und tappte vorsichtig an der Wand hin. Plötzlich fühlte er etwas Weiches.
    Â»Wer ist da?«, fragte er.
    Â»Ich bin es«, antwortete die Königin.
    Â»Was suchst du, mein Schatz?«
    Â»Ich wollte dich um Verzeihung bitten«, erwiderte die Königin, »weil ich dich so gekränkt habe.«
    Â»Das brauchst du gar nicht!«, sagte der König und fiel ihr um den Hals. »Ich habe mehr Schuld als du und längst alles vergessen. Aber, weißt du, zwei Worte wollen wir in unserem Königreiche bei Todesstrafe verbieten lassen, Brummeisen und –«
    Â»Und Pfeffernüsse«, fiel die Königin lachend ein, indem sie sich heimlich noch ein paar Tränen aus den Augen wischte – und damit hat die Geschichte ein Ende.

Der Taler, der vom Himmel fiel
    Da war einmal eine alte Frau, die hatte einen großen Strumpf, darin steckten viele blanke Taler. Diesen Strumpf hatte sie so lieb, dass sie sich niemals von ihm trennen mochte, und des Nachts ging sie sogar mit ihm zu Bett. Wenn aber ein Geldstück einmal im Strumpfe war, so kam es niemals wieder heraus zu andern Leuten.
    Nun geschah es einmal, dass die alte Frau wieder einen Taler bekam, der war schon weit herum gewesen in der Welt und durch viele Hände und Taschen gegangen. Der sah noch sehr gut aus; aber das musste man sagen, er hatte sich lange nicht gewaschen.
    Â»Du bist ein feiner Taler«, sagte die alte Frau, »freilich ein bisschen sauberer könntest du sein. Wart, ich will dich gehörig putzen, und dann tu ich dich in meinen Strumpf zu den andern, und du kommst niemals wieder heraus.«
    Als der Taler das hörte, bekam er große Angst, und er wäre gern weggelaufen, konnte aber nicht; denn die alte Frau hatte eine Hand, so fest wie eine Kneifzange, und ließ ihn nicht los. Sie nahm einen alten Lederlappen und ging damit ans Fenster; das stand offen, denn draußen war ein wunderschöner Sommertag. Da begann die Alte zu putzen und zu reiben, dass es dem armen Taler ordentlich wehtat, aber er ward wirklich blank. Als es ihr genug zu sein dünkte, hielt sie ihn in die Sonne, und siehe, er funkelte und glänzte ordentlich. Aber diesen Augenblick ersah der Taler, entschlüpfte ihren Händen und sprang hinab auf das Pflaster, und das gab einen hellen Klang. Aber gebrochen hatte er sich nichts, und nun fing er an zu laufen, hast du nicht gesehn!, dass es geschwinder ging, als eine Kutsche fährt.
    Als die alte Frau sah, dass ihr der Taler weggesprungen war, bekam sie einen großen Schreck, und beinah wär sie aus dem Fenster hinausgefallen. Aber draußen auf der Straße spielten einige Knaben, denen rief sie zu: »Ihr Jungen, haltet den Taler fest! Lauft, lauft! Wer ihn mir wiederbringt, der soll einen Groschen haben.«
    Ei, machten sich da die Jungen auf die Beine und immer hinter dem Taler her. Als der aber merkte, dass man ihn greifen wollte, lief er schneller und immer schneller, von einer Straße in die andere. Einem Spatzen sprang er über den Kopf, drei Bleisoldaten rannte er um, und immer weiter ging die tolle Jagd, durch die ganze Stadt und endlich aus der Stadt hinaus, und da kam ihm ein Bettler entgegen.
    Die Jungen konnten nicht mehr, und sie blieben stehen und riefen dem Bettler zu: »Halt den Taler! Halt den Taler!«
    Das ließ sich der Bettler nicht zweimal sagen; er stellte sich recht breit hin und dachte, nun könnte der Taler nicht vorbei. – Aber witsch! lief der ihm zwischen den Beinen durch, und weil er gerade eine Höhe erreicht hatte, holterdipolter den Berg hinab ins Tal, und der Bettler immer hinter ihm her. Der hatte aber noch nichts zu Mittag gegessen, deshalb hielt er das Laufen nicht lange aus.
    Â»Halt den Taler! Halt den Taler!«, rief er und blieb keuchend stehen.
    Das hörte eine Elster; die saß auf einem Zaun, und als sie das blitzblanke Ding vorbeistürmen sah, war sie nicht faul, und sie lief nicht, nein, sie flog, und du weißt, dass das Fliegen viel rascher geht als das Laufen. Das merkte der Taler auch, und weil er mit der Zeit

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