Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Geruch und Geschmack) von Weinverkostern auf die vom Chromatographen gezeichneten Kurven zu übertragen und herauszufinden, welche Substanz für welche Geschmacksnuance zuständig ist – dahinter mag wohl die Vorstellung stecken, dass man irgendwann, wenn man sie alle ergründet hat, gänzlich ohne Weinberge und Trauben auskommen kann. Auf einem bescheideneren Niveau ist es ein durchaus normales Verfahren, mit einfachen Labortests etwa 20 Bestandteile – von Alkohol und Säure bis zu Zucker und Schwefel – zu bestimmen, bevor ein Wein seine Gesundheitsbescheinigung erhält. Dank technischer Fortschritte können Kellereien heute in immer leistungsfähigere Instrumente für die Weinanalyse investieren und so gewährleisten, dass nichts Fehlerhaftes oder Fragwürdiges in die Flasche kommt.
Der kritische Verbraucher
Die Aufzählung der Einflüsse und Fortschritte beim modernen Wein wäre unvollständig, bliebe der Verbraucher unerwähnt.
Mindestens so eklatant wie die technischen Errungenschaften der letzten 25 Jahre ist das lawinenartige Anwachsen des Interesses am Wein – als Sachthema und als Getränk.
Dieser Schneeballeffekt nahm seinen Anfang in England, breitete sich danach aber rasch über die ganze Welt aus. So unterschiedliche Länder wie Kanada, Schweden und Korea haben ihre Weinzeitschriften, Verkostungen, von Kellermeistern moderierten Dinners und ihre auf Weinreisen spezialisierten Touristikunternehmen, die die Klientel an die Quelle führen. Ein gesundes Wettbewerbsdenken und die wohlwollende Konfrontation von Erzeuger und Verbraucher dürften die eigentlichen Triebfedern dieser Entwicklung sein. Den Nutzen davon haben wir alle.
Weinstile
Wein ist vergorener Traubensaft. Die grundlegenden Schritte der Weinbereitung wurden auf den > bis > dargestellt; die Variationen zum Thema finden Sie hier.
Trockene Weißweine
Der einfache trockene Weißwein ohne besonderen Charakter, durchgegoren und nicht für die Lagerung vorgesehen, wird im Allgemeinen aus nichtaromatischen Trauben bereitet, vor allem in Italien, Südfrankreich, Spanien und Kalifornien. Als herausragende Vertreter dieser Kategorie sind Muscadet, Torrontés in Argentinien und Soave zu nennen. Die Bereitung geschieht nach standardisierten Verfahren, wobei ein besonderes Augenmerk auf Frische gerichtet wird, die durch Ausschluss von Sauerstoff und kühle Gärung erreicht wird.
Frische, fruchtige, trockene bis halbtrockene, jung zu trinkende Weine werden aus aromatischen Traubensorten bereitet, darunter Riesling, Sauvignon blanc, Gewürztraminer und Muscat blanc. Höchster Wert wird auf den korrekten Lesezeitpunkt, sauberen Most, kühle Gärung und frühe Flaschenabfüllung gelegt.
Trockene, aber körperreiche und geschmeidige Weißweine erhalten für gewöhnlich ein gewisses Maß an Schalenkontakt und gären bei höheren Temperaturen, oft auch im Fass. Sie werden erst nach mindestens neun Monaten abgefüllt und sind für eine weitere Flaschenreifung vorgesehen. Als klassisches Beispiel hierfür gilt Chardonnay aus Burgund, den man in der Neuen Welt immer wieder nachzuahmen sucht. Auch Sauvignon blanc und Chenin blanc wird gelegentlich nach dieser Methode ausgebaut.
Manche Vertreter sträuben sich gegen jede Kategorisierung, etwa Albariño, der viele Jahre lang in Tanks auf dem Geläger liegt, schwere weiße Sortenweine von der Rhône, nicht in Eiche ausgebauter, aber langlebiger Greco di Tufo aus Italien oder Semillon aus dem Hunter Valley.
Süße Weißweine
Sie sind frisch, fruchtig, mit geringem Alkoholgehalt und im deutschen Stil halbtrocken bis süß. Manchmal werden sie zunächst wie ein trockener Weißwein ausgebaut, dem dann unvergorener Most zugegeben wird.
Ein vergleichbarer Stil wird durch das Unterbrechen des Gärprozesses erreicht, wobei eine gewisse Menge an Restzucker erhalten bleibt, während gleichzeitig ein höherer Alkoholgehalt und ein eher wein- als traubenspezifisches Aroma entsteht. In dieser Kategorie findet man die meisten halbtrockenen Weißweine aus Frankreich, Spanien, Italien und viele aus der Neuen Welt. Der Ausbau edelfauler Süßweine richtet sich entweder nach dem deutschen Stil mit wenig Alkohol und sehr hohem Zuckeranteil oder dem Sauternes-Stil mit sehr hohem Alkoholanteil und relativ viel Zucker. Der ungarische Tokaji Aszú liegt etwa in der Mitte zwischen diesen beiden und verbindet hohen Zuckeranteil mit einer gemäßigten Dosis Alkohol und viel Säure.
Sehr süße Weine entstehen aus hochreifen
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