Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Sektor um Bürgstadt sich einen Ruf für Rotwein aufbaut. Franken wird von einem harschen Klima gebeutelt. Starke Fröste sind nicht selten und die Anbausaison ist in der Regel zu kurz, als dass der Riesling verlässlich ausreifen könnte, obwohl in den vom Klimawandel geprägten letzten Jahren immer mehr ausgezeichnete Abfüllungen auf den Markt kommen. Die besten Ergebnisse erzielt Franken aber traditionell mit seinem Silvaner. Nur hier und gelegentlich noch an der rheinhessischen Rheinfront erbringt die Sorte Gewächse von atemberaubender Qualität. Sie lässt sich zu körperreichen trockenen, seltener auch süßen Erzeugnissen mit nobler Breite und Substanz verarbeiten. Diese werden mitunter sogar mit weißen Burgundern verglichen – nicht wegen ihres Geschmacks, sondern wegen ihrer weinigen Art und Fähigkeit, üppiges Essen gekonnt zu begleiten.
    Leider hat der Müller-Thurgau inzwischen die Oberhand gewonnen und 32 Prozent der Rebfläche erobert. Die Rebe ist gar nicht einmal so übel, wenn nicht zu hohe Erträge von ihr geerntet werden, und liefert süffige, wohlschmeckende Weine.
    Dennoch erreicht diese nur selten die verhaltene Eleganz des Silvaners. Sogar die Scheurebe stellt den Müller-Thurgau noch in den Schatten. Die Bacchus-Traube nimmt zwölf Prozent der Rebfläche in Beschlag und hat trotz ihrer aggressiven Aromatik eine lokale Anhängerschaft. In einem reifen Jahr ist der Rieslaner zu faszinierend trockenen Weinen imstande.
    Rund die Hälfte der Produktion entfällt auf Genossenschaftskellereien. In Würzburg arbeiten allerdings drei der ältesten, größten und besten Weingüter Deutschlands: das Bürgerspital, das Juliusspital und der Staatliche Hofkeller. In Konkurrenz zu diesem mächtigen Trio tritt eine wachsende Zahl von Kleingütern, die entschlossen – und oft mit Erfolg – höchste Qualität anstreben.
    Franken: herausragende Lagen
    Bürgstadter Centgrafenberg Die westlichste Spitzenlage Frankens ist zugleich ihre wärmste. Sie erstreckt sich auf einem geschützten Südhang im kleinen Becken um Miltenberg. Ihr roter Sandsteinboden liefert ungewöhnlich aromatische, rassige Weine. Der Spätburgunder spielt eine ebenso wichtige Rolle wie der Riesling.
    Casteller Schlossberg Der schwindelerregend steile, 1258 erstmals urkundlich erwähnte Hang über dem Ort Castell gehört zu den besten Lagen im Steigerwald. Ausgezeichnete Exposition und schwerer Gips-Mergel-Boden erbringen kraftvolle, rassige Gewächse. Rieslaner, Riesling und Silvaner erklimmen hier mehr als nur Qualitätshöhen.
    Escherndorfer Lump Eine der imposantesten Lagen Frankens, ein großartiges Amphitheater aus Reben an einer der spektakulärsten Mainschleifen. Er ist insbesondere für seine reichen, saftigen, trockenen Silvaner bekannt, doch macht sich auch der Riesling hier ausgezeichnet.
    Frickenhäuser Kapellenberg Frickenhausens bester Weingarten zählt zu den unbekanntesten Lagen in ganz Franken. Der Südhang beginnt direkt am Mainufer. Seine Weine sind nicht die kräftigsten des Anbaugebiets, haben jedoch viel Frucht und schöne Ausgewogenheit zu bieten.
    Homburger Kallmuth Die hoch aufragende Wand aus Reben des Kallmuth gehört zu den wenigen Spitzenlagen Frankens, die nicht der Flurbereinigung zum Opfer fielen. Berühmt ist seine Wildflora mit ausgeprägt südlichem Charakter.
    Erstmals erwähnt wurde der Rebhang bereits 1102. Sein rötlicher Sandsteinboden gibt den Weinen reiche Frucht und einen kraftvollen mineralischen Charakter mit.
    Iphöfer Julius-Echter-Berg/Kronsberg Der nach einem Fürstbischof im 16. Jahrhundert, Julius Echter von Mespelbrunn, benannte Weinberg gehört unbestritten zu den allerbesten in Franken. Er befindet sich an der südwestlichen Spitze des Steigerwalds und kommt in den Genuss einer optimalen Ausrichtung, was zusammen mit dem Gips-Mergel-Boden Weine von enormer Kraft und starkem, erdigem Charakter entstehen lässt. Die Gewächse aus der Nachbarlage Kronsberg stehen ihnen kaum nach.
    Randersackerer Marsberg/Pfülben/Sonnenstuhl/Teufelskeller Randersacker verfügt über mehr Spitzenlagen als jede andere fränkische Gemeinde. Soviel Körper und Fülle die Weine aber auch haben, geraten sie doch nicht so muskulös wie andere Erzeugnisse des Anbaugebiets. Ausgewogenheit und ein subtil würzig-rauchiger Charakter sind ihr Markenzeichen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Lagen, die alle denselben Kalksteinboden haben, lassen sich in erster Linie auf ihre Ausrichtung zurückzuführen.