Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Norden um Mollina Richtung Montilla regiert Pedro Ximénez, abgekürzt auch PX. Vorgeschrieben ist, dass das gesamte Lesegut nach Málaga gebracht werden muss, um in den dortigen Bodegas zu reifen. Zum Süßen und Konzentrieren der Weine wendet man unterschiedliche Verfahren an: Die einen trocknen die Beeren in der Sonne, die anderen kochen den Most zu arrope wie in Jerez. Das stilistische Spektrum der fertigen Erzeugnisse reicht vom trockenen, einem Amontillado aus Montilla ähnlichen Weißen aus PX bis zum gängigen dunklen, klebrigen Dulce Color mit reichlich arrope , dem konzentrierten, zum Süßen eingesetzten Traubensaft. Die beste Qualität ist der Lágrima, die »Träne« der unzerdrückten Trauben, vergleichbar in etwa mit dem Essencia aus Tokaji. Weitere Málagas sind der dunkle, liebliche, aperitifartige Pajarete, der hellere Semidulce und der reich aromatische Moscatel. Die feineren Vertreter reifen wie Sherry in der Solera, wo junger Wein laufend den älteren ersetzt. Ein 1875 abgefüllter Málaga aus dem Gut des Herzogs von Wellington erwies sich 1995 als überragender, delikater, aromatischer, noch immer süßer Dessertwein.
Trotzdem geht es mit dem Málaga abwärts. Die großen, kommerziellen Häuser bestehen fort, aber Spezialisten wie Scholtz-Hermanos mit ihren großartigen alten Soleras haben die wechselnde Mode und die sinkenden Verkaufszahlen nicht überlebt. Hoffnung ruht nun auf Neueinsteigern wie Telmo Rodriguez, der einen alten Moscatel-Weinberg wieder hergerichtet und mit der Produktion von Málaga begonnen hat.
Montilla-Moriles
Der Wein von Montilla ähnelt dem Sherry so sehr, dass man ihn gern mit ihm verwechselt oder als Rivalen abtut. Er wächst auf demselben Albariza-Boden, muss jedoch ein raueres, heißeres Klima wegstecken. Zudem wirft die Pedro-Ximénez-Traube, die der Palomino vorgezogen wird, geringere Erträge ab und erbringt Weine von höherem Alkoholgehalt sowie etwas niedrigerer Säure. Die Besten werden oft in tinajas , riesigen Tongefäßen, vergoren und entwickeln dieselbe Florhefe wie Sherry. Wie beim Sherry unterscheidet man Fino, Oloroso und Palo Cortado, wobei der Fino aus der ersten leichten Pressung stammt. Mit der Zeit wird ein Fino zum Amontillado, also »Montilla-ähnlich«. Leider haben sich die Sherryhäuser in Großbritannien die klassischen Begriffe schützen lassen. So bleibt für einen Montilla statt Fino, Amontillado oder Oloroso nur die Beschreibung »dry«, »medium« oder »cream«.
Als Alternative zum Sherry hat der Montilla einiges in die Waagschale zu werfen. Insbesondere seine Finos zeichnen sich durch einen charakteristischen trockenen, weichen, weniger »offensiven«, aber nicht weniger frischen Stil aus. Eine kühle Flasche Montilla leert sich erstaunlich schnell.
Die letzte der andalusischen Denominationen – und die, die am stärksten im Schatten von Jerez steht – ist das Anbaugebiet Huelva an der Küste nahe der portugiesischen Grenze. Condado de Huelva bereitet schon seit 1000 Jahren kräftige Weiße aus der Zalema-Traube. Die Finanzkraft der Sherryerzeuger hat verhindert, dass die DO sich besser entfalten konnte. Bis in die 1960 er-Jahre wurde ihr Wein als Sherry verschnitten und exportiert, doch heute gibt es nicht mehr so viele Soleras. Im Wettbewerb mit dem einstigen Zahlmeister zu bestehen ist nicht einfach, weshalb die Erzeuger zunehmend auf leichtere Weißweine umsteigen.
Andalusien: führende Erzeuger
Alvear ** – ***
Montilla. 200 ha. www.alvear.es
Das seit 1729 bestehende Gut ist nach wie vor im Besitz der Familie Alvear. Sie vergärt ihre Weine in tinajas und baut sie nach alter Montilla-Tradition in der Solera aus. Dabei entstehen Weine von hoher Qualität. Verkaufsschlager ist der Fino CB, der CB ist ein etwas vollerer Fino. Weitere Abfüllungen: der Carlos VII Amontillado, der Asunción Oloroso und mehrere ausgezeichnete, nicht gespritete Weine aus PX.
Cobos *
Montilla. www.navisa.es
Variable Qualität, aber der Pompeyo Fino und der Tres Pasa PX sind zuverlässig gut.
Gracia Hermanos **
Montilla. www.bodegasgracia.com
Pérez Barqueros Bodega arbeitet auf hohem Niveau. Die besten Erzeugnisse laufen unter der Linie Taromaquia, in der vom fruchtigen Fino bis zum üppigen PX alles vertreten ist.
Málaga Virgen * – **
Málaga. 250 ha. www.bodegasmalagavirgen.com
Virgen hat López Hermanos geschluckt und ist nun die führende Bodega in Málaga. Bester Wein ist wohl der trockene Málaga. Ebenfalls zu haben: ein
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