Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Tuffsteinkeller der Stadt, in denen die gewaltigen, mit roten Reifen versehenen Fässer aufgereiht sind. Die besten Erzeuger in Eger sind G.I.A. (Tibor Gál), Thummerer und Béla Vincze.
Weiter westlich um die Stadt Gyöngyös liegt der Bereich Mátraalja, auf dessen 7000Hektar fast ausschließlich Weiße heranreifen. Die größten Erzeuger sind die beiden Genossenschaften Nagyréde und Danubiana. Nagyréde verkauft einen Teil seiner Abfüllungen unter den Exportmarken Cool Ridge und Matra Mountain. Unter dem neuen deutschen Besitzer erwarb Danubiana die riesige Kellerei in Gyöngyös und holte mit Hugh Ryman den ersten flying winemaker nach Ungarn. Französische und australische Investitionen in der Region folgten. Die Hälfte der Weine geht in den Export. Zu den Hauptsorten zählen Olaszrizling, Pinots gris und blanc, Rizlingszilváni, Zöldveltelini, Leányka, Tramini, Hárslevelű (ihr berühmtester Wein stammt aus der Stadt Debrő), Chardonnay, Sauvignon blanc und die duftende Ottonel Muskotály.
Schließlich ist Tokajhegyalja mit 5860 Hektar Anbaufläche zu nennen, meist kurz Tokaj genannt. Der Bereich liegt im äußersten Nordosten Ungarns nahe der slowakischen Grenze. Viele meinen, Tokaji Aszú sei der einzige Wein dort, tatsächlich aber gibt es mehrere weiße Tafelweine von den vier für den großen Tojaker zugelassenen Rebsorten Furmint, Hárslevelű, Sargamuskotály (Gelber Muskateller oder Muscat Lunel) und Oremus, einer Kreuzung aus Furmint and Bouvier, die erst im Jahr 1994 in den exklusiven Kreis der Tokajer-Trauben aufgenommen wurde und manchmal auch Zéta genannt wird. Zudem wird noch ein bisschen Chardonnay kultiviert.
Tokaj
Als Herkunftsgebiet eines einmalig prachtvollen, legendären Weins überragt Tokaj die anderen Anbauregionen Mittel- und Osteuropas um Längen. Der spät gelesene, ölig volle Tokaji, auf Deutsch Tokajer genannt, war der Lieblingswein der russischen Zarten, der polnischen Könige und der österreichischen Kaiser, ja, sogar Ludwigs XIV.
Er war mit ziemlicher Sicherheit das erste bewusst von edelfaulen Trauben erzeugte Getränk. Soweit bekannt ist, entstand der Tokajer Mitte des 17.Jahrhunderts, also mindestens ein Jahrhundert, bevor am Rhein ähnlich süße Weine produziert wurden. Auch süßer Sauternes ist jünger, obwohl seine Ursprünge im Dunkeln liegen. Zu Beginn des 17.Jahrhunderts hatten die Weine aus Tokaj bereits so große Bedeutung erlangt, dass der Fürst von Siebenbürgen aus der Familie Rákóczi, der die Oberherrschaft über das Gebiet ausübte, die erste urkundlich belegte Weinbergklassifikation schuf, indem er die Lagen von Tokaj in primae, secundae und tertiae unterteilte.
In gewisser Hinsicht ähnelt Tokajhegyalya, so der offizielle Name des Gebiets, der Côte d’Or in Burgund. Wie dort liegen die Rebflächen auf Hängen im unteren und mittleren Bereich, allerdings sind die Erhebungen insgesamt viel höher. Die besten Lagen befinden sich in der unteren Mitte, manche auf rein vulkanischem Boden, andere auf warmem, leichtem Löss. Die erst-, zweit- und drittklassifizierten Gewächse entsprechen den Grands Crus, Premiers Crus und Village-Weinen Burgunds.
Wie die Côte d’Or hat auch Tokaj ausgezeichnete Keller. Die tief in das Tuffgestein getriebenen engen, teils kilometerlangen Stollen haben dick mit feuchtem, dunklem Schimmel überzogene Wände. In diesen Weinkatakomben lagern ein- oder zweireihig kleine, meist altersschwarze 136-Liter-Fässer, gönci genannt. Die Lese findet sehr spät statt. Sie wird nach Möglichkeit hinausgezögert, bis die Sonnenwärme im Wechsel mit nächtlichen Nebeln aus den Flüssen Bodrog und Tisza starken Edelfäulebefall hervorruft. Doch anders als etwa Sauternes wird Tokaji Aszú anschließend in zwei Stufen erzeugt. Zunächst entsteht ein voll ausgegorener Grundwein. Dann werden die getrockneten edelfaulen oder einfach nur geschrumpften, rosinierten Trauben (aszú) gelesen, im Grundwein beziehungsweise Most eingemaischt und mit diesem erneut vergoren, damit ihre Süße und ihre hoch konzentrierten Geschmacksstoffe in ihn übergehen.
In der Jugend können die Weine aufgrund ihres intensiv süßen und ungemein konzentrierten Geschmacks nach getrockneten Früchten, der durch einen extrem hohen Säuregehalt im Gleichgewicht gehalten wird, ungeheuer durchdringend sein und am Gaumen trotz ihres hohen Zuckergehalts ein Gefühl strenger Schärfe zurücklassen. Mit der Zeit reifen sie zu magischer Komplexität und Rundheit heran,
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