Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
ägyptisches Getreide, spanisches Silber und kaukasisches Holz. Im Mittelalter wiederum waren der Peloponnes und Kreta für Nordeuropa wichtige Lieferanten von Malmsey sack . Die türkischen Besatzer unterdrückten den Weinbau allerdings so lange, dass bei der Befreiung des Landes im 19.Jahrhundert nicht mehr viel davon übrig war – außer ein paar interessanten Rebsorten.
Mit seinen größtenteils alkalischen, gelegentlich auch vulkanischen Böden sowie den vielen Mikroklimata ist Griechenland eine natürliche Heimat der Rebe. Das Land bewirtschaftet rund 130000 Hektar Rebfläche – allerdings nicht nur für die Weinbereitung – und zählt damit zu den großen Erzeugerländern. Nach dem Beitritt zur EU wurde ein neues Regulierungssystem eingeführt, das sich ebenso positiv auf die Weinqualität ausgewirkt hat wie die Zuschüsse aus Brüssel. Früher waren unter den primitiven Bereitungsbedingungen bei hohen Temperaturen eigentlich nur Süßweine möglich. Die Griechen sind ihrer Tradition, dem Most während der Gärung Kiefernharz hinzuzufügen, treu geblieben und bereiten nach wie vor Retsina. Er passt viel zu gut zur griechischen Küche, als dass man ihn ignorieren sollte. Gleichwohl sinkt außerhalb des Fremdenverkehrs die Nachfrage nach diesem Stil, denn einheimische Konsumenten wenden sich immer mehr feinen Erzeugnissen zu. Die meisten werden aus den über 300 vorwiegend einheimischen Sorten bereitet. Einige wenige Winzer versuchen sich an besserem Retsina, um seine Existenzberechtigung unter Beweis zu stellen.
Derzeit lässt sich der griechische Wein in drei Kategorien unterteilen: nationale Marken, die meisten davon Verschnitte, Retsina und andere im ersten Jahr zu konsumierende traditionelle und ländliche Erzeugnisse für anspruchslose Kehlen sowie Wein aus vorgegebenen Herkunftsgebieten gemäß EU-Recht. Mittlerweile sind 28 Gebiete ausgewiesen. Die Szene wird von Genossenschaften und Großunternehmen wie Boutari und Tsantali beherrscht, doch sind seit den 1990ern etliche kleine Qualitätskellereien von Privatwinzern und Kellermeistern mit internationaler Erfahrung auf den Plan getreten. Das ist eine positive Entwicklung, dennoch müssen große wie kleine Produzenten mit sinkendem Inlandsverbrauch leben.
Mehr als die Hälfte der griechischen Rebfläche erstreckt sich auf dem Peloponnes, der für über ein Drittel des griechischen Weins verantwortlich zeichnet. Patras an der Nordspitze des Peloponnes ist das wichtigste Weinzentrum. Zur Präfektur Achaia gehören die vier Patras-Appellationen Moschatos (Muskateller), Moschatos Rio, Mavrodaphne und Patras. Der edelste Wein stammt in der Regel aus Mavrodaphne und ist ein süßer, dunkler Roter mit bis zu 16 Prozent Alkohol. Er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Recioto aus Valpolicella und gewinnt durch lange Lagerung. Die ausgezeichnete Abfüllung von Spiliopoulos namens Nyx ähnelt sehr stark altem Tawny Port. Für Weinliebhaber interessant sind auch die beiden übrigen Appellationen auf dem Peloponnes: Nemea mit kräftigen, alterungsfähigen Roten aus der Agiorgitiko (St.-Georgs-Rebe) und Mantinia für einen delikaten, würzigen Weißen.
Das größte Qualitätspotenzial scheint in den Weinbergen im nördlichen Griechenland von Thrakien im Osten über Makedonien bis Epirus zu schlummern. Die bedeutendsten Appellationen dort sind Naoussa westlich von Thessaloniki mit kraftvollen, aber ausgewogenen und angenehm tanninbetonten Roten, Amynteio auf etwa 600 Meter Höhe in den makedonischen Bergen mit leichteren Roten und Zitsa bei Joannina in Epirus mit einem leichteren weißen Bergwein aus der Debina-Traube. Die wichtigste Entwicklung der letzten Zeit war die Bepflanzung der Halbinsel Sithonia, dem mittleren der drei Finger von Chalkidiki, wo das Unternehmen Carras Abfüllungen aus Cabernet und anderen Trauben vorlegt. Kreta ist nach dem Peloponnes flächenmäßig die zweitgrößte Anbauregion Griechenlands, liegt aber bei der Weinmenge nur an dritter Stelle. Auf Kreta sind vier Appellationen ausgewiesen, die alle für dunkle, schwere, süße Rote gelten: Daphnes, Arhanes, Sitia und Peza, wo auch die Genossenschaft als größter Erzeuger ihren Sitz hat. Verwertet werden hier ausschließlich die indigenen Trauben Kotsifali, Mandelaria und Liatiko.
Attika mit Böotien und der Insel Euböa ist die produktivste Anbauregion Griechenlands. Sie liefert fast ausschließlich Retsina, doch die Zahl der qualitätsbewussten Erzeuger – unter ihnen
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