Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
River Valley kleine Mengen guten Chardonnay.
Weitere Anbaugebiete
Jahrhundertelang konnte die echte Weinrebe Vitis vinifera im größten Teil von Nordamerika wegen des Klimas nicht gedeihen. Der Grund war die extreme winterliche Kälte im Norden und in der Mitte sowie die sommerliche Hitze und Feuchtigkeit im Süden, die wuchernden Mehltau bringt und zum Wildwuchs der Reben führt. Anstatt in den Nächten zu ruhen und Zucker aufzubauen, wächst die Pflanze ständig weiter; die Stärke wird in übertriebenen Laubwuchs umgesetzt, und trotz monatelanger brütender Hitze reifen die Trauben kaum aus.
Zwei Regionen, der Nordosten (angeführt vom Bundesstaat New York) und der Südosten (angeführt vom Staat Virginia), haben eine eigene Weintradition, die gerade in großartiger Weise zu neuem Leben erwacht. Selbst Michigan beginnt interessante, qualtitätsvolle Gewächse vorzulegen. Noch bis vor Kurzem beruhte dort der Weinbau auf an das Klima angepassten einheimischen Reben, heute aber konzentrieren sich die meisten Betriebe auf Vinifera-Sorten. Die Rebe des Südostens ist die Muscadinia oder Scuppernong, die sehr wenig mit der klassischen Weinrebe zu tun hat. Sie trägt große kugelige Beeren, deren harte Schale sich leicht vom Fleisch löst. Der aus ihr gewonnene, kräftig aromatische Süßwein war früher in Amerika sehr populär; eine berühmte Marke hieß Virginia Dare. Der Scuppernong ist nach wie vor beliebt, aber mit den Weinen der übrigen Welt hat er nichts gemein.
Heute gibt es hoffnungsvolle Winzer in fast allen US-Staaten, auch außerhalb dieser Regionen. Hoffnungsfroh deshalb, weil sie die Rebkultur im Zug des amerikanischen Weinbooms aufblühen und feste Wurzeln schlagen sehen. Nur Alaska, North Dakota und Wyoming sind rebenfreie Zonen.
Viele seit Langem bestehende Betriebe haben ihre festen Absatzmärkte in der näheren Umgebung. Ambitionen, mit neuen Traubensorten zu experimentieren, kamen früher deshalb gar nicht erst auf. Da so lange das unumstößliche Dogma galt, dass Vitis vinifera hier nicht gedeihen könne, musste wohl ein unerschrockener Winzer sein, wer mehr als ein paar Hektar Rebland für Versuchsanpflanzungen verwendete. Mit der Anwendung neuer Erkenntnisse stellen sich nun aber bei diesen Unerschrockenen zunehmend Erfolge ein. Zweifellos gibt es Bereiche, wo sich die Weinrebe aufgrund der mikroklimatischen Verhältnisse heimisch fühlt. Auch gibt es mittlerweile Hybridreben, die über die Klimaresistenz der einheimischen Sorten verfügen, nicht aber deren eigentümlichen Geschmack haben. Ihre Bedeutung auf den Märkten der Bundesstaaten im Osten steht aber im Schatten der neuen Erfolge mit den reinen Vinifera-Sorten.
Der Weinboom geht vor allem von den Metropolen aus, wo die Namen der varietals aus Kalifornien wie ein Blitz einschlugen. Riesling, Chardonnay und Cabernet Sauvignon sind zu festen Begriffen geworden, doch von den besten Hybridreben (Seyval blanc, Vidal blanc, Chambourcin) hat kaum jemand gehört. Die Traubenanbauer in den östlichen und mittleren Staaten fahren zurzeit dreigleisig: mit den alten amerikanischen Varietäten der Vitis labrusca , den interessanten, aber risikoreichen Vinifera-Sorten und schließlich mit den Kreuzungen dieser beiden, den Hybriden. Im Osten werden Hybrid- und Labrusca-Reben also auch weiterhin eine Rolle spielen, doch das Gros der Erzeuger setzt immer mehr auf Vinifera-Sorten.
Der Staat New York
Für den im Gebiet der Finger Lakes südlich des Ontario-Sees längst fest etablierten Weinbau im Staat New York hatte die Mehrzahl der Weinfreunde bis heute nur ein mildes Lächeln übrig. Die gesamte Produktion beruhte ursprünglich auf verschiedenen Sorten und Zufallshybriden der einheimischen Vitis labrusca , die den Weinen jenes eigentümliche Labrusca-Aroma gibt, das als »Fuchsigkeit« bezeichnet wird. Häufig war auch der Säuregehalt sehr hoch, den man aber hinter einer ebenfalls beträchtlichen Süße verbarg. Die nicht mit Fuchsgeschmack behafteten französisch-amerikanischen Hybriden ersetzten ab den 1960er-Jahren die Vitis labrusca in allen Weinbaubetrieben außer den konservativsten. Obwohl deren Wein annehmbar und gelegentlich sehr gut sein kann, ist der größte Teil davon nach europäischen und kalifornischen Maßstäben kaum interessant. Manche Betriebe in New York und anderen Gebieten im Osten der USA schätzen diese Rebe trotzdem, weil sie an die Besonderheiten des östlichen Klimas gut angepasst und zuverlässig ist, allerdings
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