Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
eher auf die Unerfahrenheit ihrer Erzeuger zurückführen als auf mindere Traubenqualität. Bedeutende Neuanlagen, vor allem mit Pinot-noir-Reben, denen das kühle Klima im südlich gelegenen Martinborough sehr behagt, und die Weiterentwicklung der Vinifikationstechnik haben dies unter Beweis gestellt.
Auch die Verschnitte von Cabernet Sauvignon und Merlot, vor allem von der Hawkes Bay, sind heute schmackhafter denn je – wiederum dank moderner Kellertechniken, besserer Weinbergpflege und der Entdeckung einiger außergewöhnlicher Lagen und Böden. Generell hat sich die neuseeländische Palette an Rebsorten beträchtlich erweitert. Mehrere Betriebe widmen sich der Produktion von sehr gutem Syrah und auch Zinfandel, der die Zeit der Quarantäne endlich hinter sich hat. Sehr vielversprechend nimmt sich ferner Pinot noir aus.
Das enorme Wachstum der Rebfläche hat das Bild verändert: Bestehende Betriebe legen neue Weinberge an, die Zahl der Kellereien explodiert förmlich, neue Anbaugebiete werden projektiert und einzelne Pionierbetriebe tauchen an unvermuteten Stellen auf. Dass damit auch Fehlplanungen einhergehen, zeigt sich etwa in Randgebieten von Marlborough und Hawkes Bay, wo mehrere Täler stark frostgefährdet sind.
Seit den späten 1990er-Jahren haben die besten Erzeuger den manchmal übertrieben krautigen, vegetabilen Charakter ihrer Weine, besonders der Cabernet und Merlot, in den Griff bekommen und wärmere Bereiche für diese Sorten ausfindig gemacht. Inzwischen ist aber auch klar geworden, dass das Augenmerk der internationalen Weinöffentlichkeit bei den Roten auf Pinot noir liegen wird, speziell in Martinborough und Central Otago, wo die Rebfläche im Jahr 2007 bei 4400Hektar lag, davon 42 Prozent in Central Otago.
Doch noch sind es die Weißweine, die Neuseelands Fahne hochhalten. Sollte der internationale Geschmack eines Tages der kraftvoll aromatischen Marlborough-Sauvignon müde werden – die Traube besetzt heute über die Hälfte der neuseeländischen Rebflächen –, stehen bereits die superben Interpretationen von Riesling und Chardonnay in den Startlöchern.
Dem Land ist von Natur aus gegeben, wonach Erzeuger in Australien und Kalifornien ständig suchen: Wachstumsbedingungen, die langsam gereifte, vollaromatische Frucht entstehen lassen. Die Weine entfalten die Kraft, Struktur und gelegentlich sogar die ätherische Zartheit wie etwa Gewächse von der Loire, aus dem Elsass, vielleicht auch aus dem Médoc und der Champagne – verbunden mit einer Frische und Lebenskraft, wie sie nur in Neuseeland zu finden sind.
Das beträchtliche Potenzial für Schaumwein wird unter Anwendung der klassischen Methode und fast ausschließlich mit den klassischen Sorten Pinot noir und Chardonnay genutzt. Und Besucher des Landes können sich von der hervorragenden Qualität der edelfaulen Rieslinge und Semillon überzeugen.
Nordinsel
Auckland
500 Hektar. Bis 1970 die größte Weinbauregion Neuseelands; allerdings war das fast subtropische Klima mit starker Wolkendecke und häufigem Niederschlag im Herbst für die Rebe nie ideal. Als Anbaugebiet wird Auckland heute von Gisborne, der Hawkes Bay und Marlborough im Süden an Quantität und Qualität übertroffen. Obwohl inzwischen die Großstadt die Rebflächen in Serie schluckt, haben viele bedeutende Weinbaufirmen hier noch immer ihren Sitz. Nördlich der Stadt liegt der kleine Unterbereich Matakana, wo sich hinter dem Strand einige wenige Güter verstecken. Siehe auch Waiheke Island.
Zu den Kellereien gehören: Awa Valley, Babich, Coopers Creek, Corbans, Delegat’s, Kumeu River, Lincoln Vineyards, Matua Valley, Nobilo, Soljans, Villa Maria und West Brook.
Gisborne
1190 Hektar. Eine sonnenreiche, fruchtbare Region an der Ostküste der Nordinsel, die für weiße Trauben, vor allem Chardonnay, besonders geeignet ist. Allerdings leidet sie unter herbstlichen Regenfällen, die eine frühe Ernte erforderlich machen, und wird von der Reblaus heimgesucht, was bereits zu kompletten Neuanpflanzungen geführt hat. Kellereien sind nur spärlich vorhanden, die meisten Trauben werden zur Weiterverarbeitung in die Großbetriebe nach Auckland geschickt.
Zu den Weinbaubetrieben gehören: Bushmere, Millton und TW Wines.
Hawkes Bay
4340 Hektar. Ein etabliertes, außerordentlich vielversprechendes Anbaugebiet an der Ostküste südlich von Gisborne im Regenschatten des vulkanischen Zentralgebirges. Viel Sonnenschein und ein herrliches Bodengemisch aus Schwemmsand, Kies
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