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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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Ergebnisse erzielen. Kühlere Bereiche wie die Walker Bay und Elgin offenbaren mittlerweile ebenfalls ihr Potenzial.
    Die natürlichen Voraussetzungen in den Küstengebieten am Kap sind beeindruckend. Ideale Lagen findet man hier überall. Die Wachstumsperiode beträgt acht Monate. Es gibt nie Frost, nie Hagel, kaum Regen im Herbst und nur sehr wenige der Krankheiten, die alle anderen Anbaugebiete regelmäßig heimsuchen. Besonders günstig wirken sich die Temperaturunterschiede aus: Kühle Nächte nach heißen Tagen sind am Kap die Regel. Sie verringern den Energieumsatz der Rebe, sodass sie den tagsüber angesammelten Zucker nicht verbrauchen kann und deshalb umso mehr davon in den Trauben speichert. Freilich sind diese Faktoren allein noch keine Garantie für guten Wein, aber zusammengenommen und von fachkundiger Hand in Weinberg und Keller unterstützt geben sie allen Grund zu Optimismus.
    Auf der Negativseite stehen die Böden, von denen die meisten in der Küstenregion einer pH-Anpassung bedürfen, und das minderwertige Pflanzenmaterial, mit dem sich die südafrikanischen Winzer in den letzten 30 Jahren herumschlagen mussten. Erst Mitte der 1980er-Jahre lockerte die Regierung die Einfuhrbeschränkungen für Reben als direkte Folge des sogenannten Chardonnay-Skandals. Diese Affäre machte klar, dass der Avantgarde des Weinbaus aufgrund der drakonischen Gesetzgebung und in Ermangelung von besseren Sorten in den Rebschulen nichts anderes übrig geblieben war, als die gewünschten Sorten einzuschmuggeln. Darüber hinaus war der vorhandene Rebbestand – allen voran Cabernet – weitgehend von Viren infiziert, was das Ausreifen der Trauben verhinderte und oft zu tanninscharfen Weinen führte. Die neueren Anlagen sind alle mit virusfreiem Pflanzenmaterial bestockt, doch erst in jüngster Zeit können die Rebschulen die Nachfrage tatsächlich decken.
    Viele Winzer Südafrikas waren keine Weintrinker. Man konsumierte Brandy. Im Jahr 1962 endete das Alkoholverbot für Nichtweiße, der Lebensmitteleinzelhandel darf seit 1979 Wein verkaufen. Durch gesetzliche Maßnahmen wurde der Anbau von Trauben gefördert, die für die Brennereien oder die Produktion billiger gespriteter Weine geeignet waren. Als Südafrika aus dem Alptraum der Apartheid zu erwachen begann, fand es seine Rebberge mit Sorten bestockt – vorwiegend Chenin blanc und Colombard –, die für die Erzeugung von feinem Wein normalerweise nicht geeignet sind. Sie dominieren nach wie vor, doch sind ihnen marktgängigere Trauben wie Sauvignon blanc und Chardonnay hart auf den Fersen.
    Vor diesem geschichtlichen Hintergrund ist es umso erstaunlicher, wie rasch sich das Land weiterentwickelt hat. Der Inlandsmarkt wächst in erstaunlichem Maß und immer mehr minderwertige Rebflächen werden durch neue, sorgfältig ausgesuchte und mit modernen Klonen bepflanzte Weinberge ersetzt. Als Bastion des Protektionismus und Konservatismus für den jungen Weinbau erwies sich die 1918 gegründete staatliche Genossenschaft Kooperatieve Wijnbouwers Vereniging (KWV), die einst zum Schutz der Traubenanbauer gegen den Verfall der Weinpreise eingerichtet worden war. Sie hatte ein monopolistisches Netz von Preisabsprachen und Anbauquoten übers Land gespannt und gab Produktionsüberschüsse an Brennereien ab. Im Laufe der 1990er-Jahre wurde sie dieser Macht weitgehend enthoben. Die solchermaßen von Altlasten befreite Weinindustrie kann nun viel besser auf die Erfordernisse des internationalen Markts reagieren. Markennamen etablieren sich, die die Nachfrage nach preiswerten, sauberen Weinen befriedigen, gleichzeitig schießen neue Betriebe wie Pilze aus dem Boden. Im Jahr 2002 etwa konnte man davon ausgehen, dass alle acht Tage ein neuer Weinbaubetrieb eröffnete, auch wenn es sich bei vielen nur um winzige Boutiquegüter handelte. Zudem blühen die sogenannten Empowerment-Projekte auf, mit denen Reblandbesitzer ihren zum größten Teil schwarzen Arbeitern nicht nur gute Lebens- und Arbeitsbedingungen gewähren, sondern sie zunehmend aktiv an der Betriebsgestaltung beteiligen.
    Die alte Standardsorte Südafrikas ist die Steen – einheimischer Name für Chenin blanc –, eine Traube, die für alle Zwecke herhalten musste, von einfachen Durstlöschern, für die sie sich wegen ihres hohen Säuregehalts anbot und durchaus angenehme Weine erbrachte, bis zu gespriteten Erzeugnissen im Sherry-Stil, die einst den größten internationalen Erfolg des Landes darstellten. Die halbwegs damit

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