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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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lustlos und teilnahmslos.
    »Privatdetektiv, hm?« sagte er, ohne mich auch nur anzusehen, sondern mit Blick aus seinem Fenster. Rauch stieg auf aus dem geschwärzten Kopf seiner Bruyère, die ihm am Eckzahn hing. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich arbeite für General Guy Sternwood, 3765 Alta Brea Crescent, West Hollywood.«
    Captain Gregory blies ein bißchen Rauch aus dem
    Mundwinkel, ohne seine Pfeife zu bewegen. »Arbeiten woran?«
    »Nicht genau am gleichen wie Sie, aber ich bin daran interessiert. Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht helfen.«
    »Helfen wobei?«
    »General Sternwood ist ein reicher Mann«, sagte ich. »Er ist ein alter Freund vom Vater des Distriktsanwalts. Wenn er für seine Botengänge einen vollbeschäftigten Laufburschen braucht, dann hat die Polizei nichts dagegen. Für sie ist das nur ein Luxus, den er sich leisten kann.«
    »Wie kommen Sie darauf, daß ich etwas für ihn tue?«
    Darauf gab ich keine Antwort. Er schwang sich langsam und schwerfällig in seinem Sessel herum und stellte seine großen Füße platt auf das nackte Linoleum, das den Boden bedeckte.
    Sein Büro hatte den muffigen Geruch jahrelanger Routine. Er sah mich griesgrämig an.
    »Ich will Ihnen nicht die Zeit stehlen, Captain«, sagte ich und schob meinen Stuhl zurück – etwa zwei Handbreit. Er rührte sich nicht. Er starrte mich weiter mit seinen müden, ausgewaschenen Augen an.
    »Sie kennen den Distriktsanwalt?«
    »Ich kenne ihn. Ich habe für ihn schon gearbeitet. Ich kenne auch Bernie Ohls, seinen Chefinspektor, ziemlich gut.«
    Captain Gregory griff zum Hörer und murmelte: »Verbinden Sie mich mit Ohls.«
    Er saß da und drückte auf die Gabel des Telefons.
    Augenblicke vergingen. Aus seiner Pfeife stieg Rauch auf.
    Seine Augen waren schwer und reglos wie seine Hand. Die Glocke schlug an, und er langte mit der Linken nach meiner Karte.
    »Ohls? ... Al Gregory vom Präsidium. Ein gewisser Philip Marlowe ist bei mir im Büro. Seiner Karte nach ist er ein Privatermittler. Er möchte Auskünfte von mir ... – Ja? Wie er aussieht? ... Okay, danke.«
    Er legte auf und nahm seine Pfeife aus dem Mund und drückte den Tabak mit der Metallkuppe eines dicken Bleistiftes fest. Er machte das so sorgsam und feierlich, als sei es genauso wichtig wie alles andere, was er tagsüber so tat. Er lehnte sich zurück und starrte mich noch ein bißchen an. »Was wollen Sie wissen?«
    »Wie Sie vorankommen, wenn überhaupt.« Er dachte darüber nach.
    »Regan?« fragte er schließlich.
    »Klar.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Nie gesehen. Er soll ein gutaussehender Ire sein, Ende dreißig, er soll mal im Schnapsschmuggel mitgemischt und Sternwoods ältere Tochter geheiratet haben, mit der er wieder auseinander ist. Vor etwa einem Monat soll er verschwunden sein.«
    »Sternwood sollte sich glücklich schätzen, statt auch noch Privatgenies anzuheuern, die im hohen Gras umherschnüffeln.«
    »Der General steht auf ihn. Sowas kommt vor. Der alte Mann ist gelähmt und einsam. Regan hat immer bei ihm gehockt und ihm Gesellschaft geleistet.«
    »Was, meinen Sie, könnten Sie besser schaffen als wir?«
    »Gar nichts, soweit es die Suche nach Regan betrifft. Aber da ist noch eine ziemlich mysteriöse Erpressungssache im Spiel. Ich möchte sichergehn, daß Regan nicht dran beteiligt ist. Deshalb kann es nicht schaden, wenn ich weiß, wo er ist oder nicht ist.«
    »Mein Bester, ich würde Ihnen gern helfen, aber das weiß ich selbst nicht. Er ist in der Versenkung verschwunden, und damit hat sichś.«
    »Gar nicht so leicht in Anbetracht Ihrer Organisation, stimmtś, Captain?«
    »Tja ... Aber es läßt sich machen – für ńe Weile.« Er drückte auf einen Klingelknopf an der Seite seines Schreibtischs. Eine Frau in mittleren Jahren steckte den Kopf durch eine Seitentür. »Bringen Sie mir die Akte Terence Regan, Abba.« Die Tür schloß sich. Captain Gregory und ich blickten einander noch ein bißchen in schwerem Schweigen an.
    Die Tür ging wieder auf, und die Frau legte einen grünen Ordner auf seinen Schreibtisch. Captain Gregory nickte sie hinaus, setzte sich eine schwere Hornbrille auf die geäderte Nase und blätterte langsam die Seiten im Ordner um. Ich rollte meine Zigarette zwischen den Fingern hin und her.
    »Er ist am 16. September verduftet«, sagte er. »Der einzig wichtige Umstand dabei ist, daß der Chauffeur an dem Tag gerade frei hatte und niemand bemerkte, wie Regan seinen Wagen herausholte. Auf jeden Fall war es am

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