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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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nickten einander zu.
    »Schon mal hier gewesen?« fragte er.
    »Während der Prohibition. Ich bin nicht scharf aufs Spielen.«
    »Nicht um Geld«, lächelte er. »Sie sollten mal reinsehen heute abend. Eine Ihrer Freundinnen sitzt draußen und spielt va banque. Wie ich höre, kommt sie gut voran. Vivian Regan.«
    Ich nippte an meinem Glas und nahm eine von seinen Zigaretten mit Monogramm.
    »Irgendwie hat es mir gefallen, wie Sie das gestern gemanagt haben«, sagte er. »Im Augenblick war ich sauer auf Sie, aber dann habe ich eingesehen, daß Sie recht hatten. Wir sollten beide miteinander auskommen. Wieviel schulde ich Ihnen?«
    »Wofür?«
    »Noch immer vorsichtig, hm? Ich habe meine Leitung ins Präsidium, sonst säße ich nicht hier. Ich kriegś, wieś wirklich passiert, und nicht, wieś in der Zeitung steht.« Er zeigte mir seine großen, weißen Zähne.
    »Und wieviel haben Sie?« fragte ich.
    »Meinen Sie jetzt das Geld?«
    »Ich dachte, wir sprächen von Informationen.«
    »Informationen worüber?«
    »Sie haben ein kurzes Gedächtnis. Regan.«
    »Ach, das.« Er schwenkte seine glitzernden Nägel im ruhigen Licht einer der Bronzelampen, die ihre Strahlen hinauf zur Decke sandten. »Wie ich höre, sind Sie bereits informiert.
    Ich hatte das Gefühl, ich schuldete Ihnen ein Honorar. Ich pflege für nette Behandlung zu zahlen.«
    »Ich bin nicht hierher gekommen, um zu kassieren. Ich werde für meine Arbeit bezahlt. Nicht viel nach Ihrer Größenordnung, aber ich komme hin. Immer ein Kunde nach dem anderen, das ist eine gute Regel. Sie haben Regan nicht weggeputzt, oder?«
    »Nein. Haben Sie das wirklich geglaubt?«
    »Ich würde es nicht ausschließen.« Er lachte.
    »Sie machen Witze.«
    Ich lachte. »Klar, ich mache Witze. Ich habe Regan nie gesehen, dafür aber sein Foto. Sie haben nicht die Leute für so eine Arbeit. Und da wir gerade beim Thema sind: Schicken Sie mir nicht noch einmal so einen Ballermann mit Befehlen ins Haus. Sonst werde ich hysterisch und blase ihn um.« Er blickte durch sein Glas aufs Feuer, stellte es auf dem Schreibtisch ab und betupfte seine Lippen mit einem hauchdünnen Batisttuch.
    »Sie reden wie ein echter Spieler«, sagte er. »Aber ich möchte annehmen, daß Sie ein gutes Blatt haben. Sie sind doch nicht wirklich an Regan interessiert, oder?«
    »Nein, nicht beruflich. Damit bin ich nicht befaßt. Aber ich kenne jemanden, der gern wissen möchte, wo er ist.«
    »Ihr ist das doch verdammt egal«, sagte er. »Ich meine ihren Vater.«
    Er betupfte sich wieder die Lippen und betrachtete sein Taschentuch fast so, als ob es Blut darauf zu finden gäbe. Er zog seine dichten grauen Augenbrauen eng zusammen und befingerte eine Seite seiner wettergegerbten Nase.
    »Geiger hat den General zu erpressen versucht«, sagte ich.
    »Der General würde es nie zugeben, aber nach meiner Meinung ist er halb in Sorge, daß Regan dahinterstecken könnte.«
    Eddie Mars lachte. »Haha. Das hat Geiger schon mit jedem probiert. Es war genau seine Masche. Er ließ sich Wechsel ausstellen, die lega l aussahen – legal waren, darf ich sogar sagen, nur daß er nie gewagt hätte, sie einzuklagen. Er präsentierte die Wechsel mit ein paar hübschen Floskeln und stand mit leeren Händen da. Wenn er ein As zog, dann konnte er auf Angst setzen und ans Werk gehen. Zog er kein As, so ließ er die Sache einfach fallen.«
    »Kluges Bürschchen«, sagte ich. »Er hat sie tatsächlich fallenlassen. Und ist dabei selber mitgefallen. Wie kommtś daß Sie das alles wissen?«
    Er zuckte ungeduldig die Achseln. »Ich wünschte zum Himmel, ich wüßte nicht die Hälfte von dem, was mir zugetragen wird. Über die Angelegenheiten anderer Leute Bescheid zu wissen, das ist die schlechteste Kapitalanlage, die man in meinen Kreisen machen kann. Wenn es also nur Geiger ist, hinter dem Sie her waren, dann ist Ihr Aufwasch ja erledigt.«
    »Erledigt und bezahlt.«
    »Das tut mir leid. Ich wünschte, der alte Sternwood würde sich so einen Sportsfreund wie Sie fest engagieren, damit er seine Töchter wenigstens ein paar Abende in der Woche zu Hause hat.«
    »Warum?«
    Er zog eine Grimasse. »Sie machen nichts wie Ärger.
    Nehmen Sie die Schwarze. Sie fällt uns hier mächtig auf den Wecker. Wenn sie verliert, stürzt sie sich in Schulden, und ich stehe am Ende da mit einer Handvoll Papier, das mir keiner um keinen Preis abnimmt. Sie hat kein eigenes Vermögen außer ihrem Taschengeld, und was im Testament des Alten steht, weiß der

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