Der große Sprung
sich vor, wie es sein würde, wenn sie auf ihrem Flug zu Barnards Stern alle in der Enge des Schiffes miteinander eingesperrt sein würden.
Er sah Peter auf die Terrasse treten und stirnrunzelnd auf den Trubel blicken. Er war völlig nüchtern. Stanley schloß sich ihm an. Auch er amüsierte sich offensichtlich nicht. Sie unterhielten sich ein paar Minuten, dann ging Peter in den Garten hinunter und verschmolz mit der Dunkelheit. Vermutlich um seine Postenkette zu überprüfen, dachte Comyn. Sydna gebührte eine Tracht Prügel für ihren Einfall. Aber hatte nicht ein ähnlicher ihn hierhergebracht? Also sollte er ihr dankbar sein – oder nicht?
Wo war sie überhaupt?
Stanley folgte Peter die Stufen hinunter in den Garten. Comyn erhob sich. Er war des Herumsitzens und Grübelns müde. Blinzelnd hielt er Ausschau nach Sydnas blondem Kopf, entdeckte ihn und ging darauf zu. Die Terrasse schwankte ein wenig unter seinen Füßen, und statt etwa zwanzig schienen sich hundert und mehr Menschen auf ihr zu befinden. Sydna stand bei dem gertenschlanken Bürschchen, das sie im Raketenklub Johnny genannt hatte. Noch ein paar andere waren um sie herum. Jemand hatte offenbar gerade etwas Witziges gesagt, denn alle lachten.
Comyn ging auf Sydna zu und sagte: »Hallo.«
Sie blickte zu ihm hoch. Sie war strahlender Laune und ihre Augen glänzten. »Hallo, Comyn.«
»Wir wär’s mit ein bißchen Unterhaltung für eine Zufallsbekanntschaft?« fragte Comyn.
Sie schüttelte den Kopf. »Du hast Weltschmerz, aber ich habe keine Lust, mich anstecken zu lassen.« Sie wandte sich von ihm ab.
Comyn legte eine Hand auf ihre Schulter. »Sydna …«
»Laß mich in Ruhe, Comyn. Ich fühle mich so richtig wohl. Verdirb es mir nicht.«
Johnny trat zwischen sie. Er fühlte sich groß. Er fühlte sich doppelt stark und doppelt so groß wie sonst. Er schob sein Gesicht vor, ganz nahe an Comyns, und sagte: »Sie haben sie gehört. Lassen Sie sie in Frieden.«
Comyns Geduld, die ohnehin nie groß gewesen war, war am Ende. Er packte Johnny und hob ihn zur Seite. »Hör zu, Sydna, ich möchte mit dir sprechen …«
Johnnys Faust traf seinen Wangenknochen so hart, daß Comyn das Gefühl hatte, sein Kopf dröhne wie eine Glocke.
»Verduften Sie jetzt?« fragte Johnny unfreundlich. Sein Atem kam schnell. Er wartete nur auf die Chance, noch einmal zuschlagen zu können. Sydna stellte ihr Glas heftig auf dem nächsten Tischchen ab.
»Zum Teufel mit euch beiden!« fluchte sie angewidert und stolzierte davon, mit allen anderen ringsum im Schlepptau. Mit düster funkelnden Augen blickte Comyn ihr nach und versprach sich, ihr die Arroganz noch auszutreiben, wenn er am Leben blieb.
Johnny sagte: »Ich glaube, wir sollten lieber im Garten weitermachen.«
Comyn betrachtete ihn gleichmütig. »Ich sehe keinen Anlaß dazu.«
Johnny war bleich, nur seine Wangen waren fleckig gerötet. Er hatte sich in seine Wut hineingesteigert und dachte nicht daran, sich seine vermeintliche Chance jetzt entgehen zu lassen. »Sie haben versucht, mir Sydna wegzunehmen!« sagte er.
Comyn lachte.
Die roten Flecken auf Johnnys Wangen vertieften sich. »Sie kommen jetzt mit in den Garten, oder ich werde es Ihnen hier zeigen!«
Und er sah ganz so aus, als würde er es auch. Comyn seufzte. »Okay, Söhnchen, dann gehen wir eben. Vielleicht kann ich Ihnen dort unten ein bißchen Vernunft beibringen.«
Dicht nebeneinander stiegen sie die Stufen hinunter. In den dunklen Büschen raschelte es, und ein Gurren wie von Tauben war zu vernehmen. Comyn ging jetzt voraus, und Johnny stapfte dicht hinter ihm her, sein Atem pfiff. Comyn grinste. Das Bürschchen hörte sich an wie ein junger, liebestoller Stier.
Das Licht auf der Terrasse hinter ihnen verlor sich allmählich, dadurch wirkten die Sterne über der Kuppel heller. Das Stimmengewirr der fröhlichen Menge wurde zum fernen Murmeln.
»Das ist weit genug«, erklärte Johnny.
Er duckte sich, und Johnnys Rechte stieß dicht an seinem Kopf vorbei. Und dann warf das Bürschchen sich auf ihn. Ungeduldig versetzte Comyn ihm ein paar Schläge mit der offenen Hand, aber der Junge hatte es sich in den Kopf gesetzt, es dem älteren Mann zu zeigen, und er war auch kein Schwächling. Einige seiner Hiebe schmerzten. Comyn wurde allmählich ärgerlich.
»Jetzt reicht es aber«, sagte er. »Wenn Sie nicht aufhören, vergesse ich, daß Sie fast noch ein Kind sind.«
Er schob ihn zur Seite. Johnny murmelte, daß Comyn feige sei, und
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