Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (German Edition)
meines Rucksacks, zog alles heraus und warf es aufs Bett. Dann kippte ich den Inhalt der Plastiktüten dazu und sah mir den Haufen an. Das alles musste ich in den nächsten drei Monaten schleppen.
Da war zunächst ein blauer Packsack für die Kleider, die ich nicht am Leib trug – eine Fleece-Hose, ein langärmeliges Thermohemd, eine dicke Fleece-Jacke mit Kapuze, zwei Paar Wollsocken und zwei Garnituren Unterwäsche, ein dünnes Paar Handschuhe, ein Sonnenhut, eine Fleece-Mütze und Regenhosen – und ein zweiter, robusterer Sack, ein sogenannter Dry Bag, der bis oben hin mit dem Proviant gefüllt war, den ich in den nächsten vierzehn Tagen brauchen würde, ehe ich an einem Ort namens Kennedy Meadows mein erstes Versorgungspaket in Empfang nahm. Außerdem ein Schlafsack und ein Campingstuhl, den man auseinandergeklappt als Isomatte benutzen konnte, eine Stirnlampe, wie sie Bergleute tragen, und fünf Spanngummis mit Haken. Dazu kamen ein Wasserfilter, ein kleiner, zusammenklappbarer Kocher, eine große Benzinkartusche aus Aluminium und ein kleines rosa Feuerzeug. Ferner ein kleiner Kochtopf, der in einem größeren Kochtopf steckte, Besteck, das sich auf die halbe Größe zusammenklappen ließ, und ein billiges Paar Sportsandalen, das ich am Ende jedes Tages am Lagerplatz zu tragen gedachte. Dann ein schnell trocknendes Outdoor-Handtuch, ein Thermometer-Anhänger, eine Abdeckplane und ein Isolierplastikbecher mit Henkel. Ein Schweizer Taschenmesser und ein Schlangenbiss-Notfallset, ein Minifernglas im Kunstlederetui mit Reißverschluss und eine Rolle Leuchtschnur, ein Kompass, mit dem ich noch nicht umgehen konnte, und ein Kompasshandbuch mit dem Titel Staying Found, das ich eigentlich auf dem Flug nach Los Angeles hatte lesen wollen, aber nicht gelesen hatte. Des Weiteren ein Erste-Hilfe-Set im klassisch roten Segeltuchbeutel, eine Rolle Toilettenpapier in einer Ziplock-Tüte und eine Edelstahlkelle in einem schwarzen Futteral, auf dem vorn U-Dig-It stand. Ein kleiner Kulturbeutel mit all dem, was ich unterwegs zu brauchen glaubte – Shampoo und Pflegespülung, Seife, Körperlotion und Deo, Nagelknipser, Insektenschutzmittel und Sonnencreme, Haarbürste, Menstruationsschwamm und eine Tube wasserfester Lippenbalsam. Eine Taschenlampe und eine Kerzenlaterne aus Metall mit Votivkerze darin, eine Extrakerze, eine Klappsäge – wofür, wusste ich nicht – und ein grüner Nylonsack mit meinem Zelt darin. Zwei Trinkflaschen aus Kunststoff zu je einem Liter, ein Wassersack mit zehn Liter Fassungsvermögen, eine Nylonhülle als Regenschutz für meinen Rucksack und eine Gore-Tex-Kugel, die sich zu einer Regenhaut entrollen ließ. Einige Dinge hatte ich mitgebracht für den Fall, dass andere den Dienst versagten – Ersatzbatterien, eine Schachtel wasserfeste Streichhölzer, eine Rettungsdecke und ein Fläschchen Jodtabletten. Neben Staying Found hatte ich noch zwei Schreibstifte und drei Bücher dabei: The Pacific Crest Trail, Volume I: California (ebenjenen Führer, der mich auf die Idee zu dieser Reise gebracht hatte, verfasst von einem Autorenquartett, das in ruhigem, aber ernstem Ton die Schwierigkeiten und die Schönheiten des Trails schilderte), Als ich im Sterben lag von William Faulkner und Der Traum einer gemeinsamen Sprache von Adrienne Rich. Ein zweihundert Seiten starkes Skizzenbuch A4 sollte mir als Reisetagebuch dienen, und eine Ziplock-Tüte barg meinen Führerschein, einen bescheidenen Bargeldvorrat, einen Bogen Briefmarken und einen kleinen Spiralblock mit den Adressen von Freunden, die auf wenige Seiten gekritzelt waren. Schließlich hatte ich noch eine profitaugliche Minolta-X-700-35 mm-Spiegelreflexkamera mit separatem Zoom-Objektiv, separatem Blitzgerät und einem kleinen zusammenklappbaren Stativ, alles verstaut in einer gepolsterten Fototasche von der Größe eines Fußballs.
Nur dass ich keine Fotografin war.
In den vorausgegangenen Monaten hatte ich in Minneapolis ungefähr ein Dutzend Mal einen Outdoor-Laden namens REI besucht und mir dort einen Großteil dieser Sachen gekauft. Das war nur in den seltensten Fällen eine unkomplizierte Angelegenheit. Wie ich schon nach kurzer Zeit lernte, konnte man selbst beim Kauf einer Trinkflasche törichte Fehler machen, wenn man sich vorher nicht gründlich über die neueste Trinkflaschentechnologie informierte. Es gab unterschiedliche Materialien, und alle hatten ihre Vor- und Nachteile, die es zu bedenken galt, vom aktuellen Stand der Designforschung
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