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Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (German Edition)

Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (German Edition)

Titel: Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Strayed
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Sachen zusammen, ging denselben Weg zurück, den ich am Vorabend gekommen war, und stiefelte trotzig über den Whitehorse Campground.
    Den ganzen Morgen über wanderte ich in westlicher Richtung nach Bucks Lake, dann nach Norden und wieder nach Westen, ehe ich auf die zerfurchte Jeep-Piste stieß, die mich zum PCT zurückbringen sollte, und die ganze Zeit dachte ich an das Versorgungspaket, das mich in Belden Town erwartete. Weniger an das Paket als an die zwanzig Dollar darin. Und weniger an die zwanzig Dollar als an die Leckereien und Getränke, die ich mir damit kaufen konnte. Stundenlang schwelgte ich in halb ekstatischen, halb qualvollen Träumen von Kuchen und Cheeseburgern, Schokolade, Bananen, Äpfeln und gemischtem grünen Salat. Vor allem aber von Snapple-Limonade. Das war Unsinn. In meinem Leben vor dem PCT hatte ich nur ein paarmal Snapple-Limonade getrunken und mochte sie zwar ganz gern, aber mehr auch nicht. Sie war nie mein Lieblingsgetränk gewesen. Aber jetzt ging sie mir nicht aus dem Sinn. Rosa oder gelb, das war egal. Kein Tag verging, an dem ich mir nicht in allen Einzelheiten vorstellte, wie es wäre, eine Flasche in der Hand zu halten und an meinen Mund zu führen. An manchen Tagen verbot ich mir solche Gedanken, sonst wäre ich völlig durchgedreht.
    Ich konnte sehen, dass die Straße zu den Three Lakes erst seit kurzem schneefrei war. Der Frost hatte tiefe Löcher in die Fahrbahn gerissen, und Ströme von Schmelzwasser flossen in tiefen, breiten Rinnen an der Seite. Ich folgte der Straße unter einem dichten Dach von Bäumen, ohne jemandem zu begegnen. Am Nachmittag spürte ich ein vertrautes Ziehen im Unterleib. Ich bekam meine Periode. Das erste Mal auf dem Trail. Ich hatte kaum noch daran gedacht. Seit Beginn der Wanderung nahm ich meinen Körper auf eine neue Weise war, die alte Gewohnheiten verdrängte. Ich zerbrach mir nicht mehr den Kopf darüber, ob ich vielleicht eine Idee dicker oder dünner war als am Tag zuvor. Es gab keine Tage, an denen die Haare nicht richtig liegen wollten. All die kleinen inneren Regungen wurden überdeckt von den blanken Schmerzen, die mich unablässig plagten, in den Füßen oder in den Schultern und im oberen Rücken, wo sich die Muskeln so verspannten, dass ich mehrmals innerhalb einer Stunde stehen bleiben und verschiedene Lockerungsübungen machen musste, um mir vorübergehend etwas Linderung zu verschaffen. Ich setzte den Rucksack ab, kramte das Erste-Hilfe-Set heraus und holte den Menstruationsschwamm heraus, ein Stück Naturschwamm, das ich vor der Reise in einen kleinen Ziplock-Beutel gepackt hatte. Ich hatte ihn vor der Reise nur ein paarmal probehalber benutzt. In Minneapolis war er mir in Anbetracht der Umstände auf dem Trail noch ganz praktisch vorgekommen, aber jetzt, wo ich ihn in der Hand hielt, war ich mir da nicht mehr so sicher. Ich wusch mir die Hände mit Wasser aus der Trinkflasche, tränkte dabei den Schwamm und presste ihn aus, dann zog ich meine Hose herunter, hockte mich auf die Straße, führte ihn so weit wie möglich in meine Vagina ein und drückte ihn gegen meinen Gebärmutterhals.
    Als ich die Hose wieder hochzog, vernahm ich Motorengeräusch, und gleich darauf bog ein roter Pick-up mit verlängertem Führerhaus und überdimensionierten Reifen um die Ecke. Bei meinem Anblick trat der Fahrer vor Schreck auf die Bremse. Auch ich erschrak, war aber heilfroh, dass ich nicht mehr auf der Straße hockte, halbnackt und die Hand im Schritt. Ich winkte nervös, als der Pick-up neben mir zum Stehen kam.
    »Hallo!«, grüßte der Fahrer und streckte mir durchs Fenster die Hand entgegen. Ich drückte sie, mir bewusst, was ich mit meiner eben noch getan hatte. Außer ihm saßen noch zwei weitere Männer im Wagen, der eine vorn und der andere auf dem Rücksitz mit zwei Jungen. Die Männer waren schätzungsweise Mitte dreißig, die Jungen vielleicht acht.
    »Wollen Sie zu den Three Lakes?«, fragte der Mann.
    »Ja.«
    Er war eine gepflegte Erscheinung und Weißer, wie der Mann neben ihm und die Jungen auf dem Rücksitz. Der dritte Mann war Latino, hatte lange Haare und einen prallen Schmerbauch.
    »Wir wollen da oben angeln. Wir würden Sie ja mitnehmen, aber wir sind voll.« Er deutete auf die Ladepritsche, auf der eine Huckepack-Wohnkabine saß.
    »Schon in Ordnung. Ich gehe gern zu Fuß.«
    »Heute Abend gibt es Hawaiian Screwdriver. Wenn Sie vorbeischauen möchten.«
    »Danke«, sagte ich und sah ihnen nach, wie sie davonfuhren.
    Den

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