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Der Grüne Strahl

Der Grüne Strahl

Titel: Der Grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gedanken freilich mit etwas ganz anderem; ihr
    zerstreutes Auge hatte diese Gelegenheit vorübergehen las-
    sen, die sich vielleicht in langer Zeit nicht wieder bot.
    »Das ist schade!« murmelte sie, übrigens ohne allzuviel
    Bedauern in Anbetracht dessen, was eben alles geschehen
    war.Inzwischen machte die ›Glengarry‹ die nötigen Manö-
    ver, um aus der Corryvrekan-Straße frei zu kommen, und
    schlug den früheren Kurs nach Norden wieder ein. Jetzt
    kletterte der alte Seemann, nach Austausch eines letzten
    Händedrucks mit seinem vorherigen Begleiter, zur Scha-
    luppe hinunter und segelte, als ob gar nichts vorgefallen
    wäre, zur Insel Jura zurück.
    Der junge Mann selbst, dessen ›Dorlach‹, eine Art leder-
    ner Reisesack, an Bord geschafft worden war, bildete nun
    einen Touristen mehr, den die ›Glengarry‹ nach Oban be-
    förderte.
    Die Inseln Shuna und Luing, auf denen sich die reichen
    Schieferbrüche des Marquis von Breadalbane befinden, zur
    Rechten lassend, glitt der Dampfer an der Insel Seil vorbei,
    die diesen Teil der schottischen Küste schützt; bald darauf
    in den Firth of Lorne eindringend, wand er sich zwischen
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    der vulkanischen Insel Kerrera und dem offenen Land da-
    hin und warf mit dem letzten Schimmer der Abenddäm-
    merung am Pfahldamm des Hafens von Oban seine Sorr-
    taue aus.
    7. KAPITEL
    Aristobulos Ursiclos
    Wenn Oban auch einen ebenso großen Zusammenfluß von
    Kurgästen an seinen Strand gelockt hätte, wie die so stark
    besuchten Küstenorte Brighton, Margate oder Ramsgate,
    eine so wertvolle Persönlichkeit wie Aristobulos Ursiclos
    hätte darüber nicht unbemerkt bleiben können.
    Ohne sich zur Höhe seiner Rivalen zu erheben, ist Oban
    nichtsdestoweniger ein von den Müßiggängern des Verei-
    nigten Königreichs gern aufgesuchter Kurort. Seine Lage an
    der Meerenge von Mull, sein Geschütztsein vor den schar-
    fen Westwinden, deren direkte Einwirkung die Insel Kerrera
    abhält, zieht eine Menge Touristen hierher. Die einen kom-
    men wohl, sich in dem heilsamen Wasser wirklich zu stär-
    ken, andere lassen sich hier gleichsam an einem Zentral-
    punkt nieder, von dem die Wege nach Glasgow, Inverness
    und nach den merkwürdigsten Inseln der Hebriden aus-
    strahlen. Es verdient auch hervorgehoben zu werden, daß
    Oban nicht, wie mancher andere Kurort, eine Art Hospital
    darstellt; die meisten, die hier die warme Jahreszeit zu ver-
    bringen lieben, sind völlig gesund, und man riskiert nicht,

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    wie an gewissen anderen Kurorten, seinen Whist mit zwei
    Kranken und einem Toten zu spielen.
    Obans Existenz reicht kaum 50 Jahre zurück; es trägt des-
    halb in der Lage seiner Plätze, in der Einrichtung der Häuser
    und der Anordnung der Straßenzüge ganz den Stempel der
    Neuzeit. Doch bietet seine Kirche, eine Art normannisches
    Bauwerk mit hübschem Glockenturm, das alte von dich-
    tem Efeu umrahmte Schloß von Dunolly, dessen Gemäuer
    sich nach Norden zu auf einem losgerissenen Felsblock er-
    hebt, ferner das Panorama seiner weißen Häuser und bun-
    ten Villen, die verstreut aus der Hügelreihe hinter der Stadt
    hervorblinken, endlich das ruhige Wasser seiner Bucht, auf
    der sich nicht wenige elegante Vergnügungsyachten schau-
    keln, alles das im Verein ein liebliches, abwechslungsreiches
    Bild.
    In diesem Jahr, und vor allem im Monat August, man-
    gelte es der kleinen Stadt nicht an Touristen oder Kurgäs-
    ten. In der Fremdenliste eines der besten Gasthäuser konnte
    man schon seit einigen Wochen unter anderen mehr oder
    weniger bekannten Namen auch den von Mr. Aristobulos
    Ursiclos aus Dumfries (Nieder-Schottland) lesen.
    Es war das eine ›Personnage‹ von 28 Jahren, die nie-
    mals jung gewesen zu sein und niemals alt zu werden be-
    stimmt schien. Der Mann hatte das Licht der Welt unzwei-
    felhaft gleich in dem Alter erblickt, in dem er sich später
    gleichbleibend halten sollte. Sein Auftreten nahm weder
    für, noch gegen ihn ein; von Gesicht war er ›gewöhnlich‹,
    wie es in Steckbriefen heißt, von Haar für einen Mann et-
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    was zu blond; unter seiner Brille leuchteten ein Paar kurz-
    sichtige Augen; dazu hatte er eine kurze Nase, die man gar
    nicht für die richtige Nase seines Gesichts hielt. Von den
    130.000 Haaren, die jeder menschliche Schädel nach den
    neuesten Untersuchungen tragen soll, waren ihm höchstens
    noch 60.000 übriggeblieben. Eine Krause von Barthaar um-
    rahmte ihm Wangen und Kinn, was seinem Gesicht

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