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Der Grüne Strahl

Der Grüne Strahl

Titel: Der Grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wissenschaftliche
    Promenade nach den letzten Anschwemmungen der Flut
    unternahm, und wechselte mit ihnen einen jener banalen
    Händedrücke, die so häufig mehr mechanisch ausgetauscht
    werden.
    »Mr. Ursiclos!« sagten beide Brüder Melvill.
    »Ah, die Herren Melvill!« antwortete Aristobulos in ei-
    nem Ton, der seine Überraschung ausdrücken sollte. »Die
    Herren Melvill . . . hier . . . in Oban?«
    »Seit gestern abend«, belehrte ihn Bruder Sam.
    »Und wir schätzen uns glücklich, Mr. Ursiclos, Sie bei so
    vortrefflicher Gesundheit zu sehen«, sagte Bruder Sib.
    »Oh, ich danke, meine Herren – Sie kennen ohne Zweifel
    schon die gestern eingetroffene Depesche?«
    »Depesche?« fragte Bruder Sam. Sollte etwa das Ministe-
    rium Gladstone schon . . .
    »Hier geht es nicht um das Ministerium Gladstone«, er-
    widerte Aristobulos Ursiclos ziemlich wegwerfend, »son-
    dern um eine meteorologische Depesche.«
    »Ach so!« antworteten beide Onkel.
    »Ja, man kündigt darin an, daß das über Swinemünde
    liegende Tief sich unter beträchtlicher Verstärkung mehr
    nach Norden gewendet hat. Sein Zentrum liegt heute über
    Stockholm, wo das Barometer, das um einen Zoll – gleich
    25 Millimeter, um dem unter den Gelehrten gebräuchlichen
    Dezimalsystem zu folgen – gefallen ist, nur noch 28,6 Mil-
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    limeter zeigt. Wenn der Luftdruck in England und Schott-
    land noch so ziemlich der gleiche geblieben ist, so ist er
    doch gestern in Valencia um ein Zehntel und in Stornoway
    um zwei Zehntel gefallen.«
    »Und dieses Tief . . .?« fragte Bruder Sam.
    ». . . führt zu welchem Schluß?« fügte Bruder Sib hinzu.
    »Daß das schöne Wetter nicht mehr anhalten wird«, er-
    klärte Aristobulos Ursiclos, »und daß der Himmel unter
    Auftreten südwestlicher Windströmungen bald von den
    Ausdünstungen des Nordatlantischen Ozeans bedeckt sein
    dürfte.«
    Die Brüder Melvill dankten dem jungen Gelehrten, ih-
    nen diese interessanten Vorhersagen mitgeteilt zu haben,
    und folgerten daraus, daß der Grüne Strahl lange genug auf
    sich warten lassen werde – ein Umstand, der ihnen nicht
    besonders unangenehm erschien, da er ihren Aufenthalt in
    Oban verlängern mußte.
    »Und Sie sind gekommen, meine Herren . . .?« fragte
    Aristobulos Ursiclos, nachdem er einen Strandkiesel aufge-
    hoben hatte, den er mit größter Aufmerksamkeit prüfte.
    Die beiden Onkel hüteten sich wohl, ihn bei diesem Stu-
    dium zu stören.
    Doch als der Silex sich der schon vorhandenen Samm-
    lung in der Tasche des jungen Gelehrten zugesellte, sagte
    Bruder Sib:
    »Wir sind in der sehr natürlichen Absicht gekommen, ei-
    nige Zeit hier zu verweilen.«

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    »Und müssen hinzufügen«, sagte Bruder Sam, »daß auch
    Miss Campbell uns begleitet hat . . .«
    »Ah, Miss Campbell!« rief Aristobulos Ursiclos. »Ich
    glaube dieser Silex stammt aus der gälischen Epoche . . . er
    enthält noch Spuren . . . wirklich, es wird mich besonders
    freuen, Miss Campbell wiederzusehen! . . . von meteorolo-
    gischem Eisen. Dieses ganz besondere milde Klima wird ihr
    ausgezeichnet guttun.«
    »Sie befindet sich übrigens ganz nach Wunsch«, be-
    merkte Bruder Sam, »und hat nicht etwa das Bedürfnis, ihre
    Gesundheit wiederherstellen zu müssen.«
    »Macht nichts«, erwiderte Aristobulos Ursiclos. »Die
    Luft hier ist vorzüglich. 21 % Sauerstoff, 69 % Stickstoff mit
    nur wenig Wasserdampf, gerade so viel, wie physiologisch
    von Vorteil ist. Von Kohlensäure nur Spuren. Ich nehme je-
    den Tag eine Analyse vor.«
    Die Brüder Melvill glaubten darin eine zarte Aufmerk-
    samkeit für Miss Campbell erblicken zu dürfen.
    »Aber«, fragte Aristobulos Ursiclos, »wenn Sie nicht aus
    Gesundheitsrücksichten nach Oban gekommen sind, meine
    Herren, darf ich dann wissen, aus welchem Grund Sie Ihr
    Cottage Helensburgh verlassen haben?«
    »Wir haben keine Ursache, es vor Ihnen zu verbergen, in
    Erwägung der Lage, in der wir uns befinden . . .«, antwortete
    Bruder Sib zögernd.
    »Darf ich in dieser Ortsveränderung«, nahm der junge
    Mann, die angefangene Phrase unterbrechend, das Wort,
    »den übrigens ganz natürlichen Wunsch erblicken, mit Ge-
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    legenheit zu geben, mit Miss Campbell häufiger und un-
    ter Verhältnissen zusammenzutreffen, unter denen wir uns
    besser kennen, das heißt schätzen lernen können.«
    »Ganz recht«, erklärte Sib. »Wir glaubten, auf diese Weise
    würde sich unser gemeinsames Ziel leichter erreichen las-
    sen

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