Der Grüne Strahl
unerwartet Aristobulos Ursiclos be-
gegneten.
Der junge Gelehrte, der mit Interesse die inzwischen be-
gonnenen Arbeiten am Fluß verfolgte, war gerade auf dem
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Weg zum Helensburgher Bahnhof, als er die frühere Gesell-
schaft aus Oban bemerkte.
Es wäre zu viel behauptet, wenn man gesagt hätte, daß
Aristobulos Ursiclos durch den Verlust Miss Campbells be-
sonders schmerzlich berührt worden wäre. Ebensowenig
setzte es ihn in Verlegenheit, jetzt der Mrs. Sinclair gegen-
überzustehen.
Man begrüßte sich gegenseitig und Aristobulos Ursic-
los beglückwünschte die jungen Ehegatten in höflichster
Weise.
Die Brüder Melvill konnten, angesichts dieses friedlichen
Ausgangs, nicht verhehlen, wie glücklich sie jene Verbin-
dung mache.
»So glücklich«, äußerte Bruder Sam, »daß ich mich zu-
weilen, wenn ich allein bin, beim Lächeln . . .«
». . . und ich mich beim Weinen ertappe«, sagte Bruder
Sib.»Nun, meine Herren«, bemerkte Aristobulos Ursic-
los, »das liefert zum ersten Mal ein Beispiel für mangelnde
Übereinstimmung zwischen Ihnen; der eine weint, der
andre lacht . . .«
»Oh, Mr. Ursiclos«, meinte Olivier Sinclair, »im Grunde
läuft das doch aufs selbe hinaus.«
»Vollständig«, versicherte die junge Frau und reichte ih-
ren beiden Onkeln die Hände.
»Wie, aufs selbe hinaus?« rief Aristobulos Ursiclos in
dem ihm so wohl anstehenden Ton der Überlegenheit.
»Nein – keineswegs! Was ist das Lächeln? Eine freiwillige
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und eigentümliche Aktion der Gesichtsmuskeln, der die At-
mungsvorgänge nahezu ganz fremd sind, während die Trä-
nen . . .«
»Nun, die Tränen?« fragte Mrs. Sinclair gespannt.
». . . nichts sind als eine zur Schlüpfrigerhaltung des Aug-
apfels dienende Flüssigkeit, einer Mischung von Chlorna-
trium, phosphorsaurem Kalk und chlorsaurem Natron!«
»Vom chemischen Standpunkt betrachtet, haben Sie
recht, Sir«, erwiderte Olivier Sinclair, »aber auch nur von
diesem.«
»Ich verstehe einen derartigen Unterschied nicht«, ant-
wortete Aristobulos Ursiclos empfindlich.
Mit der Steifheit eines Geometers grüßend, nahm er ge-
messenen Schritts den Weg zum Bahnhof wieder auf.
»Nun seh’ einer den Mr. Ursiclos«, rief Mrs. Sinclair, »der
sich Angelegenheiten des Herzens ebenso zu erklären un-
terfängt, wie er den Grünen Strahl erklärt hat.«
»Im Grunde, meine teure Helena«, antwortete Olivier
Sinclair, »haben wir diesen Strahl, nach dem wir so beharr-
lich suchten, nicht einmal zu sehen bekommen.«
»Dafür haben wir etwas Besseres gesehen«, flüsterte die
junge Frau. »Wir sahen das Glück selbst – das die Sage mit
der Beobachtung dieser seltenen Erscheinung in Verbin-
dung bringt . . . Und da wir das gefunden haben, lieber Oli-
vier, wollen wir uns damit begnügen und die Aufsuchung
und Beobachtung des Grünen Strahls denen überlassen, die
ihn noch nicht kennen, aber danach verlangen, ihn kennen-
zulernen!«
INHALT
01. Die Brüder Sam und Sib . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
02. Helena Campbell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
03. Der Artikel der ›Morning Post‹ . . . . . . . . . . . . . . . 30
04. Den Clyde stromabwärts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
05. Von einem Dampfer zum andern . . . . . . . . . . . . . 57
06. Der Strudel von Corryvrekan . . . . . . . . . . . . . . . . 65
07. Aristobulos Ursiclos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
08. Ein Wölkchen am Horizont . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
09. Plaudereien von Mrs. Bess . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
10. Eine Partie Krocket . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
11. Olivier Sinclair . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
12. Neue Pläne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
13. Die Wunder des Meeres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
14. Das Leben auf Iona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
15. Die Ruinen von Iona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
16. Zwei Flintenschüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
17. An Bord der ›Clorinda‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
18. Staffa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
19. Die Fingalshöhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
20. Für Miss Campbell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
21. Ein voller Sturm in einer Höhle
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